Leverkusen bleibt ungeschlagenZentner verhilft Bayer 04 zum Rekord

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Premiere: Granit Xhaka (2.v.l.) bejubelt seinen ersten Saisontreffer für Bayer 04 Leverkusen.

Premiere: Granit Xhaka (2.v.l.) bejubelt seinen ersten Saisontreffer für Bayer 04 Leverkusen.

Bayer 04 Leverkusen hat den 1. FSV Mainz glücklich mit 2:1 besiegt und bleibt damit auch im 33. Pflichtspiel der Saison 2023/24 ungeschlagen.

Bayer 04 Leverkusen hat in der Bundesliga-Saison 2023/24   schon besonderes gezeigt. Zu den erstaunlichen Dingen, die die Werkself zu leisten vermag, gehört auch, dass sie die permanenten Diskussionen um einen Wechsel ihres Trainers Xabi Alonso nach dieser Saison ausblenden kann. Erst war es Real Madrid, dann der FC Liverpool und seit dieser Woche auch noch der FC Bayern München. Die Werkself bleibt trotz allem im Hier und Jetzt und versteht es auch, mit einer schwächeren Leistung zu gewinnen. Für den 2:1 (1:1)-Arbeitssieg gegen Abstiegskandidat 1. FSV Mainz 05 und den damit verbundenen Rekord einer deutschen Klubmannschaft benötigte der Spitzenreiter aber einen schweren Torwartfehler von Gästetorhüter Robin Zentner. Es war in dieser Saison das 33. Pflichtspiel ohne Niederlage für Bayer 04. Leverkusen schnappte damit Bayern München seine Bestmarke von 32 ungeschlagenen Partien in der Saison 2019/20 weg.

Alonso entschied sich für Amine Adli als Sturmspitze anstelle von Patrick Schick. Wohl in der Vermutung, dass sich die Mainzer nicht hinten einigeln würden. Außerdem lief Odilon Kossounou erstmals seit dem Sieg beim Afrika-Cup mit der Elfenbeinküste wieder von Beginn an in der Dreierkette auf.

Xhakas erstes Saisontor

Der Auftakt des 23. Spieltags der Fußball-Bundesliga benötigte keine Aufwärmrunde. Die Gäste, die ihrem neuen Trainer Bo Henriksen zur Premiere einen 1:0-Heimsieg gegen Augsburg beschert hatten, liefen tatsächlich hoch an und gerieten schnell in Rückstand. Granit Xhaka nahm einen Abpraller am linken Strafraumeck direkt und überraschte FSV-Keeper Robin Zentner, der dem Schuss des Schweizers nur verdutzt hinterher schaute (3.). Für Xhaka war es der erste Saisontreffer.

Mainz beeindruckte das 0:1 gar nicht. Nach einem Freistoß des in der Winterpause von Leverkusen zum FSV gewechselten Nadiem Amiri entwischte Silvan Widmer Alejandro Grimaldo und legte Dominik Kohr per Kopf den Ausgleich auf. Torwart Lukas Hradecky war gegen den Kopfball des Ex-Bayer-Profis aus sechs Metern machtlos (7.). Es hatte sich schnell bewahrheitet, dass in Spielen zwischen Leverkusen und Mainz gerne viele Tore fallen. Vor dem Duell am Freitag waren es 57 Treffer in 35 Begegnungen.

Das 36. Aufeinandertreffen hielt auch in der Folge, was der Anfang versprochen hatte. Es war nichts davon zu sehen, dass die 05er als Tabellenvorletzter an die Dhünn gereist waren. Henriksens Elf gefiel durch eine gute Staffelung, beherztes Passspiel und harte Zweikämpfe, sobald die Werkself in der Nähe ihres Strafraums auftauchte. Und Sepp Van den Berg prüfte Hradecky mit einem tückischen Aufsetzer (16.).

Danach erhöhte der Tabellenführer aber den Druck und wäre wieder in Führung gegangen, wenn Jonas Hofmann bei seinen Entscheidungen ein glücklicheres Händchen bewiesen hätte. Erst entschied der Ex-Gladbacher sich für einen Schuss aufs kurze Eck, anstatt Adli anzuspielen (16.). Dann nutzte er einen Fehler von Zentner nicht, weil er zu lange überlegte (35.) und scheiterte schließlich am Mainzer Schlussmann, weil er flach anstatt hoch abschloss (40.).

Alonso diskutiert mit dem Schiedsrichter

Ein 2:1 für Bayer zur Pause wäre verdient gewesen, auch weil Grimaldo Zentner noch zwei Mal aus der Distanz zu Glanzparaden zwang (41./44.). Aufregung gab es kurz vor der Halbzeit, nachdem der Mainzer Philipp Mwene dem enteilenden Jeremy Frimpong in die Hacken gelaufen war. Anstatt Rot für Mwene wegen Notbremse gab es Gelb für den reklamierenden Frimpong (45.+1). Eine Entscheidung, die auch dem Videobeweis standhielt und Alonso auf die Palme brachte. Der Spanier sah Gelb und suchte nach dem Pausenpfiff intensiv das Gespräch mit Schiedsrichter Timo Gerach.

Zentner patzt bei Andrichs Siegtor

Die zweite Hälfte begann mit einer sehr guten Kopfballchance für Mwene, der knapp rechts vorbei zielte (48.) und einer Rettungstat von Jonathan Tah gegen Leandro Barreiro (50.). Mainz hatte wieder mehr Zugriff, auch weil Florian Wirtz in seinem 100.Bundesligaspiel gut abgeschirmt war und in viele Zweikämpfe verwickelt war. Nach einem haarsträubenden Querpass von Edmond Tapsoba hatte der FSV durch Jae Sung Lee auch den dritten Hochkaräter nach dem Wechsel. Der Südkoreaner setzte seinen Schuss aus 15 Metern aber zu hoch an (55.).

Bayer 04 brauchte eine gute Viertelstunde und einen gefährlichen Kopfball von Kossounou, um halbwegs in den zweiten 45 Minuten anzukommen (63.). Für das zu diesem Zeitpunkt eher glückliche 2:1 brauchte es allerdings den Blackout von Zentner, der einen 25-Meterschuss von Robert Andrich durch die Finger flutschen ließ (68.). Das passende Geschenk für Andrichs 100. Pflichtspiel im Leverkusener Trikot.

Die Hilfe war nötig, denn Bayer zeigte seine schwächste Saisonleistung. Und Mainz assistierte weiter zum Rekord: Der eingewechselte Jessic Ngankam stieg Xhaka mit offener Sohle auf die Wade und sah nach Videobeweis die Rote Karte (80.). Trotz Überzahl mussten die fahrigen Leverkusener den Sieg nach Hause zittern und taten damit den nächsten Schritt in Richtung erste Meisterschaft.


Statistik zum Spiel:

Bayer Leverkusen: Hradecky; Kossounou, Tah, Tapsoba; Frimpong (83. Tella), Andrich, Xhaka, Grimaldo; Hofmann (56. Schick), Wirtz (90. Hlozek); Adli (83. Hincapie). – FSV Mainz: Zentner; Kohr, Van Den Berg, Caci; Widmer (59. Guilavogui), Barreiro, Amiri, Mwene; Gruda (64. Ngankam), Lee; Onisiwo. – SR.: Gerach (Landau). – Zuschauer: 30.210. – Tore: 1:0 Xhaka (3.).1:1 Kohr (8.), 2:1 Andrich (68.). – Rote Karte: Ngankam (80.).