Deutschlands bester SchachspielerDer 17-jährige Keymer greift nach den Sternen

17 Jahre alt und schon Weltspitze: Vincent Keymer.
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Berlin – In seiner noch jungen Karriere als Schachspieler hat Vincent Keymer schon einige Topspieler geschlagen. Doch jetzt steht der 17-jährige Abiturient aus dem rheinland-pfälzischen Weinort Saulheim vor seiner größten Bewährungsprobe. 24 Weltklassespieler kämpfen ab Freitag beim dreiteiligen Grand-Prix-Turnier in Berlin und Belgrad um den Einzug ins WM-Kandidatenturnier. Keymer ist einer von ihnen und zugleich der Jüngste im Feld.
2021 war trotz Corona ein fantastisches Jahr für den deutschen Großmeister: Zweiter bei der Europameisterschaft in Reykjavik, ein fünfter Platz beim Grand Swiss in Riga, seit kurzem ist er die neue deutsche Nummer eins. Mit dem bedächtig-akribischen Peter Leko, WM-Finalist von 2004, hat Keymer den idealen Trainer gefunden. Sseit 2017 arbeiten der Ungar und der junge Deutsche zusammen. Seitdem führt sein Weg nach oben.
Ein Wunderkind der Schachszene
„Schockierender Triumph eines Schuljungen“ titelte im April 2018 die britische Tageszeitung „The Guardian“. Die Schachwelt rieb sich verwundert die Augen: Vincent, 13 Jahre jung, hatte das Grenke-Open mit acht Punkten aus neun Partien gewonnen, vor 49 Großmeistern und als Nummer 99 der Setzliste. So mancher deutsche Fan hofft, dass er eines Tages Schachweltmeister werden könnte. Der letzte Deutsche, dem dies gelang, war Emanuel Lasker im Jahr 1894. Letzter deutscher Teilnehmer eines WM-Kandidatenturniers war 1991 der Kölner Robert Hübner.
WM-Kampf
Vom 4. bis zum 17. Februar findet in Berlin das erste von drei Grand-Prix-Turnieren statt. 24 Elitespieler treten bei je zwei Turnieren an. Die beiden Gesamtsieger qualifieren sich für das achtköpfige WM-Kandidatenturnier im Juni/Juli 2022 in Madrid. Dessen Gewinner tritt zum WM-Kampf gegen Titelinhaber Magnus Carlsen (Norwegen) an.
Vincent Keymer ist ein eher ruhiger, gelassener Typ (Hobbys: Klavier und Radfahren). Er bemüht sich, die allzu hohen Erwartungen zu dämpfen. Nach dem Abitur will er Schachprofi werden – ein Beruf, der in Deutschland eigentlich gar nicht vorgesehen sei, wie er in einem Interview mit der „ Zeit“ erklärte. Mittelfristiges Ziel: ein Platz in den Top 10 der Weltrangliste. Um das zu erreichen, braucht er weitere Sponsoren. Ein gutes Abschneiden beim Grand-Prix wäre da hilfreich.
Die drei Grand-Prix-Turniere werden in einem Modus ausgetragen, der an Fußball erinnert. Erst gibt es eine Gruppenphase, die Sieger qualifizieren sich für die K.o.-Runde. Keymer hat in Berlin ein schweres Gruppenlos erwischt. Seine Gegner: Levon Aronian, USA, Nummer sechs der Weltrangliste, der Inder Vidit Gujrathi (Nummer 22) und Daniil Dubow (Russland, Nummer 24).
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Hinter dem Russen steht nach einem positiven Corona-Test allerdings noch ein Fragezeichen. Vincent Keymer rangiert in der Weltrangliste aktuell auf Platz 74. Auf dem Papier gilt der junge Deutsche damit als klarer Außenseiter. Aber sportliche Wunder, sie können auch im Profischach geschehen. Für eine faustdicke Überraschung ist Vincent Keymer allemal gut.