Die WM-Auslosung war eine mehr als bizarre Veranstaltung

Wurzelbehandlung ohne Betäubung

Donald Trump (l.) und Gianni Infantino. Foto: imago
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Wenn man einen Termin für eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt hat, dann weiß man: Schön ist anders. Aber es hat ja einen erkennbaren Nutzen, es gibt Betäubungsmöglichkeiten und nachher Tabletten gegen den Schmerz. All das gibt es gegen Gianni Infantino nicht. Mancher will in dessen unterwürfigem Gezappel gegenüber Trump bei der WM-Auslosung ein strategisches Spiel zur Sicherung einer reibungslosen WM erkennen. Märtyrer Infantino opfert sich quasi für die Sache des Fußballs. Dafür spricht ja schon auch, dass Trump jetzt erklärt, das Turnier dürfe wohl doch auch in demokratisch geführten Städten stattfinden.
Vermutlich, weil „Johnny“ ihn um Nachsicht gebeten hat, und da ist der Friedensengel mit dem goldgelben Haar halt großmütig. Es mag diesen Nutzen geben, aber der hält doch nur von zwölf bis Mittag (bei Zweifeln an dieser Aussage fragen Sie den Nato-Generalsekretär)! Die geringste Kleinigkeit, die Trump als Missachtung seines Heiligenstatus betrachtet, wird das Gegenteil hervorbringen. Wenn der Fußball die gewaltige weltumspannende Kraft besäße, die seine Spitzenfunktionäre beschwören, dann hätte er derart plumpes Ranschmeißen nicht nötig.
Mal ehrlich, hätte die Show in der Hauptstadt der größten Demokratie der Welt absurder ausfallen können, wenn sie in Nordkorea stattgefunden hätte? Was hatte ich Mitleid mit den ganzen Schmerzpatienten im Publikum, die ihren Applaus exakt so dosieren mussten, dass er als höflich reservierte Geste unauffällig blieb. Also später hatte ich mit dem DFB-Chef dann aber kein Mitleid mehr, der wirklich gar nichts an der Show seltsam finden wollte. Wo sind die Tabletten!?
