Erik ten Hag ist Geschichte. Unter dem Bayer-Kreuz wurde dem niederländischen Chefcoach keine Träne nachgeweint. Vielmehr machte sich zwei Tage nach der eiligen Entlassung des 55-Jährigen so etwas wie Aufbruchstimmung breit. Ein anderer Niederländer war mit für das veränderte Binnenklima verantwortlich. Rogier Meijers ist jünger als ten Hag und war bis zuletzt (mit Andries Ulderink) dessen Co-Trainer. Beim 2:1 (1:0)-Testspielsieg gegen Viktoria Köln übernahm der 43-Jährige die Rolle des Einheizers an der Seitenlinie.

„Push, push“, schallte es während des zweimal 30 Minuten-Tests gegen den Drittligisten immer wieder durch das Ulrich-Haberland-Stadion. Meijers, der jahrelang als Cheftrainer des NEC Nijmegen in der Eredivisie gecoacht hatte und deswegen auch als interne Interimstrainer-Lösung gelten kann, trieb die Werkself verbal an. Vor allem nach Ballverlusten, egal in welcher Zone, war Gegenpressing angesagt.

Auch wenn dem Bundesliga-Zwölften gegen die Domstädter 14 Nationalspieler, sowie der angeschlagene Jonas Hofmann fehlten, gelangen etliche dieser Aktionen.  Insgesamt lieferte das neuformierte Leverkusen im 3:4:3:-System mit Janis Blaswich zwischen den Pfosten, Lois Badé als Abwehrchef sowie dem Debütanten-Duo Ezequiel Fernandez als Sechser und Lucas Vazquez auf der rechten Schiene, eine ansprechende Vorstellung.

„Dieser Test war gut für uns“, hielt der spanische Routinier Vazquez nach seiner Premiere im Bayer-Trikot fest. Die Real Madrid-Legende stand 45 von 60 Minuten auf dem Rasen und bemerkte, dass sich sein neues Team „Stück für Stück verbessern“ muss. Den Coaching-Stil von Rogier Meijers lobte er explizit: „Das war ein gutes Gefühl, die Ideen des Trainers waren klar, ein gutes Match“, befand der 34-Jährige.

Da Arthur schon nach wenigen Sekunden Christian Kofane bedient und dieser zum 1:0 getroffen hatte, lief das ungleiche Testspiel in erwartbaren Bahnen. Nach der Pause verwandelte Malik Tillman einen Foulelfmeter zum 2:0 (36.) und erst als Vazquez, Badé und Kofane gingen und viele U19-Spieler kamen, erzielte Kölns Raphael Ott den Endstand (53.).

„Ich glaube, das Team hat eine gute Qualität“, sprach der fünffache Champions League-Sieger Vazquez seinem neuen Klub und auch Simon Rolfes indirekt Mut zu. Bei der Trainersuche solle dieser darauf achten, dass der Neue „zur Idee und der Philosophie des Klubs passt“. Ob es Vazquez Landsmann Raul ist, dessen Name als ehemaliger Real Madrid B-Coach von der Marca und Mundo Deportivo ins Gespräch gebracht wurde, der ehemalige Barca-Trainer Xavi oder doch eine andere, nicht spanische Trainer-Variante, bleibt abzuwarten.

In Leverkusen wollen sie weiter für dominanten, attraktiven Fußball stehen. Geschäftsführer Rolfes, der mit Erik ten Hag daneben lag, muss schon vor dessen Entlassung den Markt sondiert und Lösungen vorbereitet haben. „Natürlich arbeiten wir jetzt mit Hochdruck daran“, stellte der 43-Jährige einen neuen Cheftrainer bis Anfang kommender Woche in Aussicht. Weil viele Nationalspieler am Dienstag, spätestens Mittwoch unter das Bayer-Kreuz zurückkehren und dort das Freitagsspiel gegen Eintracht Frankfurt (12.9.) vorzubereiten ist, herrscht ein gewisser  Zeitdruck.

Für den Fall, dass so schnell kein „freier“ Trainer zu haben ist oder die Verpflichtung eines vertraglich gebundenen Coaches länger dauert, wissen sie spätestens seit Mittwoch: Mit Rogier Meijers (und Andries Ulderink) kann es auch klappen. „Ich spüre auf jeden Fall eine gute Stimmung“, hielt Rolfes fest und lobte Meijers und Co.: „Wir haben ein gutes, funktionierendes Trainerteam, das die richtigen Schritte nach vorne einleitet und inhaltliche Themen jetzt schon angeht.“