Die Kölner Haie freuen sich über ihren nächsten Heimsieg und Premieren in Pink, haben aber auch ein Problem auf der wichtigen Position des Torwarts.
Kölner HaieStürmer beendet Torflaute - Goalie fällt lange aus

Der verletzte Haie-Torwart Felix Brückmann kann das Eis nicht ohne Hilfe verlassen.
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Dominik Bokk bedankte sich kurz per Handzeichen bei Kapitän Moritz Müller, drehte dann ab und schlug mit dem Handschuh gegen das Plexiglas. Der Jubel des 25-Jährigen über sein erstes Saisontor für die Kölner Haie wirkte nach außen hin eher verhalten. Dabei war dem Stürmer ein Stein vom Herzen geplumpst, wie er nach dem 3:1-Heimsieg des KEC am Sonntag gegen die Iserlohn Roosters unumwunden zugab: „Es fühlt sich super an. Nach zehn Spielen war natürlich schon ein bisschen Frust da“, kommentierte Bokk seinen Treffer zum vorentscheidenden 2:1 in der 39. Minute.

Dominik Bokk beendete gegen Iserlohn seine persönliche Torflaute.
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Die Erleichterung bei Bokk war nach dem Erfolg gegen die defensivstarken Sauerländer mit den Händen zu greifen — und auch gut zu erklären. Der gebürtige Schweinfurter hatte nach seinem Wechsel von den Löwen Frankfurt immerhin zehn Spiele warten müssen, ehe ihm sein erstes Profi-Tor in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für den Klub gelungen war, der ihn ausgebildet hat.
Bokk war 2014 als 14-Jähriger aus Schweinfurt nach Köln gekommen und entwickelte sich dann zu einem der interessantesten deutschen Eishockey-Talente. So interessant, dass er 2018 von der NHL-Organisation der St. Louis Blues in der ersten Runde an Position 25 gedraftet wurde. Alles schien möglich, aber die große Karriere in Nordamerika blieb aus — auch nachdem St. Louis 2021 die Rechte an Bokk an die Carolina Hurricanes abgegeben hatte. Der Flügelstürmer spielte drei Jahre in Schweden, zwei Jahre beim AHL-Klub Chicago Wolves und kehrte ohne ein NHL-Spiel 2022 nach Deutschland zurück. Erst zu den Eisbären Berlin, mit denen er Meister wurde,, dann nach Frankfurt, wo er seiner stockenden Karriere einen neuen Schub gab und dadurch die Chance in Köln bekam.
Wenn einen 18.000 Menschen anfeuern, sollte man sich auch wohlfühlen.
„Ich wusste, dass irgendwann einer reinfallen wird, weil ich in den Spielen davor meine Chancen und vor zwei Jahren in Frankfurt schon einmal so eine Phase hatte. Ich bin geduldig geblieben und froh, dass es nun zu Hause geklappt hat. Wenn einen 18.000 Menschen anfeuern, sollte man sich auch wohlfühlen. Die Energie, die wir von den Fans bekommen, ist sehr wichtig“, spielte Bokk auch auf die Heimstärke der Haie an. Gegen Iserlohn gelang dem Team von Chefcoach Kari Jalonen der vierte Erfolg vor eigenem Publikum in Serie und der Sprung auf Platz vier des DEL-Rankings.
Bokks erster Treffer war also eine doppelte Premiere in Pink: erstes Saisontor und erstes DEL-Tor für die Haie. Ein Treffer, den der Stürmer selbst eingeleitet hatte, als er mit gutem Timing den Puck im Iserlohner Drittel erobert und zu Gregor MacLeod gespitzelt hatte. Der Spielmacher der Kölner setzte Moritz Müller in Szene, der im Zweikampf stabil blieb und Bokk für dessen Direktschuss herrlich freispielte. Eine weitere Premiere in Pink, denn für den 38-jährigen Haie-Kapitän war es der erste Scorerpunkt in der DEL-Saison 2025/26.
Aberglauben hilft Dominik Bokk
Überhaupt spielte das Thema „Farben“ am Sonntag vor 18.262 Zuschauern in der stimmungsvollen Lanxess-Arena eine größere Rolle. Zum einen, weil die Haie mit ihren pinkfarbenen Trikots zum 13. Mal in ihrer Historie ein wichtiges Signal im Kampf gegen Brustkrebs setzten und zum anderen, weil Dominik Bokk aus Aberglauben mit einer Tradition brach. „Ich habe seit zehn Jahren schwarzes Tape auf meinem Schläger. Vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, dass Patrick Russel die Farbe seines Tapes gewechselt hat und mir gedacht, ich probiere es auch mal“, wies Bokk auf seinen dänischen Sturmkollegen als Vorbild hin. Seine Tor-Premiere gelang ihm am Sonntag mit weißem Tape.
Die Haie fuhren nach dem 4:3 am Freitag gegen Ingolstadt gegen den widerspenstigen Tabellenvorletzten aus Iserlohn ihren zweiten Dreier am Wochenende ein und haben sich in der DEL-Spitzengruppe etabliert. „Wir entwickeln uns als Team und werden von Spiel zu Spiel besser“, beschrieb Valtteri Kemiläinen den positiven Prozess. Der schussgewaltige, finnische Verteidiger des KEC trug mit seinem 1:1 (34.) einen wesentlichen Teil zum sechsten Saisonsieg bei. Es war bereits das vierte Saisontor für den im Sommer aus Prag gekommenen 33-Jährigen und der neunte Treffer der Haie in Überzahl.
Haie müssen über Nachverpflichtung im Tor nachdenken
Zudem konnte Gregor MacLeod (27) seinen Lauf fortsetzen und auch im zehnten Hauptrundenspiel dieser Saison punkten. Der kanadische Center der ersten Kölner Reihe bereitete das 1:1 sowie das 2:1 vor, steht bei zwölf Zählern (5 Tore/7 Vorlagen) und ist zusammen mit Patrick Russell, der gegen Iserlohn zum 3:1 traf (60.) Topscorer der Haie.
Für Felix Brückmann verlief der Sonntagabend nicht so positiv. Der Haie-Torhüter verletzte sich beim 0:1 von Daniel Fischbuch (27.) schwer am Knie, als er mit der Kufe am Pfosten hängenblieb. Der 34-Jährige wird wochenlang ausfallen und der KEC über eine Nachverpflichtung im Tor nachdenken müssen. Erfreulich war, dass Tobias Ancicka als Brückmann-Ersatz gegen die Roosters in 33 Minuten ohne Gegentor blieb und nach drei Niederlagen seinen ersten Saisonsieg feierte — noch eine Premiere in Pink.