Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Europa LeagueEin Mangel an Seriosität bei Bayer Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Folgenschwerer Patzer: Aus dem Duell zwischen Bayer-Keeper Lukas Hradecky (l.) und Breel Embolo entsteht das 0:1.

Folgenschwerer Patzer: Aus dem Duell zwischen Bayer-Keeper Lukas Hradecky (l.) und Breel Embolo entsteht das 0:1. 

Bayer Leverkusen fällt in der Europa League beim 2:3 gegen Monaco in die Muster individueller Fehler zurück.

Wenn dein Haus von Eindringlingen ausspioniert wird, die drei Mal versuchen dort einzubrechen, muss ein Riegel vorgeschoben werden. Eine solche Geschichte ist von Karim Bellarabi überliefert, der im K.o.-Runden-Playoff-Hinspiel gegen AS Monaco wegen „persönlicher Probleme“ nicht in Bayer Leverkusens Kader stand. Nun ist diese privat schockierende Nachricht zu ernst, um sie mit dem sportlichen Geschehen am Donnerstagabend beim 2:3 (0:1) in der BayArena zu vermengen.

Metaphorisch bietet sich der Übertrag aber eben doch an: Weil die Werkself drei Mal kalt erwischt wurde und es durch haarsträubende Fehler und mangelnde Seriosität verpasste, ihr Allerheiligstes zu verteidigen. Angefangen beim schweren Patzer von Torwart Lukas Hradecky, der einen Rückpass von Jonathan Tah lieber langsam verarbeitete, als den Ball vor dem heraneilenden Breel Embolo wegzuschlagen (9.). „Man sollte den Schiri fragen, ob er das Tor auf seine Kappe nimmt“, zeigte sich der Kapitän nach seinem Eigentor zum 0:1 uneinsichtig. „Für mich ist das ein klares Foul. Wenn ich nicht geschubst werde, spiele ich den Ball einfach weiter.“

Sein Trainer sah von Hradeckys erneutem individuellen Fauxpas ab und lenkte den Fokus auf die beiden späten Gegentore zum 2:2 und 2:3: „Wir haben nicht gut verteidigt. Da brauchen wir mehr Aggressivität und Intensität“, urteilte Xabi Alonso. Nach einem Seitenwechsel von Monacos kölschem Joker Ismail Jakobs bekamen links weder Piero Hincapié noch Amine Adli und Florian Wirtz Zugriff auf Krepin Diatta. So zog der Senegalese zwischen Jonathan Tah und Robert Andrich wuchtig zum Ausgleich ab (74.).

Andrich sah dann auch beim Siegtor der Monegassen unglücklich aus. Der Sechser, der sich im 4:3:3-System mit den Startelf-Rückkehrern Exequiel Palacios und Nadiem Amiri vergeblich um Mittelfeld-Kontrolle mühte, versuchte noch Axel Disasi zu stören. Die übrigen Leverkusener warteten nur auf den Schuss des französischen WM-Fahrers. Und dieser traf aus 30 Metern per Aufsetzer ins rechte Eck (90.+2). Um das Rückspiel im Fürstentum kommenden Donnerstag gewinnen und ins Europa League-Achtelfinale einziehen zu können, braucht es unter dem Bayer-Kreuz eine klare Fehleranalyse. Nach dem wilden Spiel mit tumultartigen Szenen nach Schlusspfiff schloss Xabi Alonso in diese mit ein: Der Coach gab zu, dass etwa die Einwechslung des defensiv denkenden Odilon Kossounou beim Stand von 2:1 nicht den gewünschten Effekt hatte (68.). „Wir haben die Kontrolle und die Dominanz verloren“, gab er zu.

Die ständigen personellen Veränderungen, die es vor allem für Defensivspieler schwermachen, Bindung und Automatismen zu finden, erscheinen nicht als Alonsos Hauptproblem. Er akzentuierte eher den mentalen Aspekt: „Wir haben darüber gesprochen, dass es bei Führungen nicht vorbei ist. Wir müssen verteidigen, müssen weitermachen, müssen gut spielen“, forderte der Spanier eine Reaktion.

Am besten schon am Sonntag im Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (19.30 Uhr/DAZN). Dass eine auf Angriff getrimmte, aktive Spielweise die beste Prävention vor Ungemach sein kann, ergab der Blick auf Leverkusens beste 20 Minuten gegen Monaco. Nach der Halbzeit bereitete Florian Wirtz erst das 1:1 von Moussa Diaby vor (48.), um dann selbst zum Solo gegen fünf Monegassen anzusetzen und zum 2:1 zu treffen (59.) „Man sieht, dass er immer stärker wird“, kommentierte Alonso die Aktionen seines Ausnahmekönners, der vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Sportdirektor Rudi Völler den Unterschied hätte machen können.

Sorgen um Diaby, Comeback von Schick

Vor dem Mainz-Spiel sorgt sich Bayer 04 aber um Moussa Diaby: Der Franzose musste nach einer knappen Stunde wegen Adduktorenproblemen vom Platz. In dieser Causa dürften die Alarmglocken an der Dhünn besonders laut schrillen. Schließlich brauchte Patrik Schick drei Monate, um sich von einer solchen Verletzung zu erholen. Der tschechische Goalgetter gab gegen Monaco ein acht Minuten langes Comeback. Am Sonntag gegen die 05er dürfte er sicherheitshalber erst auf der Bank Platz nehmen.