Deutschland ist Hockey-Europameister. Auch dank eines Quartetts von Bundesligist Rot-Weiss Köln.
HockeyEM-Triumph dank Kölner Leistungsträger

Mittendrin statt nur dabei: Deutschlands Nummer eins Jean-Paul Danneberg präsentiert den EM-Pokal.
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Wiedersehen macht bekanntlich Freude. Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft hat sich dank des 5:2 (1:1, 0:1)-Erfolgs im Penaltyschießen gegen die Niederlande zum neunten Mal zum Europameister gekürt – und revanchierte sich damit für das verlorene Olympia-Finale im Vorjahr. Zum Triumph in Mönchengladbach trug ein Quartett bei, das in der Bundesliga-Saison 2025/26 für den KTHC Rot-Weiss aufläuft. Nachfolgend ein Blick durch die Kölner Brille.
Der Penaltykiller: Bundestrainer André Henning adelte die DHB-Auswahl nach dem EM-Triumph als „beste Shoot-out-Mannschaft der Welt“. Trotz der Penalty-Niederlagen im EM-Halbfinale 2023 gegen England und im letztjährigen Olympia-Finale habe man „die größere Überzeugung gezeigt“. Allen voran Jean-Paul Danneberg: Erst setzte er Jorrit Croon derart unter Druck, dass die Acht-Sekunden-Uhr ablief. Dann spitzelte die Kölner Nummer eins Thijs van Dam den Ball vom Schläger. Den dritten Versuch der Niederländer parierte der 22-Jährige, allerdings hatte er Thierry Brinkman zuvor gefoult. Nach dem Anschlusstreffer per Siebenmeter machte Thies Prinz den Deckel drauf. Jener Angreifer, der in diesem Sommer von RWK zu Pinoké wechselt.
Ich habe selten ein so lautes Hockey-Stadion erlebt. Es hat sich angefühlt wie eine volle Fußball-Arena mit 50.000 Plätzen
Bereits in der regulären Spielzeit hatte Danneberg den Gegner im mit knapp 10.000 Zuschauern ausverkauften Hockey-Park zur Verzweiflung gebracht. Die Krönung zum „Man of the Match“ war die logische Folge, auch wenn die Wahl zum Torhüter des Turniers auf den Franzosen Corentin Saunier fiel. Eine Wahl, die Danneberg bei der letzten Heim-EM (Platz vier) noch gewonnen hatte. „Ich verzichte gerne auf persönliche Auszeichnungen, wenn wir stattdessen immer Gold holen“, so der Keeper. Der Titel sei ohnehin ein „Verdienst von allen. Ich habe noch nie einen solch starken Teamgeist erlebt – und selten ein so lautes Hockey-Stadion. Es hat sich angefühlt wie eine volle Fußball-Arena mit 50.000 Plätzen.“
Obwohl das Olympia-Endspiel mit einer provozierenden Geste des finalen Penaltytorschützen Duco Telgenkamp Richtung Danneberg geendet hatte, verspürte der Keeper offenbar keine Genugtuung: „Ich hatte keine Revanchegelüste und wollte einfach nur den Pott holen, für uns und unsere Fans.“
Der Abwehrchef: Tom Grambusch (30) genoss sein „doppeltes Heimspiel“ in vollen Zügen: „Eine EM im eigenen Land zu gewinnen, ist schon geil. In seiner Geburtsstadt Europameister zu werden, ist kaum zu toppen.“ Dass sein Bruder Mats nach seinem 222. und letzten Länderspiel den Pokal als Kapitän (und bester Spieler des Turniers) in den Mönchengladbacher Himmel hieven durfte, bezeichnete er als „kitschiges Ende. Aber wenn sich jemand einen solchen Abschied verdient hat, dann Mats. Die ganze Mannschaft hat auch für ihn gekämpft.“

Kapitän Mats Grambusch (links) und sein Bruder Tom, Abwehrchef von Rot-Weiss
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Dass Croon die Finalniederlage angesichts des klaren Chancenplus von „Oranje“ als Schande bezeichnete, konnte der deutsche Abwehrchef nachvollziehen: „Keine Frage: Der Sieg war schon ein bisschen unverdient.“ Man habe aber „extrem viel geackert“ – allen voran Grambusch selbst. „Für mich ist er aktuell der beste Verteidiger der Welt“, sagt Danneberg. „Allein seine Präsenz gibt uns ein Gefühl der Sicherheit.“
Die EM-Neulinge: Tom Grambusch hatte Michel Struthoff (22) vor dem Turnier als eines der größten Hockeytalente der Welt bezeichnet – und offensichtlich nicht übertrieben. Im Endspiel riss der in Mönchengladbach geborene EM-Debütant die Zuschauer von den Sitzen, als er bei einem Dribbling über den halben Platz gleich sechs Gegenspieler stehen ließ und erst im letzten Moment am Torschuss gehindert wurde: „Es gibt kaum jemanden, der Tempo und Technik so vereint wie Strutti.“ Mindestens genauso imposant war Struthoffs Nervenstärke im Shoot-out, denn als zweiter Schütze traf er aus ziemlich spitzem Winkel. „Grundsätzlich gehe ich relativ entspannt in solch ein Shoot-out“, sagte der RW-Stürmer. „Ich finde es eher geil, dass ich in diesem Moment dort stehen darf und freue mich auf den Pfiff.“

Michel Struthoff nach seinem verwandelten Penalty im Finale
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Auch RW-Zugang Raphael Hartkopf (Mannheimer HC) drückte dem Turnier bei seiner EM-Premiere seinen Stempel auf. Im finalen Gruppenspiel gegen Polen (10:0) schnürte der 26-Jährige sogar einen Dreierpack und wurde anschließend zum „Man of the Match“ gekürt. In der abgelaufenen Pro-League-Saison war er mit sechs Treffern sogar der beste deutsche Torschütze gewesen. DHB-Co-Trainer Pasha Gademan wird Hartkopf und Co. bereits nächste Woche wiedersehen, denn dann läutet der neue (und alte) Cheftrainer des KTHC Rot-Weiss die heiße Bundesliga-Vorbereitungsphase ein – mit den dann aus dem Kurzurlaub zurückgekehrten EM-Helden.