1. Playoff-RundeIngolstadt findet kein Mittel gegen die Offensivwucht der Kölner Haie

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Zwei vom Traum-Trio: Justin Schütz und Gregor MacLeod (rechts) wissen zusammen mit Alexandre Grenier, wie man gegen Ingolstadt spielen muss.

Zwei vom Traum-Trio: Justin Schütz und Gregor MacLeod (rechts) wissen zusammen mit Alexandre Grenier, wie man gegen Ingolstadt spielen muss.

Den Kölnern Haien fehlt in der ersten Playoff-Runde noch ein Sieg, um ins Viertelfinale einzuziehen. Ein Trio soll es auch in Spiel zwei am Mittwoch in Köln richten.

Der Mitarbeiter der Fachzeitschrift „Eishockey News“, der bei den DEL-Spielen des ERC Ingolstadt den jeweils besten Spieler beider Mannschaften küren muss, hatte am Sonntag nicht lange zu überlegen. In der ersten Playoff-Partie zwischen den Panthern aus Oberbayern und den Kölner Haien war gerade die 30. Minute angebrochen, als er bereits seinen Favoriten aus dem Gästeteam übermittelte: Justin Schütz.

Kurz zuvor hatte der 23 Jahre alte Haie-Stürmer mit seinem dritten Treffer des Tages und seinem 30. der Saison 2023/24 das 4:0 für die Haie erzielt. Damit war die einseitige Begegnung endgültig entschieden. Am Ende leuchtete ein 5:1 für Köln und die 1:0-Führung in der „Best-of-Three“-Serie der ersten Playoff-Runde vom Videowürfel.

Schon im ersten Drittel war Schütz doppelt erfolgreich gewesen – zunächst angeschossen von Moritz Müller, dann nach Traumkombination über Gregor MacLeod und Alexandre Grenier. Bei Greniers 3:0 zu Beginn des zweiten Durchgangs leistete Schütz zudem die Vorarbeit.

Erster DEL-Dreierpack von Justin Schütz

Die mitgereisten Haie-Fans im gut gefüllten Gästeblock der Saturn-Arena feierten den wieselflinken Linksaußen nach der Schlusssirene mit Sprechchören. Und auf der Tribüne ärgerte sich ERC-Sportdirektor Tim Regan, der Schütz im vergangenen Sommer ebenfalls liebend gerne verpflichtet hätte – doch der entschied sich für das besser dotierte Angebot aus Köln.

In der Mannschaft von Trainer Uwe Krupp bildet der gebürtige Kasseler mit den weiteren Neuzugängen Grenier und Gregor MacLeod die Top-Reihe, die am Sonntag für alle fünf Treffer verantwortlich war. Doch trotz Schütz' erstem DEL-Dreierpack: Das wohl wichtigste Tor war jenes von Grenier nur 49 Sekunden nach der ersten Pause. Das 3:0, das ERC-Torhüter Michael Garteig unglücklich aufgelegt hatte, erstickte jegliche Ingolstädter Hoffnungen auf eine Rückkehr in diese Partie im Keim – für ERC-Trainer Mark French war es „die entscheidende Phase des Spiels“.

Eines Spiels, in dem Ingolstadt wie schon in den vier Duellen der Hauptrunde kein Mittel gegen die Offensivwucht der Kölner fand. Insgesamt kassierten die Panther in dieser Saison nun 22 Haie-Treffer. „Wir hatten im ersten Drittel vielleicht ein bisschen mehr Scheibenglück, aber insgesamt waren das sehr solide 60 Minuten von uns“, befand Grenier ohne jeglichen Anflug von Euphorie.

Top-Reihe kommt allein auf 25 Scorerpunkte gegen Ingolstadt

In den fünf bisherigen Saisonduellen gegen die Panther kommt die Formation um MacLeod (drei Treffer/sieben Vorlagen), Schütz (7/2) und Grenier (1/5) zusammen nun auf elf Treffer und unglaubliche 25 Scorerpunkte. Zum Vergleich: Der ERC bringt es insgesamt nur auf elf Tore gegen den KEC. Darauf angesprochen, gab sich Grenier ahnungslos: „Das hatte ich nicht auf dem Schirm.“

Zwar habe die Reihe über die gesamte Saison gut miteinander harmoniert, sagte der 32-Jährige, „aber es geht nicht darum, wer die Tore macht. Es geht darum, dass wir gewinnen.“ Sagt sich leicht, wenn man mit Maximilian Kammerer (acht Punkte in dieser Saison gegen den ERC), Nick Bailen (sieben) oder Ex-Panther Louis-Marc Aubry (sechs) weitere zuverlässige Ingolstadt-Experten im Team hat.

Auf die kommt es auch am Mittwoch (19.30 Uhr) an, wenn Spiel zwei in der Lanxess-Arena steigt. „Es wird schwer, Ingolstadt ist hungrig, sie können sich keinen Ausrutscher mehr leisten. Wir brauchen dasselbe Energielevel“, forderte Grenier. Ein Sieg noch und die Haie haben den Umweg ins Playoff-Viertelfinale gemeistert.


Ancicka gegen Ingolstadt noch ungeschlagen

Angespannter als sonst sei er schon gewesen, gab Tobias Ancicka nach seinem ersten Playoff-Spiel als Eishockey-Profi zu. „Ich dachte vorher, dass ich das irgendwie mache, doch als es losging, habe ich die Nervosität gespürt“, sagte der 23-jährige Torhüter der Kölner Haie nach dem 5:1 beim ERC Ingolstadt. Doch davon war auf dem Eis nichts zu sehen: Mit 29 Paraden und einer Fangquote von mehr als 96 Prozent war Ancicka der gewohnt sichere Rückhalt seines Teams. „Ich wusste natürlich, dass Play-off-Hockey defensiver ist, deshalb habe ich weniger Chancen erwartet. Aber nicht, dass wir so dominieren“, wunderte sich Ancicka.

Selbst das einzige Gegentor sei eher ein „Zufallsprodukt“ gewesen. „Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute alles richtig gemacht und nichts zugelassen“, bilanzierte der Linksfänger – und warnte dennoch: „Wir dürfen Ingolstadt nicht unterschätzen. Für die ist es am Mittwoch ,Do or Die', sie werden alles reinwerfen.“

Nimmt man Ancickas persönliche Bilanz gegen die Oberbayern zum Maßstab, kann für die Kölner nichts mehr schiefgehen: In seinen bislang sieben Partien gegen Ingolstadt (mit den Eisbären Berlin und den Haien) feierte der Goalie sechs Siege. Die einzige Niederlage stand erst nach dem Penaltyschießen fest – und das gibt es in den Playoffs bekanntlich nicht. Also kein Grund für den gegen Ingolstadt „ungeschlagenen“ Ancicka, in Spiel zwei am Mittwoch vor eigenem Publikum nervös zu sein. (APE)

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