Data- und Performance-AnalystJan Schwenzfeier zeichnet jeden Schritt der VfL-Handballer auf

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Jan Schwenzfeier sitzt während eines Handballspiels in der Schwalbe-Arena an einem Laptop.

Der Arbeitsplatz von Jan Schwenzfeier ist oberhalb des Spielfeldes, von wo aus er das Spiel beobachtet und die Daten erfasst.

Wenn die Bundesligaspiele des VfL Gummersbach abgepfiffen werden, beginnt die Arbeit von Data- und Performance-Analyst Jan Schwenzfeier. 

Wenn die Bundesligaspiele des VfL Gummersbach abgepfiffen werden, beginnt die Arbeit von Jan Schwenzfeier. Der 26-Jährige ist seit dem 1. Juli Data- und Performance-Analyst des VfL. In Hard- und Software hat er Programme entwickelt, die vereinfacht gesagt jeden Schritt der Handballer aufzeichnen, um sie in verschiedenen Bereichen auszuwerten. „Es sind ganz viele Facetten“, sagt Jan Schwenzfeier.

Der 26-Jährige, der seit 2013 zunächst als Trainer des TV Strombach und seit 2019 U17-Trainer des VfL Gummersbach ist, hat seinen Bachelor in Sportmanagement abgelegt und belegt nun einen Masterstudiengang zur Sport- und Leistungspsychologie. Im vergangenen Jahr begann Schwenzfeier, sich mit der Performance-Analyse zu beschäftigen. „Ich bin recht fit in Statistik und Mathematik“, sagt er, dazu absolviert er zurzeit die Trainer-A-Lizenz-Ausbildung – beste Voraussetzungen also, um Spiel und Training anhand von den erhobenen Daten zu analysieren.

Live-Videoanalyse-Tool in der Handball-Bundesliga

Zunächst schnitten Schwenzfeier und Goncalo Miranda, Trainer der U23 des VfL Gummersbach, in der vergangenen Zweitligasaison die Videos während der Spiele, um sie schon in der Pause den Trainern an die Hand zu geben. Mit Anfang der Bundesligasaison führte die Handball-Bundesliga ein Live-Videoanalyse-Tool ein, mit dem während des Spiels einzelne Aktionen live herausgeschnitten werden können, um sie dann in der Pause direkt zu analysieren. Zurzeit ist das für den VfL noch nicht zu praktizieren, sagt Schwenzfeier. Denn auf der Bank dürfen nur vier Offizielle Platz nehmen, das sind der Trainer, sein Co, der Torwarttrainer und der Physiotherapeut. Alle vier haben keine Zeit, sich um Videos zu kümmern. „Es wird noch eine Zeit brauchen, um Prozesse umzustellen .“

Im Moment ist Jan Schwenzfeier dabei, ein Kamerasystem für die   Trainingseinheiten zu entwickeln. Aus drei mobilen Kameraperspektiven auf dem Feld   wird das Training aufgezeichnet, um die Abläufe anschließend zu analysieren. „Es braucht Zeit, weil es auch um Datensicherheit geht“, sagt Schwenzfeier. Ein solches System   biete die Möglichkeit eines unmittelbaren Feedbacks, ohne die Kommunikationsbarriere Sprache. Der Trainer kann dem Spieler zeigen, was anders gemacht werden muss   oder was gut war.

Neben Hardware entwickelt Jan Schwenzfeier auch Software

Neben der Hardware entwickelt der 26-Jährige eine Software, die die eigentliche Analyse mittels der taktischen Statistik übernimmt. „Es geht darum, besser zu verstehen, warum gerade ein Tor fällt, sei es für die eigene Mannschaft   oder für den Gegner.“ Statt sich auf Gefühle und Emotionen zu verlassen, gilt es Daten auszuwerten.   Mit dem Trainerteam hat Schwenzfeier abgesprochen, welche Daten sie brauchen und haben wollen.

Mit dem Tool, das entwickelt wird, wird der Datenwust gebändigt und in Kategorien aufgeteilt, „so individuell, wie wir es brauchen, aber auch so standardisiert, um es nutzen zu können“, beschreibt der Fachmann.

All das geht deutlich über die spieltechnischen Statistiken hinaus, die die Handball-Bundesliga mit ihren Bewegungsdateien schon jetzt über die Antennen in der Schwalbe-Arena erfasst. Über die Spieler, die einen Transponder tragen, kann beispielsweise die Wurfgeschwindigkeit ermittelt werden oder wie viele Meter ein Handballer im Spiel zurückgelegt.

„Statistik wird auch im Handball immer wichtiger, je besser sie wird“, sagt Jan Schwenzfeier. Deshalb investieren die Vereine in diesem Bereich, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Der 26-Jährige glaubt aber nicht, dass es wie in dem Film „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ funktionieren kann: Brad Pitt stellte als Teammanager eine Mannschaft nur nach der Statistik auf und führt das Baseball-Team   zum Erfolg. „Die mentale Verfassung eines Spielers zu erfassen, ist statistisch sehr schwierig“, sagt Jan Schwenzfeier.

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