DFB-PokalfinaleBayer Leverkusen will das Double holen

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Entschlossen nach Berlin: die Leverkusener Patrik Schick (l-r), Edmond Tapsoba /hinten), Victor Boniface und Jonathan Tah.

Entschlossen nach Berlin: die Leverkusener Patrik Schick (l-r), Edmond Tapsoba /hinten), Victor Boniface und Jonathan Tah.

Bayer 04 Leverkusen steht als Deutscher Meister im DFB-Pokalendspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern vor dem Gewinn des Doubles.

Die tiefe Wunde aus Dublin schmerzt noch sehr. Kein Wunder, denn für Bayer 04 Leverkusen ist die 0:3-Abreibung gegen Atalanta Bergamo im Finale der Europa League ganz frisch. Eine bittere und auch unerwartete Niederlage, die aber nicht am Ende dieser bis vergangenen Mittwoch perfekten Saison mit 51 ungeschlagenen Pflichtspielen in Serie und dem unglaublichen Ritt zur ersten Deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte stehen soll.

„Wir haben die Möglichkeit, diese besondere Saison noch besonderer zu machen“, wies Abwehrchef Jonathan Tah noch in den Katakomben des Aviva-Stadiums in der irischen Hauptstadt auf das nächste Großereignis hin. Die Werkself kann am Samstag (20 Uhr/ARD und Sky) im Berliner Olympiastadion mit einem Sieg im DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ihre Titelsammlung auf vier erweitern.  Es wäre das erste Double und auch erst der zweite Erfolg im nationalen Cup-Wettbewerb nach 1993.

Lauterer Sieg käme einer Riesensensation gleich

Dafür muss das Team von Trainer Xabi Alonso das Trauma von Dublin schnell verarbeiten und sich auf seine Stärken besinnen. Unter normalen Umständen kann der Sieger in diesem Pokalfinale nur Leverkusen heißen. Immerhin tritt der ungeschlagene deutsche Meister gegen einen Zweitligisten an, der sich so gerade vor dem Abstieg in die Dritte Liga gerettet hat. Beim 4:0-Sieg im Halbfinale war mit Fortuna Düsseldorf schon der Zweitliga-Dritte dieser Saison nicht mehr als ein Spielball der Leverkusener gewesen. Ein Sieg der Lauterer käme der wohl größten Sensation in der Final-Geschichte des DFB-Pokals gleich.

Zumal Bayer 04 mit Frust und einer gehörigen Portion Wut im Bauch von Irland nach Berlin gereist ist. „Wir schauen nach vorne und gehen voller Selbstvertrauen in dieses Finale. Wir dürfen uns nicht durch diese eine Niederlage alles kaputt reden lassen“, lenkte Jonathan Tah gegen die Depressionen.

Auch der Kapitän kennt für Samstag nur eine Richtung: „Uns allen ist klar, dass diese Saison etwas glücklicher beendet werden muss. Deshalb müssen wir dieses scheiß Gefühl verarbeiten und den Ärger am Samstag herauslassen“, sagte Lukas Hradecky. Der Finne, der gegen Bergamo wie erwartet Leverkusens Pokaltorwart Matej Kovar  den Vortritt lassen musste, könnte sein zweites Finale in Berlin spielen und zum zweiten Mal nach dem Erfolg mit Eintracht Frankfurt im Jahr 2018 den Pott gewinnen.

Wir haben jetzt eine neue Chance und haben dann eine fast perfekte Saison gespielt.
Granit Xhaka, Mittelfeldspieler Bayer 04 Leverkusen

„Wir müssen den Schmerz in Energie verwandeln“, forderte Xabi Alonso nach der ersten größeren Delle in seiner noch jungen Trainer-Laufbahn. Sein verlängerter Arm auf dem Feld stellte nach dem Finale gegen Bergamo etwas überraschend sogar die Charakterfrage: „Jetzt müssen wir schauen, welchen Charakter diese Mannschaft wirklich hat. Wenn man 51 Spiele ungeschlagen bleibt, ist es einfach zueinanderzustehen und zu lachen“, sagte der Schweizer. Erst nach einer solchen Niederlage sei zu erkennen, welcher Spieler Charakter hat, schnell aufstehen und weitermachen kann: „Diese Niederlage darf unsere Saison nicht kaputtmachen. Wir haben jetzt eine neue Chance und haben dann eine fast perfekte Saison gespielt.“

Es ist davon auszugehen, dass Xabi Alonso seine Elf im Vergleich zum Duell mit Atalanta einerseits personell umkrempeln wird und andererseits anders wird einstellen müssen: „Kaiserslautern wird wahrscheinlich defensiver spielen als Bergamo. Taktisch wird das eine andere Aufgabe für uns, die wir aber auch aus der Bundesliga kennen. Für beide Spielstile haben wir in dieser Saison gute Lösungen gehabt“, erklärte Sportchef Simon Rolfes.

Anderes Personal und andere Taktik

Der Zweitligist wird womöglich noch weniger Ballbesitz als Bergamo (33 Prozent) gegen Bayer 04 generieren und sicher nicht so aufwendig und hoch pressen wie die Italiener. Zu erwarten ist, dass FCK-Coach Friedhelm Funkel von Sieg der Bergamasken nur einen Wunschtraum abschauen konnte und seinem Team eine Mauertaktik verordnet, also den Bus vor dem eigenen Tor parken wird. Eine Herangehensweise des Gegners, mit der die Leverkusener mit Ausnahme des 0:0 im Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach in dieser Saison nicht allzu große Probleme hatten.

Zumal Bayer-Coach Alonso mit Patrik Schick und Victor Boniface sogar zwei klassische Stoßstürmer aufbieten kann und sicher auch wird. Gegen Bergamo hatte er zu Beginn sowohl auf den Tschechen als auch auf den Nigerianer verzichtet und stattdessen mit Florian Wirtz als falschem Neuner agiert. Eine Taktik, die gegen die „Roten Teufel“ nicht zu erwarten ist.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Bayer Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tah, Hincapie; Tella, Andrich, Xhaka, Grimaldo; Hofmann, Wirtz; Boniface. —1. FC Kaiserslautern: Krahl; Toure, Tomiak, Elvedi; Zimmer, Kaloc, Raschl, Puchasz; Ritter; Hanslik, Redondo. — SR.: Dankert (Rostock).

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