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Bayer 04 LeverkusenBeim Vizemeister ist fast alles neu

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Neu in Leverkusen: Trainer Erik ten Hag (l.) und Ibrahim Maza.

Neu in Leverkusen: Trainer Erik ten Hag (l.) und Ibrahim Maza. 

Bayer 04 Leverkusen geht nach einem riesigen personellen Umbruch mit vielen Fragezeichen in die neue Saison. Erster Gegner ist am Samstag Hoffenheim.

Erik ten Hag ist schwer aus der Ruhe zu bringen. Das bewies der 55-jährige Niederländer während der Pressekonferenz vor seinem ersten Bundesliga-Spiel. „Der soeben erfolgte Feueralarm ist wieder freigegeben“, lautete die Durchsage im Medienzentrum und weiter: „Sie können wieder zurück ins Gebäude.“

Als neuer Chefcoach der Werkself saß ten Hag schon im Gebäude und blieb von der vermeintlichen Gefahr unbeeindruckt. Bereitwillig beantwortete er alle Fragen zum Eröffnungs-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen die TSG Hoffenheim. Ein Brand war in der BayArena nicht zu verorten. Allerdings konnte die abgeklärte Reaktion des Trainers auf die Gesamtlage übertragen werden. In Flammen steht der deutsche Vizemeister zwar nicht. Der ein oder andere Zweifel loderte aber schon auf.

Bayer 04 Leverkusen startet gegen Hoffenheim: Großer Umbruch im Sommer

„Ich habe schon große Umbrüche erlebt. Das ist die Herausforderung“, griff der neue, starke Mann die radikalen Kaderveränderungen auf. Bei Ajax Amsterdam hatte er außerordentlich erfolgreich mit jungen Fußballern gearbeitet und auch Manchester United nicht schlechter gemanagt, als viele seiner Vorgänger und sein Nachfolger. Im Rheinland findet der Coach nun einen Umbruch größten Ausmaßes vor.

Nicht nur die Führungsspieler Lukas Hradecky (AS Monaco), Jonathan Tah (Bayern München) und Granit Xhaka (AFC Sunderland) haben den Double-Sieger von 2024 verlassen. Nach Xabi Alonsos Abgang suchten auch die Ausnahmekönner Florian Wirtz und Jeremie Frimpong (beide FC Liverpool), sowie Amine Adli (AFC Bournemouth) das Weite. Rechnet man die Leihspieler Nordi Mukiele (Paris St. Germain), Emiliano Buendia (Aston Villa) und Mario Hermoso (AS Rom), sowie Ersatzkeeper Matej Kovar (PSV Einhoven) mit ein und zählt Victor Boniface, der mit der AC Mailand einig sein soll, dazu, fehlen ten Hag elf Spieler – also eine ganze Mannschaft.

„Jede Ära geht irgendwann zu Ende. Das ist auch gut, weil dieser Verein das gebraucht hat.“
Erik ten Hag

„Jede Ära geht irgendwann zu Ende“, zeigte sich der Coach unbeeindruckt und ergänzte: „Das ist auch gut, weil dieser Verein das gebraucht hat.“ Tatsächlich hatte Simon Rolfes schon früh im Sommer von „frischem Wind“ gesprochen, der benötigt wird. Der Geschäftsführer holte mit Mark Flekken (FC Brentford) eine neue Nummer eins und Janis Blaswich (RB Leipzig) als dessen Vertreter. Auch für das Abwehrzentrum verpflichtete Bayer viel Qualität. Jarell Quansah (FC Liverpool) und der noch verletzte Loic Badé (FC Sevilla) werden die Defensive schnell besser machen und auch Axel Tape (Paris St. Germain) zeigte in der Vorbereitung, dass er mehr als ein talentierter Ergänzungsspieler sein kann.

Die größte Lücke muss im Kreativzentrum geschlossen werden. Nach Wirtz' Absprung schicken sich Ibrahim Maza (Hertha BSC) und der gerade erst ins Teamtraining eingestiegene Malik Tillman (PSV Einhoven) an, diese zu schließen. Erst in dieser Woche kam mit Leihspieler Claudio Echeverri (Manchester City) eine weitere Option hinzu. „Er ist ein Spieler, der mit Ball am Fuß geboren wurde und er ist fit“, stellte ten Hag dem 19-jährigen Argentinier gleich einen Startelfplatz in Aussicht. Auch über Ernest Poku (AZ Alkmaar) und Christian Kofane (Albacete) sagt der Niederländer „Es ist schwierig zu sagen, wie lange der Prozess dauert.“ Bei der Eingewöhnung hänge viel von „Routinen“ und „Abläufen“ ab, die man eben nicht forcieren kann.

„Wie schnell wir zusammenwachsen, hat immer auch mit Ergebnissen zu tun. Wie verdauen wir Enttäuschungen, wie geht man mit Siegen um. Wie baut man das Vertrauen auf“, kam ten Hag auf das große Ganze. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung und einem kaum überzeugenden Pokalsieg in Großaspach (4:0) wird das Hoffenheim-Spiel der erste, echte Gradmesser. Eben weil die Sinsheimer ein runderneuertes Team aufgestellt und unter Trainer Christian Ilzer alle Vorbereitungsspiele und auch die erste Pokalrunde gegen Rostock (4:0) gewonnen haben.

„Hoffenheim könnte einen Vorsprung haben, weil der Trainer schon letztes Jahr da war und die Abläufe besser sind“, meinte der Leverkusener. „Aber es liegt an uns.“ Dafür hat er sogar die Trainerbank gewechselt. Nicht mehr rechts, wie die meisten seiner Vorgänger, sondern links, nah am eigenen Fanblock und ohne Sichteinschränkung durch den Linienrichter, möchte ten Hag die Heimspiele begleiten. „Wir haben das Vertrauen, dass wir das Spiel gewinnen können“, hielt der 55-Jährige fest. Nicht alarmiert, sondern in Ruhe, ganz bei sich selbst.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Bayer Leverkusen: Flekken; Quansah, Tapsoba, Hincapie; Arthur, Andrich, Garcia, Grimaldo, Maza, Tella; Schick. – Hoffenheim: Baumann; Coufal, Chaves, Machida, Bernardo; Avdullahu, Burger, Kramaric, Touré; Lemperle, Asllani. – SR.: Siebert (Berlin).