Der Melbourne Cup gehört zu den bedeutendsten Pferderennen der Welt und in Australien eines der größten, gesellschaftlichen Ereignisse.
Melbourne CupEin Kölner Galopper will ganz Australien erobern

Eckhard Sauren, ehemaliger Vizepräsident des 1. FC Köln und stolzer Besitzer von Flatten the Curve.
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Eckhard Sauren ist nicht unbedingt für emotionale Ausbrüche bekannt. Obwohl er sechs Jahre lang das Amt des Vizepräsidenten beim 1. FC Köln ausfüllte, haftet ihm eher die Attitüde des erfolgreichen Dachfondsmanagers an, der er zweifellos ist. In diesen Tagen hält sich der 54-Jährige in Australien auf und dort „Down Under“ ist er kaum wiederzuerkennen. Der Grund für seine Reise und seine Begeisterung ist ein Pferderennen. Nicht irgendeines, sondern der Melbourne-Cup.
Das mit rund zehn Millionen australischen Dollar dotierte Handicap-Rennen für dreijährige und ältere Vollblüter über 3200 Meter ist das berühmteste Pferdeereignis Australiens und eines der bekanntesten der Welt. Sauren ist im Jahr 2025 mit von der Partie und seit Monaten als Besitzer von Flatten the Curve zutiefst aufgeregt.
Flatten the Curve zählt zu den aussichtsreichen Außenseitern
Der sechsjährige Wallach, der unter dem Kölner Trainer Henk Grewe zu einem der erfolgreichsten Steher-Pferde Deutschlands geworden ist, hat im August auf den Kentucky Downs in Amerika unter seinem ständigen Reiter Thore Hammer-Hansen den Bowling Green Gold Cup Invitational gewonnen und zählt auch deshalb beim Melbourne Cup zu den aussichtsreichen Außenseitern.
„Was hier abgeht, ist das wahrscheinlich größte Sportereignis, das ich bisher erlebt habe. Und ich war schon auf der ganzen Welt, bei Fußball-Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und anderen Pferderennen“, erzählt Sauren und hat sich anstecken lassen von Enthusiasmus der Australier. Seine ersten Eindrücke hat er am Derbytag am Sonntag gesammelt, dem Auftakt des sogenannten Melbourne Cup Carnival, einem Ereignis, das ganz Australien in seinen Bann zieht. „Der Derbytag mit 86.000 feiernden Australiern war unglaublich“, kam Sauren aus dem Schwärmen nicht mehr raus.
Wir haben eine realistische Chance. Flatten the Curve ist auf Gras noch ungeschlagen.
An diesem Dienstag werden es mehr als 100.000 Zuschauer sein, wenn 24 Pferde auf der Flemington Racecourse von Melbourne den diesjährigen Sieger ermitteln. Allein dem Sieger winken fünf Millionen Dollar Preisgeld. „Wir haben eine realistische Chance. Flatten the Curve ist auf Gras noch ungeschlagen und mit einem Gewicht von 53,5 Kilogramm gut unterwegs“, glaubt Sauren an sein Pferd, das er 2020 für 24.000 Euro ersteigert hat und das von Stalljockey Thore Hammer-Hansen aus Startbox Nummer 17 in das Rennen geführt wird.
Ganz Australien wird zuschauen, ob das Pferd aus Deutschland sich den Sieg schnappen kann. Der Melbourne Cup trägt nicht umsonst den Spitznamen „das Rennen, das eine Nation stillstehen lässt“. Der erste Dienstag im November ist sogar ein gesetzlicher Feiertag im Bundesstaat Victoria. Am Melbourne Cup Day schließen Börse und Parlament ihre Türen. Das Rennen ist ein gesellschaftliches Ereignis, zu dem sich die Besucher schick machen, mit eleganter Kleidung und auffälligen Hüten.
Protectionist war 2014 erster und bislang einziger deutscher Sieger
Das vom Victoria Turf Club ins Leben gerufene Rennen gibt es seit 1861. 4000 Zuschauer sahen mit Archer den ersten Sieger. Der Melbourne Cup etablierte sich schnell und steht für die australische Identität, zu der Chancengleichheit und Gemeinschaft genauso zählen wie Tradition und Glamour. Seit den 1990er Jahren nehmen auch ausländische Pferde teil. Der erste europäische Sieger kam 1993 aus Irland und hieß Vintage Crop.
Mit Protectionist gab es vor elf Jahren auch einen deutschen Sieger. Flatten the Curve, der die Reise nach Australien gut überstanden hat und sich seit mehr als zwei Wochen akklimatisiert, soll der zweite werden. Dann wird jedes Kind in Australien den Wallach aus Köln kennen und Eckhard Sauren womöglich sehr emotional werden.
