Bayer 04 Leverkusen startet am Freitag in Großaspach in die Fußball-Saison 2025/26 und hat noch viel Arbeit vor sich.
Bayer Leverkusen„Alle schauen nur nach vorne“

Trainer Erik ten Hag auf der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalspiel von Bayer 04 Leverkusen bei der SG Sonnenhof Großaspach.
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Erik ten Hag kommt aus einer Seefahrernation und wählte vor Bayer 04 Leverkusens Pflichtspielstart einen entsprechenden Slogan: „Auf dem Wind von gestern kann man heute nicht segeln“, sagte der neue Chefcoach vor dem Erstrunden-Match im DFB-Pokal am Freitag (18 Uhr/Sky) beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach.
Der 55-jährige Niederländer spielte mit seinem Satz einmal mehr auf die erfolgreichste Zeit der Klubgeschichte an und zollte seinem Vorgänger Xabi Alonso, sowie allen abgewanderten Doublesiegern nochmal Respekt. Dann stellte er klar: „Die Spieler, das Trainerteam und auch der geschäftsführende Vorstand schauen nur nach vorne.“
Ein zweites Elversberg vermeiden
Die Profis, die nach den Abgängen von Florian Wirtz, Granit Xhaka, Jonathan Tah, Lukas Hradecky und Jeremie Frimpong unter dem Bayer Kreuz geblieben sind, sollen und müssen den Übergang gestalten. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung mit Niederlagen gegen Flamengos U20 (1:5) und FC Chelsea (0:2), sowie den Erfolgen gegen Bochum (2:0), Sittard (2:1) und Pisa (3:0) hängt für den neuen Kapitän Robert Andrich und seine Kollegen einiges vom Duell mit dem Tabellenführer der Regionalliga Südwest ab. Fällt die Werkself ihrer Situation mit einem noch unvollständigen Kader zum Opfer und patzt gleich beim Oberliga-Meister, droht ein Szenario wie vor drei Jahren unter Gerardo Seoane, der über die Pokal-Hürde SV Elversberg stolperte und im Herbst entlassen wurde.
„Jedes Spiel ist wichtig, aber das erste Spiel ist das wichtigste“, sagte ten Hag deswegen. Wohl wissend, dass die Großaspacher nach den klaren Liga-Siegen gegen Balingen (6:1) und in Walldorf (4:1) vor Selbstvertrauen nur so strotzen. „Das ist eine spielerische Mannschaft, die viele Tore schießt. Sie machen es sehr gut, also müssen wir auch gut sein“, schlussfolgerte der neue Leverkusener Coach. Mit Ajax Amsterdam hatte er 2019 und 2021 den KNVB-Pokal gewonnen und auch als Manager von Manchester United den EFL Cup 2023 und den FA Cup 2024 als einzige Titel abgeräumt. „Pokal hat mich immer begeistert, das ist ein super Wettbewerb“, schürte er die Euphorie und ergänzte: „Ein Spiel und dann muss es entschieden sein.“
Für Bayer 04 ist die Fallhöhe als Pokalsieger 2024 und Vizemeister am Freitag hoch, weshalb der Coach „Fokus“ und „Respekt“ fordert. Schließlich kann der angestoßene Umbauprozess leichter vonstattengehen, wenn die junge Werkself erfolgreich ist. Das weiß auch ten Hag und möchte die Wadenprobleme von Malik Tillman, die den offensiven Hoffnungsträger aus Eindhoven weiter lahmlegen, ebenso wenig als Ausrede zulassen, wie Victor Bonifaces Oberschenkelverletzung oder die Erkrankung von Alejandro Grimaldo unter der Woche. Egal welcher Elf er im Aspacher 10.000-Zuschauer-Stadion vertraut, müsse diese „hart zusammenarbeiten“.
Ich weiß, wie man solche Prozesse managt.
„Ich weiß, wie man solche Prozesse managt“, nahm der Niederländer die Situation an. Bis das neue Team, sein auf dominanten, offensiven Fußball ausgerichtetes Spielsystem verinnerlicht habe und darin, je nach Spieler-Charakter, intuitiv oder mit starrerer Führung, agieren kann, sei Geduld gefragt. Er selbst sei eher der erwartungsvolle Typ, stellte ten Hag einerseits klar. Andererseits betonte er die Unmöglichkeit, solche Prozesse zu forcieren.
Nach seiner Segel-Metapher führte der Coach noch einen britischen Roman-Vergleich an:„ Niemand ist wie Harry Potter.“ Auch wenn der Spagat zwischen dem schnellen Aufbau eines neuen Teams und gleichzeitigem Erfolg im Topfußball an Zauberei grenzt, müssen sie es in Leverkusen angehen. „Bis zum Herbst, Winter geht es darum, hart zusammenzuarbeiten“, sagte Erik ten Hag und hielt es dann wie sein Vorgänger Xabi Alonso: „Trophäen gibt es erst im Mai. Bis März, April müssen wir uns also in die Position bringen, etwas gewinnen zu können.“