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Kommentar nach dem WM-Aus in KatarDer deutschen Nationalelf fehlt es an Identität

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Bitteres Aus: die Spieler der deutschen Mannschaft verlassen nach dem Spiel den Platz.

Bitteres Aus: die Spieler der deutschen Mannschaft verlassen nach dem Spiel den Platz.

Eine fußballerische Identität fehlt bei der Nationalelf – im Prinzip seit dem EM-Aus 2016. Die Frage, die sich stellt: Für was steht der Verband und dieses Team eigentlich? Ein Kommentar

Erneut scheitert die Nationalelf nach der Vorrunde bei der WM. Aber im Gegensatz zu 2018 nimmt es das Fußball-Volk achselzuckend zur Kenntnis. Umstrittener Ausrichter hin, Fifa-Mafia her – dies steht auch für die große Krise der Nationalelf samt DFB. Die große Frage, auf die Fußball-Deutschland keine Antwort hat: Für was steht der Verband und dieses Team eigentlich?

Für Werte? Kaum, wie die Abkehr von der One-Love-Binde erneut gezeigt hat. Stehen zu seinen Idealen, auch wenn Strafen drohen, oder Totalabkehr von politischen Statements mit Fokus aufs Sportliche: Das wären konsequente Strategien gewesen, eine hätte sogar dem Blick in den Spiegel standgehalten. Die DFB-Elf hielt sich den Mund zu, zeigte selbst, wie sie sich mundtot machen ließ.

Eine fußballerische Identität fehlt auch bei der Nationalelf – im Prinzip seit dem EM-Aus 2016. Den gescheiterten Tiki-Taka-Stil nannte Ex-Trainer Joachim Löw nach dem WM-Aus 2018 – zur Abwechslung erfrischend ehrlich – „fast arrogant“. In der Sache hat sich nichts geändert: Mit Ballbesitzfußball, Dribblings und Kurzpässen auf engstem Raum scheiterte man erneut. Das Hansi Flick vorzuwerfen, wäre unfair: Er hat zu viele Fußballer, die jenen Stil verkörpern.

Was ihm fehlt: Robuste Weltklasse-Leute mit den Profilen Verteidiger innen wie außen, Zerstörer auf der Sechs, klassischer Mittelstürmer. Die kommen nicht nach, seit man unter dem Eindruck des Rumpelfußballs Anfang der 2000er die Ausbildung um 180 Grad drehte – anstatt sie so auszudifferenzieren, dass man beide Schienen fördert. Oliver Bierhoff verantwortet schon lange die Strategie in dieser Frage. Seine Statements stehen eher für inhaltsleeres Marketing. Er ist das Gesicht der Probleme, die aber viel tiefer liegen.

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