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Kölner Haie„Ich habe in Frankfurt viel gelernt“

Lesezeit 6 Minuten
Dominik Bokk spielt in der kommenden Saison wieder für die Kölner Haie.

Dominik Bokk spielt in der kommenden Saison wieder für die Kölner Haie.

Dominik Bokk ist wieder ein Kölner Hai. Der Stürmer ist in diesem Sommer von den Löwen Frankfurt zu seinem Heimatklub gewechselt. 

Dominik Bokk hat für seinen großen Traum von der NHL vor acht Jahren die Kölner Haie verlassen. Nun kehrt der Flügelstürmer zum Vizemeister zurück. Alexander Wolf hat sich mit dem 25-Jährigen in Deutz getroffen und über seine Stationen in Schweden, Amerika und bei den DEL-Klubs Berlin und Frankfurt gesprochen.

Herr Bokk, seit einem Monat sind Sie zurück an alter Wirkungsstätte. Wie fühlt sich das an?

Mega cool auf jeden Fall. Ich habe drei Jahre hier gespielt und obwohl das fast zehn Jahre her ist, sieht noch vieles   gleich aus. Einige der Jungs kenne ich noch von früher (Jan Luca Sennhenn und Maximilian Glötz spielten in der Jugend mit Bokk; Anm. d. Red.) und deswegen ging es schnell mich anzupassen. Köln ist für mich wie ein zweites Zuhause, weil es der erste Standort war, wo ich weg von meiner Heimat Schweinfurt war. Dass ich mich als Spieler und Person so sehr entwickelt habe, daran hatte Köln einen großen Anteil.

Sie sind 2015 mit Junghaien Deutsche Schülermeister geworden und haben auch individuell als Nachwuchsspieler geglänzt. Wie sahen nach ihrem Profivertrag als 16-Jähriger und einem Freundschaftsspiel, ausgerechnet gegen Frankfurt Ihre nächsten Karriereschritte aus?

Mein erstes Ziel war es, in die Juniorenliga nach Kanada zu gehen. Ich wurde von den Prince Albert Raiders gedraftet. Leon Draisaitl hat da auch gespielt. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich eigentlich in die OHL wollte, wo auch schon Kontakt zu einigen Teams bestand. Dann wurde ich 2018 von einem ganz anderen, einem NHL-Team gedraftet (1. Runde, St. Louis Blues) und habe mit meinen Eltern und Agenten nachgedacht. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ich das Angebot von den Växjö Lakers annehme. Die schwedische Liga ist für junge Spieler ein guter Weg. Damals war die Entscheidung relativ einfach, ich war jung, hatte Bock darauf und habe nicht viel nachgedacht.

Gibt es etwas, das Sie anders machen würden?

Also, ich bereue nichts. Klar gibt es immer Sachen, bei denen ich denke, das hätte ich besser oder anders machen können. Aber ich meine, ich bin gut rumgekommen, habe viel gesehen (Växjö, Rögle und Djurgården Stockholm in der SHL, Chicago Wolves in der AHL). Vielleicht war ich manchmal knapp davor, vielleicht ein bisschen weiter weg. Mit der NHL hat es leider bis jetzt nicht geklappt. Aber nach Berlin kam Frankfurt und mein Fokus lag voll auf der DEL. Da wollte ich erfolgreich zu sein. Der Rest kommt von selbst.

Welchen Ratschlag würden Sie Nachwuchsspielern heute geben?

Sie sollen keine Angst haben, sollen sich trauen. Wenn sie etwas draufhaben, sollen sie es zeigen. Ich war auch mit 17 in Schweden, noch mit meinem Gitterhelm, und habe bei den Profis mittrainiert. Man sollte sich nicht verstecken, weil man nichts zu verlieren hat. Wenn man jung ist und die Chance hat, sollte man sie so gut es geht nutzen und zeigen, was man draufhat.

Wie haben Sie sich als Spieler im Laufe der vergangenen acht Jahre verändert?

Ich habe mich auf jeden Fall sehr verändert. Damals war ich noch ein frecher, junger Spieler. Ich meine, ich kann immer noch frech sein, aber damals habe ich mehr an die Offensive gedacht und weniger defensiv. Ich hatte einfach sehr viel Spaß am Offensiven. Der größte Schritt, den ich gemacht habe, ist das Zwei-Wege-Spiel. Ich gehe mit nach hinten und es macht mir Spaß, für das Team Schüsse zu blocken. Das war etwas, auf das ich früher nicht so viel Lust hatte.

Das heißt, es lief im Nachwuchs offensiv vielleicht sogar zu gut?

Das kann schon sein. Als junger Spieler war ich mit Schweinfurt in einer unterklassigen Juniorenliga einfach viel zu gut - und das meine ich keineswegs arrogant. Wir haben jedes Spiel mit 15, 20 Toren Unterschied gewonnen und hatten gefühlt die ganze Zeit die Scheibe. Da musste ich nicht nach hinten gehen. Aber wenn es in die höheren Ligen geht, gegen bessere Gegenspieler, muss der defensive Part auch da sein. In Frankfurt habe ich in dieser Hinsicht viel dazugelernt. Nach meinem ersten, richtig guten   Jahr (Topscorer 22/23 mit 24 Treffern) gab es danach eine Phase mit 21 Spielen ohne Tor. In dieser schwierigen Zeit habe ich gedacht, ich muss irgendwas anders machen. Wenn das Scoren gerade nicht klappt, wollte und konnte ich andere Sachen fürs Team besser machen.

In Berlin war es auch so, dass alle in einem Boot sitzen.
Dominik Bokk

Auch in Köln steht das Team im Vordergrund. Wie liefen die ersten Gespräche mit dem neuen Trainer Kari Jalonen?

Super, er ist ein sehr erfolgreicher, erfahrener Trainer. Dass er in die DEL kam und direkt im Finale war, das macht auch nicht jeder. Daran merkt man, dass er ein großer Trainer. Mit Frankfurt habe ich gegen die Haie gemerkt, was für ein besonderes und schwer gegen zu spielendes System er eingeführt hat. Im persönlichen Gespräch hat er mir seine Philosophie erklärt. Er hat mit mir aber nicht nur über Eishockey gesprochen. Ihn hat auch interessiert, ob dich Geschwister habe und was meine Eltern machen. Und wie wichtig der Zusammenhalt innerhalb einer Organisation ist. Es geht dabei nicht nur um die Spieler und Trainer, sondern auch um die Menschen im Office. Das erinnert mich an meine Zeit in Berlin. Da war es auch so, dass alle in einem Boot sitzen. Ich glaube, das ist die absolute Grundlage, um Erfolg zu haben.

Als Joker bei den Eisbären und zuletzt drei starken Jahren in Frankfurt ist Köln nun der nächste Schritt. Wie wollen Sie diesen bewerkstelligen? Wo können Sie noch eine Schippe draufpacken?

Das Wichtigste ist, wie ich meinen Körper in Zweikämpfen einsetze. In diesem Bereich möchte ich noch stärker und schlauer agieren. Ich kann die Scheibe noch besser abschirmen und in Unterzahl besser spielen. Früher wurde ich nur im Powerplay eingesetzt, aber ich will auch Unterzahl spielen, weil ich da die Situationen gut lesen kann. Ich habe letzte Saison 10, 15 Spiele Unterzahl gespielt und gemerkt, dass mir das Spaß macht.

Spaß abseits des Eises haben Sie auch bei einer anderen Sportart. Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für Tennis/Padel entwickelt?

Tennis ist ein geiler Sport, den ich gerne auch im Fernsehen mit der Familie schaue. Ich bin ein großer Fan von Carlos Alcaraz. Ich würde selbst gerne viel regelmäßiger spielen. Zum Padel bin ich in Frankfurt gekommen. Wir haben es immer bei unseren Grundausdauer-Einheiten gespielt. Im Sommer macht das mit den Jungs zusammen richtig viel Spaß. Außerdem gibt es beim Padel eine sinnvolle Verbindung zum Eishockey. Die Hand-Auge-Koordination ist gefragt, wenn man einen Tennisball richtig treffen will oder beim Hockey eine Scheibe abfälschen möchte.