Europa LeagueBayer Leverkusen zwischen Schmerzen und Optimismus

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Auf dem Weg zur großen Chance: Florian Wirtz (r.) setzt sich in seiner besten Szene gegen Nemanja Matic durch, verfehlt anschließend aber das Tor der Römer um wenige Zentimeter.

Auf dem Weg zur großen Chance: Florian Wirtz (r.) setzt sich in seiner besten Szene gegen Nemanja Matic durch, verfehlt anschließend aber das Tor der Römer um wenige Zentimeter.

Bayer 04 Leverkusen will sich nicht unterkriegen lassen. Nicht von der schmerzhaften 0:1-Niederlage im Halbfinal-Hinspiel der Europa League bei AS Rom und nicht von den Hiobsbotschaften am Tag danach.

Neben der Ergebnis-Hypothek für das Rückspiel am 18. Mai in der ausverkauften BayArena und der Gewissheit, ein Tor erzielen zu müssen, beklagt der Fußball-Bundesligist nämlich gleich zwei Verletzte. Die Defensiv-Stammkräfte Robert Andrich (Fraktur im linken Mittelfuß) und Odilon Kossounou (Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel) fallen für den Rest der Saison aus. Und für Bayer 04 geht es im Mai nicht nur um das Europa League-Finale und die mögliche Champions League-Qualifikation, sondern auch um Platz sechs in der Liga.

Es war also das Bild dieses nicht nach Wunsch verlaufenen römischen Abends, als Robert Andrich als einer der letzten Leverkusener die Katakomben des Stadion Olimpico verließ. Nicht etwa laufend. Nein, der Bayer-Sechser musste mit einem Golfcart gefahren werden. Die Schmerzen im linken Fuß waren einfach zu groß. „Leider habe ich ein schlechtes Geräusch gehört, was ein bisschen Angst machte. Ich gehe aber erstmal vom Besten aus“, sagte der 28-Jährige, als er am Freitag auf Krücken gestützt in den Flieger zurück ins Rheinland stieg. Die Diagnose am nach der Rückkehr belehrte den 28-Jährigen eines Besseren. „Das sind schlimme Nachrichten“, konstatierte Trainer Xabi Alonso.

Es war nicht die einzige Klage, die die Leverkusener nach dem 0:1 bei den erwartet defensivstark auftretenden Römern ins Feld führen mussten. Da waren die ersten sechs Minuten, in denen Andrich und Florian Wirtz die Führung auf ihren Füßen hatten. „Die müssen sie machen“, sagte Simon Rolfes. „Das wäre ideal gewesen. Wir hätten dann mehr Platz bekommen“, ging der Sportchef fest davon aus, dass ein frühes 1:0 das Spiel verändert hätte. Bayer durfte auch über das Gegentor klagen, denn es war die einzige Szene im Spiel, in der die Alonso-Elf nicht aufmerksam genug verteidigte. „Wir waren etwas aus der Position und wollten zu wild den Ball. Wir hätten etwas verzögern sollen und nicht so rausstechen“, erklärte der tadellose Abwehrchef Jonathan Tah. So aber durfte Edoardo Bove, das 20-jährige Eigengewächs der Römer, das Tor des Abends erzielen (63.). Leverkusen verlor durch das Gegentor aber weder die Kontrolle noch seine Sicherheit und hätte durch Jeremie Frimpong den Ausgleich erzielen können (86.).


Werkself am Sonntag beim VfB Stuttgart

Der Bayer-Tross blieb am Freitag in Rom. Erst am Samstag reisen die Leverkusener nach Stuttgart, wo es am Sonntag (15.30 Uhr/ DAZN) beim abstiegsbedrohten VfB um Bundesliga-Punkte geht. Der Werksclub hat die Europapokal-Qualifikation noch nicht sicher und mit Wolfsburg, Mainz und Frankfurt gleich drei ernsthafte Konkurrenten um Platz sechs. „Wir wollen unsere Position festigen“, sagte Simon Rolfes. Der Sportchef sprach die Hoffnung aus, dass das Duell mit dem VfB für das Rückspiel gegen Rom helfen könnte: „Die Liga kann helfen, um Torgefahr zu finden. Das könnte uns Schwung für das Rückspiel geben.“ (sam) Voraussichtliche Aufstellungen: Stuttgart: Bredlow; Anton, Zagadou, Ito; Vagnoman, Karazor, Endo, Sosa; Millot, Tiago Tomas; Guirassy. – Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Amiri, Demirbay, Bakker; Diaby, Azmoun, Hlozek.


Bayer klagte hinterher aber nicht allzu sehr, sondern produzierte aus der Enttäuschung über die Niederlage Trotz und Optimismus. „Wir haben noch ein Rückspiel und darauf freuen wir uns“, sagte Tah. Rolfes pflichtete ihm bei: „Es ist erst Halbzeit und noch alles drin.“ Kapitän Lukas Hradecky blies ins gleiche Horn: „Das ist kein katastrophales Ergebnis, es gibt keinen Grund, traurig zu sein“, sagte der Torwart, der beim Gegentreffer unglücklich aussah. Um am Donnerstag (21 Uhr/RTL) ins Finale einzuziehen, benötigt Bayer zumindest ein Tor und mehr Risiko: „Unsere Chancen waren ein gutes Beispiel, wie wir sie vor Probleme stellen können“, sagte Rolfes. Bayer müsse seine Schnelligkeit besser ausspielen und im richtigen Moment Zielstrebigkeit zeigen. Das sind neben den eigenen Fans die Mittel der Wahl, um am 31. Mai nach Budapest fahren zu können.

„Bei uns wird fantastische Stimmung sein“, baut Rolfes auf den Heimvorteil. Lukas Hradecky ließ da keine Zweifel aufkommen: „Es wird ein Hexenkessel. Wir haben Leipzig und Bayern geschlagen. Bei uns ist es manchmal sogar lauter als hier im Olimpico“, erklärte der Torwart ohne Rot zu werden. Denn die gewaltige Atmosphäre von Rom wird nur schwer zu toppen sein – auch wenn sich Leverkusen in diesem Halbfinale nicht unterkriegen lassen will.

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