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Bayer 04 LeverkusenMark Flekken kommt in den Flow

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Zur Stelle: Mark Flekken pariert gegen den ehemaligen Düsseldorfer Dodi Lukebakio von Benfica Lissabon.

Zur Stelle: Mark Flekken pariert gegen den ehemaligen Düsseldorfer Dodi Lukebakio von Benfica Lissabon.

Bayer 04 hat mit dem 1:0-Sieg bei Benfica Lissabon neuen Treibstoff für die Entwicklung seiner jungen Mannschaft getankt. 

Mark Flekken war im Moment des Erfolgs für jeden Spaß zu haben: „Heute habe ich auch mal einen gehalten“, scherzte der Torwart von Bayer 04 Leverkusen nach dem 1:0 (0:0) bei Benfica Lissabon in der Champions League mit einer Mischung aus Erleichterung und Trotz. Für den Niederländer war es zwar schon das vierte Pflichtspiel dieser Saison ohne Gegentor, die Kritik der vergangenen Wochen hat den 32-Jährigen offensichtlich aber nicht ganz kaltgelassen.

Der elf Millionen Euro teure Neuzugang aus Brentford hatte gegen Dodi Lukebakio (43.) und Vangelis Pavlidis (47.) kurz vor und kurz nach der Pause das 0:1 verhindert. Ein Rückstand, der angesichts des Spielverlaufs wohl gleichbedeutend mit einer Niederlage des Bundesligisten gewesen wäre. „Wir haben gelitten“, beschrieb es Aleix Garcia. Bayers Sechser spielte damit auf die Überlegenheit der Mannschaft von Startrainer José Mourinho in der ersten Halbzeit an, die sich im Chancenverhältnis widergespiegelte. Hätte Lissabon getroffen, wäre Leverkusen nicht zurückgekommen.

Dank Flekken und einer kämpferisch starken Defensivleistung hielt die Werkself aber die Null und nutzte durch einen Kopfball des eingewechselten Torjägers Patrik Schick ihre zweite Möglichkeit zum glücklichen Sieg (65.). „Wir mussten gut verteidigen. Mark hat das super gemacht. Wir haben in diesem Spiel einen guten Torwart gebraucht“, lobte Sportchef Simon Rolfes die Nummer eins.

Mark Flekken als Vorbild

Die verbesserungswürdige Leverkusener Verteidigung war im Laufe der noch jungen Saison schon häufiger ein Thema gewesen– nicht nur beim 2:7 gegen Paris. „Die Zusammenarbeit hat diesmal gestimmt“, erklärte Flekken und wies auf den Prozess hin, in dem die neu zusammengestellte Mannschaft zwangsläufig weiterhin steckt: „Wir sind etwa in der Mitte des Prozesses. Es laufen immer noch Schutzmechanismen ab, dass ein Spieler eher nach hinten anstatt nach vorne läuft. Sie wissen manchmal noch nicht genau, auf wen sie sich verlassen müssen“, räumte der Torhüter fehlende Automatismen ein.

Er konnte in seiner persönlichen Entwicklung am Mittwoch im imposanten Estadio da Luz von Lissabon einen Schritt nach vorne machen und so als Vorbild dienen: „Das war eine sehr gute Leistung von mir und hat gutgetan. Auf dem Stand kann es weitergehen. Es hatte mir noch so ein bisschen der Flow gefehlt. Vielleicht war dieses Spiel der Schalter, um reinzukommen“, sagte Flekken zufrieden.

Bayer 04 biss sich ausgehend von der Leistung seines Schlussmanns und den starken Vorstellungen von Jarell Quansah und Loic Badé in der Dreierkette in die Partie und ließ nach Schicks Treffer so gut wie nichts mehr zu. „Es war schön, dass die Mannschaft diesen Kampfgeist gezeigt hat“, lobte Rolfes und erklärte den Prozess: „Es geht um das Gefühl zueinander, sich aufeinander verlassen zu können. Und auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in schwierigen Situationen verteidigen zu können.“

Wir versuchen immer zu lernen und haben uns etwas von ihm abgeschaut.
Simon Rolfes, Sportchef Bayer 04 Leverkusen über José Mourinho

Rolfes konnte sich auch ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er auf die Mätzchen seines Teams angesprochen wurde, das im Stile von Mourinho-Teams immer wieder geschickt Zeit von der Uhr nahm und so den Rhythmus des Spiels brechen konnte. Im Frühjahr 2023 war Leverkusen im Europa League-Duell mit AS Rom selbst noch Opfer dieser Taktik geworden. Der gegnerische Trainer hieß damals José Mourinho. „Wir versuchen immer zu lernen und haben uns etwas von ihm abgeschaut.“

Eine weitere wichtige Komponente im Leverkusener Spiel war Ibrahim Maza, der als einer von drei 19-Jährigen in der Startelf seiner Feuertaufe auf der Sechs neben Gracia bravourös bestand und zu Recht von er UEFA als „Man oft the Match“ ausgezeichnet wurde. „Jeder Junge träumt davon, diesen Ball zu bekommen. Es ist cool neben Garcia zu spielen“, freute sich der stolze Maza und präsentierte die persönliche Trophäe in seiner Hand.

Gelungenes Debüt auf der Doppelsechs: Bayer-Youngster Ibrahim Maza (r. gegen Georgiy Sudakov) war in Lissabon „Man of the Match“.

Gelungenes Debüt auf der Doppelsechs: Bayer-Youngster Ibrahim Maza (r. gegen Georgiy Sudakov) war in Lissabon "Man of the Match".

Simon Rolfes nutzte den guten Auftritt des Youngsters, um ihn als Paradebeispiel für die Entwicklung des ganzen Teams hervorzuheben: „Es ist eine große Freude zu sehen, wie wissbegierig er ist und wie schnell er dazulernt. Auch auf einer ungewohnten Position auf Champions League Niveau. Ibo hat vergangene Saison noch 2. Liga gespielt.“

Der Sieg von Lissabon hat zur Halbzeit der Ligaphase also nicht nur die Chancen der Leverkusener auf das Erreichen der K.o.-Runde schlagartig verbessert, er tat nach dem 0:3 bei Bayern München einfach auch richtig gut. „Respekt vor der Teamleistung in einem solchen Spiel dem Druck standzuhalten und drei Punkte zu holen. Wir hatten an diesem Spieltag wahrscheinlich das jüngste Team der Champions League auf dem Platz“, verwies Trainer Kaspar Hjulmand auf das Durchschnittsalter seiner Elf von 23, Jahren.  (23,9),

Der Däne leitete aus dem ersten Königsklassen-Sieg von Bayer 04 ab, dass das gesamte Projekt trotz der Personalsorgen und insgesamt schwierigen Umstände auf einem guten Weg ist: „Lissabon war eine weitere wichtige Erfahrung nach der Lehrstunde in München. Wir haben gezeigt, dass wir gemeinsam weit kommen können. Der Sieg war  Treibstoff für unsere Entwicklung“, freute sich der Coach mit Blick auf die nächste Aufgabe in der Bundesliga am Samstag (15.30 Uhr/DAZN, Sky) gegen den FC Heidenheim.