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Deutsche NationalmannschaftArbeitsaufteilung im Angriff funktioniert

Lesezeit 3 Minuten
Der eine kommt, der andere geht: Torschütze Kai Havertz wird gegen Torschütze Niclas Füllkrug ausgewechselt.

Der eine kommt, der andere geht: Torschütze Kai Havertz wird gegen Torschütze Niclas Füllkrug ausgewechselt.

Perfektes Jobsharing in der Offensive der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Kai Havertz und Niclas Füllkrug treffen beide.

Es war das perfekte Jobsharing. Kai Havertz und Niclas Füllkrug teilten sich beim deutschen 5:1 gegen Schottland die Planstelle ganz vorne im Angriff. Havertz ist der Mann für die Startelf, Füllkrug ersetzte ihn in der 63. Minute, beide waren Torschützen. Und beide waren sehr zufrieden. Mit dem vielversprechenden deutschen EM-Start, klar, aber auch mit sich selbst. „Ich glaube, dass ich ein sehr, sehr torgefährlicher Spieler bin und will das auch im Turnier umsetzen“, sagte Havertz, der Mann vom FC Arsenal. Es sei wichtig gewesen, mit einem Tor ins Turnier zu starten. „Schon, natürlich. Generell wird man als Offensivspieler immer an Toren gemessen.“

Es war ein Foulelfmeter, den Kai Havertz kurz vor der Halbzeitpause sicher zum 3:0 verwandelte. Der 25-Jährige will selbstbewusst vorangehen und darf das auch. Er genießt das Vertrauen von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Beim Elfmeter gebe es „natürlich eine Reihenfolge“ der Schützen, „um einfach keine Streitigkeiten auf dem Platz auszulösen.“

Ich glaube, dass da was sehr, sehr Großes wachsen kann.
Kai Havertz, Fußball-Nationalspieler

Aber von irgendeinem ernsthaften Zoff in der deutschen Mannschaft kann keine Rede sein, im Gegenteil. „Ich glaube, dass da was sehr, sehr Großes wachsen kann“, sagte Havertz mit Blick auf den starken Teamgeist. Auch die Spieler draußen auf der Ersatzbank jubeln, da ist kein Neid erkennbar – auch nicht beim Dortmunder Champions-League-Zweiten Niclas Füllkrug, der gegen Schottland das 4:0 erzielte.

Jetzt zwölf Tore in 17 Länderspielen, aber kein Platz als Mittelstürmer in der Startelf. Na und? „Wenn man mein jüngeres Ich fragt, das kleine Kind, das sieht, dass es später mal ein EM-Auftaktspiel in München spielen darf“, dann verstehe man seine Zufriedenheit, denn bei diesem jüngeren Ich „wären da mit Sicherheit ganz, ganz glänzende Augen zu sehen.“ Füllkrug sieht es so: „Wir können uns alle tierisch freuen, Deutschland vertreten zu dürfen, und machen das auch mit ganz viel Stolz.“

12 Tore in 17 Länderspielen

Als der 5:1-Sieg gegen Schottland von den Fans in der Münchner Arena gefeiert wurde, sah man Füllkrug mit einer kleinen, strahlenden Blondine auf dem Arm auf dem Rasen. „Meiner Tochter ist immer ganz wichtig, dass wir gewinnen. Die fiebert immer ganz doll mit.“ Also habe er gedacht: „Komm, jetzt nimmst du sie mit auf den Platz.“ Weit unten an der Bande hatte er sie entdeckt. Es wurde „ein kleiner Moment für uns, wo wir uns Bilder geschaffen haben, die für immer bleiben.“

Weitere ähnliche Momente könnten folgen, ein erster am Mittwoch im zweiten Gruppenspiel gegen Ungarn. Dass im deutschen Team jetzt Überheblichkeit aufkommen könnte, glaubt der Dortmunder Stürmer nicht. „Da wird keiner abheben oder sonstiges.“ Denn: „Wir haben auch andere Sachen erlebt.“ Misserfolge. Krisengespräche. Wilde Experimente. Noch im November 2023 bei der 2:3-Pleite gegen die Türkei spielte Kai Havertz hinten links. Da gehört er überhaupt nicht hin. Fürs perfekte Mittelstürmer-Jobsharing ist er besser geeignet.