DFB-Pokal-HalbfinaleBayer Leverkusen darf weiter vom Triple träumen

Lesezeit 4 Minuten
Bayer Leverkusens Florian Wirtz verwandelt den Handelfmeter sicher zum 4:0-Endstand.

Bayer Leverkusens Florian Wirtz verwandelt den Handelfmeter sicher zum 4:0-Endstand.

Bayer 04 Leverkusen steht nach dem 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf im DFB-Pokal-Finale am 25. Mai in Berlin gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Bayer 04 Leverkusen hat die Bürde des haushohen Favoriten als große Lust am Spiel empfunden und steht wie erwartet im Finale des DFB-Pokals. Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga erteilte Zweitligist Fortuna Düsseldorf im Halbfinale beim 4:0 (3:0) eine bittere Lehrstunde und darf am 25. Mai in Berlin vom zweiten Titelgewinn nach 1993 und weiter vom Triple mit Meisterschaft und Europa League-Triumph träumen.

Gegner ist mit dem von Friedhelm Funkel trainierten 1. FC Kaiserslautern dann erneut ein Zweitligist. Es dürfte keinen Zweifel darüber geben, wer in diesem ungleichen Duell der Favorit ist, zumal Bayer 04 seine unglaubliche Serie auf 40 ungeschlagene Pflichtspiele in dieser Saison ausbaute.

Xabi Alonso ließ im Halbfinale schon vor dem Anpfiff keine Zweifel aufkommen und schickte seine nominell beste Elf aufs Feld. Im Vergleich zum dramatischen 2:1 am Samstag in der Bundesliga gegen Hoffenheim wechselte der Bayer-Trainer dreimal. Pokal-Torwart Matej Kovar ersetzte Lukas Hradecky. Außerdem standen Josip Stanisic und Amine Adli für Piero Hincapie und Jonas Hofmann in der Startelf.

Frimpong sorgt für die frühe Führung

Es dauerte nicht lange, bis der Favorit das erste Statement setzte. Nachdem Emmanuel Iyoha Jermie Frimpong gerade so noch am 1:0 hinderte (4.), konnte drei Minuten später nichts und niemanden mehr den Niederländer aufhalten. Adli hatte den Ball mit einem beherzten Sprint gehalten und heiß gemacht. Über Florian Wirtz und Granit Xhaka kam Patrik Schick in Schussposition. Der Tscheche säbelte am Ball vorbei und brachte so unfreiwillig Frimpong in Position. Der offensive Rechtsverteidiger fackelte nicht lange und traf wuchtig zum 1:0 unter die Latte.

Der Zweitligist spielte zwar mutig und hatte auch zwei Abschlüsse durch Suliman Mustapha (6.) und Toptorjäger Christos Tzolis (9.), für Leverkusens Qualität reichte es aber bei weitem nicht. Als Edmond Tapsoba die Naivität im Pressing der Fortuna entlarvte und aus dem eigenen Strafraum mit einem einfachen Pass ins Zentrum fünf Gegner aus dem Spiel nahm, konnte Bayer sich aussuchen, wer das 2:0 erzielt. Der ballführende Wirtz entschied   sich für Adli, der von der linken Seite aus 15 Metern akkurat links unten einschoss (20.).

Doppelpack für Florian Wirtz

Düsseldorf war längst tief beeindruckt und schenkte der Werkself den dritten Treffer. Torwart Florian Kastemeier verpatzte ein Abspiel auf Jamil Siebert, der den Ball irgendwie aber auch gar nicht haben wollte. Robert Andrich und Adli nutzten das und brachten Flo Wirtz in Position. Der Nationalspieler ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und erhöhte auf 3:0. Das Spiel war nach 35 Minuten entschieden.

Auch, weil der rheinische Nachbar seine beste Chance nicht nutzte. Nachdem Wirtz mit einem 25-Meterschuss das 4:0 verpasst hatte (41.) tauchte Fortuna Kapitän André Hoffmann sechs Meter vor dem Tor frei auf, scheiterte aber mit seinem zu unplatzierten Schuss am aufmerksamen Kovar (45.).

Gäste-Coach Daniel Thioune reagierte zur Pause mit zwei Wechseln, wich aber nicht von seiner offensiven Ausrichtung ab. Die Fortuna-Fans versuchten derweil ihre Lieblinge mit einem zünftigen Feuerwerk zu motivieren, was allerdings nur Kopfschütteln hervorrief, weil die Leuchtraketen neutrale Zuschauer in Gefahr brachten.

Comeback von Torjäger Victor Boniface

Trotzdem verzeichnete Düsseldorf die erste Chance des zweiten Durchgangs. Der Abschluss von 17-Tore-Stürmer Tzolis war aber zu unpräzise, um Kovar vor ernsthafte Probleme zu stellen (54.). Das vierte Tor ging erneut auf das Konto der Hausherren. Matthias Zimmermann machte einen Kopfball von Schick , der am Tor vorbeigeflogen wäre, erst scharf und lenkte ihn an den Pfosten (57.). Allerdings mit dem ausgestreckten Arm, sodass Zimmermann nach Einsatz des Video-Assistenten für sein Fast-Eigentor auch noch bestraft wurde. Wirtz verwandelte den Handelfmeter sicher zum 4:0 (60.). Der richtige Zeitpunkt für die Bayer-Fans, um zum ersten Mal „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ anzustimmen.

Fünf Minuten später verließ Doppelpacker Wirtz zusammen mit Adli und Schick das Feld. Jonas Hofmann, Nathan Tella und Victor Boniface kamen. Letzterer unter frenetischem Applaus des Publikums, die die spektakuläre Spielweise seit dem 20. Dezember   2023 vermisst hatten.   Der dreieinhalb Monate lang verletzte Boniface ist mit elf Treffern immer noch bester Bundesliga-Torschütze der Leverkusener in dieser Saison   und gibt Xabi Alonso auf der Jagd nach drei Titeln eine weitere, bärenstarke Option.

Für den baskischen Trainer-Novizen bedeutet der ungefährdete Halbfinalsieg gleich in seiner ersten vollständigen Saison den ersten Einzug in ein Finale. Als Spieler gewann er 2016 den DFB-Pokal mit Bayern München. Aufgrund einer Rippenverletzung allerdings nur als Zuschauer. Es dürfte kaum Zweifel daran geben, dass am 25. Mai in Berlin der zweite Titel dazukommt — diesmal in aktiver Rolle von der Bank aus.


Statistik zum Spiel:

Bayer Leverkusen: Kovár; Stanisic, Tah, Tapsoba; Frimpong, Andrich, Xhaka (78. Kossounou), Grimaldo (71. Hincapie); Adli (65. Tella), Wirtz (65. Hofmann); Schick (65. Boniface).– Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier; M. Zimmermann (85. Vermmeij), A. Hoffmann (46. Quarshie), Oberdorf, Siebert, Iyoha (76. Jastrzembski); Engelhardt, Johannesson; Klaus (46. Sobottka), Mustapha,(65. Niemiec), Tzolis. –SR.: Dingert (Lebecksmühle). – Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). –Tore: 1:0 Frimpong (7), 2:0 Adli (20.), 3:0 Wirtz (35.), 4:0 Wirtz (60./Handelfmeter). – Gelbe Karte: Tzolis.

Rundschau abonnieren