Telekom Baskets Bonn unterliegen vor Topkulisse in der Kölner Lanxess-Arena dem Deutschen Meister Bayern München mit 55:83
Invasion der Fans18.713 Zuschauer sind neuer Bundesligarekord

Vor der Rekordkulisse hatten die Baskets gegen die Bayern keine Chance.
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Irgendwann war ihnen der Spielstand egal. Die Fans der Telekom Baskets Bonn feierten ihr Team und einen neuen Rekord, an dem sie nicht ganz unbeteiligt waren. 18.713 Zuschauer sahen die 55:83 (9:23, 18:17, 16:19, 12:24)-Niederlage gegen den FC Bayern München, so viele waren noch nie zuvor bei einem Bundesligaspiel. Das war erst durch den Umzug in die Kölner Lanxess-Arena möglich geworden.
Es dauerte lange, bis die Verantwortlichen endlich verrieten, wie viele Anhänger den Weg in die Halle gefunden hatten. Sie durften sich im vierten Viertel selbst hochleben lassen. Auch der bisherige Rekord gehörte den Bonnern. Vor 18.506 Zuschauern verloren sie am 7. April 2000 mit 64:72 gegen ALBA Berlin in der damaligen Köln-Arena.
Angesichts der Umstände rückte die deutliche Pleite gegen den Spitzenreiter fast schon in den Hintergrund, doch Basketball wurde auch noch gespielt. Und zwar zu Beginn erst einmal nur von den Bayern, die mit einem 6:0-Lauf (2.) loslegten. Für eine Überraschung hatten die Münchner bereits einen Tag zuvor gesorgt, als sie die Trennung von Trainer Gordon Herbert, dem Coach der deutschen Weltmeistermannschaft von 2023, bekanntgegeben hatten. Als Interimslösung diente Co-Trainer Mihajlo Mitic, er schien die richtigen Worte gewählt zu haben.
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Der Favorit blieb am Drücker, Bonns Coach Marko Stankovic nahm nach dem 3:12 (5.) seine erste Auszeit, in der er eine gewisse körperliche und geistige Abwesenheit monierte. Zwar verteidigten die Gastgeber nun aggressiver, doch das Wurfglück war ihnen weiterhin nicht hold. Einmal mehr fanden letztlich nur magere 10,5 Prozent der Dreierversuche (2/10) den Weg ins Ziel, auch aus dem Feld lief mit 33,8 Prozent (23/68) nur wenig zusammen.
Auf jeden Fall zu wenig, um den Favoriten zum Straucheln zu bringen. Nach dem Eröffnungsviertel (9:23) hatten die Bonner nur einen einzigen Wurf bei 15 Versuchen im Münchner Korb untergebracht. Auch die Rebound-Bilanz von 5:20 gab wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung.
Aber es folgte Bonns beste Phase mit einem 7:0-Lauf zum 16:25 (14.). Kaum hatten die Baskets wieder einen Fuß in der Tür, da konterte der Deutsche Meister. Ein glänzend aufgelegter Patrick Heckmann und Alijah Comithier besorgten das 24:32 (17.), Mitic nahm die nächste Auszeit. Bonns schlechte Wurfauswahl ließ den Rückstand bis zur Pause wieder auf 27:40 (20.) anwachsen.
In der Kabine hatten sich die Baskets noch einmal eingeschworen, sie wollten dem Publikum einen großen Kampf bieten. Doch da spielten die Bayern nicht mit. Sie nutzten die Tiefe ihres Kaders und hielten den Druck an beiden Enden des Feldes aufrecht, egal wer das Parkett betrat.
Der ehemalige NBA-Spieler Spencer Dinwiddie spielte Katz' und Maus mit seinen Verteidigern und streute acht Punkt in Folge zum 48:33 (24.) ein. Doch es waren nicht nur die überdurchschnittlichen individuellen Fähigkeiten der Bajuwaren, die die Begegnung entschieden, sondern auch als Team wussten die Gäste zu überzeugen.
Den Hausherren fehlten die Mittel und auch Ideen, um noch einmal für Spannung zu sorgen. So blieben Kur Jongkuch die beiden schönsten Aktionen im zweiten Durchgang vorbehalten. Erst donnerte er den Ball per Alley-oop auf Pass von Grayson Murphy durch die Reuse, dann räumte er seinen Gegenspieler Justinian Jessup spektakulär ab. Auf den Ausgang der Partie hatten diese Höhepunkte jedoch keinen Einfluss mehr. Das 55:83 war bitter.
Nach dem Schlusssignal nahm Heckmann kein Blatt vor den Mund: „Unser Spiel war der heutigen Bühne nicht würdig. Uns hat die Aggressivität gefehlt, zudem haben wir zu wenig Kapital aus den 18 Ballverlusten der Bayern geschlagen.“ Birts forderte allgemein mehr Konstanz in den Auftritten und bemängelte den fehlenden Fokus, zeigte sich aber von der Kulisse beeindruckt: „Unsere Fans sind die besten in Deutschland.“
Letztlich schenkte Stankovic den Youngstern Kenan Reinhart und Benjamin Sadikovic noch etwas Einsatzzeit beim Rekordspiel in Köln: „Ich bedanke mich bei unseren Fans für ihre hervorragende Unterstützung. Leider haben wir heute deutlich unter unserem Niveau agiert und sind sehr enttäuscht, was nicht nur an der Niederlage liegt, sondern auch daran, wie wir gespielt haben. Das waren nicht wir, es war nicht unser Tag. Wenn man das Rebound-Duell mit 27:50 verliert, wird es schwierig, gegen eine Euroleague-Mannschaft wie München zu gewinnen“, sagte Stankovic und ergänzte: „Am Ende haben unser Rebounding und unsere Wurfquoten den Unterschied ausgemacht. Wenn wir in Zukunft besser sein wollen, müssen wir diesen Auftritt schnellstmöglich vergessen und uns auf die nächsten Aufgaben vorbereiten, die immens wichtig für den weiteren Saisonverlauf werden.“
Weiter geht es am Samstag um 20 Uhr bei den MLP Academics Heidelberg, gefolgt von der Partie bei Science City Jena am Montag um 20 Uhr.
Bonn (Punkte/Dreier): Birts (12/2), Comithier (10), Heckmann (8), Murphy (8), Cooks (7), Jongkuch (6), Kessens (4), Aminu, Garrett, Jostmann, Reinhart, Sadikovic; Rebounds: 27 (Jongkuch 8); Assists: 14 (Murphy 7); Ballverluste: 9; Trefferquote Feld: 33,8 % (23/68); Dreierquote: 10,5 % (2/19).
München (Punkte/Dreier): Mike (22/2), Jessup (13/3), Obst (12/2), Dinwiddie (11/2), Giggey (11/2), Gabriel (8), McCormack (3), Hollatz (3/1), Rathan-Mayes, da Silva; Rebounds: 50 (McCormack 8); Assists: 16; Ballverluste: 18; Trefferquote Feld: 46,8 % (29/62); Dreierquote: 40,0 % (12/30).
