„Wie schreibt man Harakiri auf Deutsch?“Internationale Presse spart nach DFB-Debakel nicht mit Häme

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Japans Takuma Asano trifft gegen Deutschland zum 1:2.

Japans Takuma Asano (r) trifft gegen Deutschlands Nico Schlotterbeck (m) und Deutschlands Torwart Manuel Neuer zum 1:2.

Das Auftakt-Debakel der deutschen Nationalmannschaft hat in der Fußballwelt Aufhorchen lassen. Die internationale Presse spart nicht mit Häme. Ein Überblick.

Ziemlich viel Häme musste die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aufgrund ihrer 1:2-WM-Auftaktpleite gegen Japan in den internationalen Medien einstecken. Der Corriere dello Sport stellte die rhetorische Frage: „Wie schreibt man Harakiri auf deutsch?“ Die spanische Gazette Sport aus Barcelona kommentierte: „Japan verwandelte ab der 65. Minute seine Schüchternheit in Wut.“ Immerhin wird der deutsche „Mund zu“-Protest in England gewürdigt. „Deutschlands Protest wird über Jahre und Generationen nachhallen“, schrieb der Guardian. Algemeen Dagblad nutzte das allerdings zu einer höhnischen Bewertung: „Protestierende Deutsche nach dem Scheitern gegen Japan wieder mit der Hand vor dem Mund - diesmal aus Scham.“

Die internationalen Pressestimmen im Überblick:

ENGLAND The Guardian: „Deutschlands Protest wird über Jahre und Generationen nachhallen. Der erste Sieg Japans gegen Deutschland hat die Weltmeisterschaft erschüttert und war der Lohn für Hajime Moriyasus Mut.“ Daily Mirror: „Ein weiterer Tag, ein weiterer WM-Schock. Deutschland reiste als einer der Turnierfavoriten nach Katar, doch zwei Bundesligaspieler, Ritsu Doan und Takuma Asano, trafen in der zweiten Halbzeit innerhalb von acht Minuten und brachten Hansi Flicks Team nach nur einem Spiel an den Rand des Ausscheidens.“ The Sun: „Japan verblüfft Deutschland mit einer unglaublichen Aufholjagd.“

ITALIEN Gazzetta dello Sport: „Verrückte WM. Nach Messis Argentinien bricht auch Deutschland zusammen. Japan war einst ein Albtraum für die deutsche Wirtschaft, jetzt ist Japan auch im Fußball zum Schreckgespenst geworden.“ Corriere dello Sport: „Wie schreibt man Harakiri auf deutsch? Vom argentinischen Batacazo zum deutschen Debakel: Die Klänge sind anders, aber nicht das Ergebnis. Eine katastrophale Niederlage vereint die Schicksale von zwei Größen des internationalen Fußballs Argentinien und Deutschland.“ Tuttosport: „Flicks Jungs stürzen in einem wirklich unglaublichen Spiel. Die Niederlage schmerzt noch mehr, weil sie der letzten Viertelstunde eines Spiels zuzuschreiben ist, das lange von den Deutschen dominiert wurde.“ Corriere della Sera: „Flick gibt die Schuld für dieses Debakel den Mängeln einzelner Spieler, doch diese Niederlage ist kollektiven Fehlern zuzuschreiben. Gegen Spanien wird Deutschland seine letzte Chance haben.“ La Repubblica: „Die Niederlage ist unter anderem Doan und Asano zuzuschreiben, die in Deutschland als Spieler groß geworden sind. Deutschland muss jetzt die Scherben aufräumen, für die japanische Jungs verantwortlich sind, die es in seinen eigenen Klubs ausgebildet hat.“

Die Deutschen haben in ihren beiden verbleibenden Spielen, eins davon gegen Spanien, nur noch wenig Spielraum
Die spanische Zeitung Marca zur deutschen Auftakt-Pleite gegen Japan

SPANIEN Marca: „Japan lässt Deutschland verstummen - ein WM-Faustschlag von Japan. Die Deutschen haben in ihren beiden verbleibenden Spielen, eins davon gegen Spanien, nur noch wenig Spielraum. Deutschland vergibt zu viele Chancen, und das bezahlt man bei einer WM sehr teuer.“ AS: „Deutscher Harakiri. Flicks Mannschaft war nicht in der Lage, ein Spiel, das sie unter Kontrolle hatte, erfolgreich zu Ende zu bringen. Wenn die argentinische Pleite das erste Erdbeben bei Katar 2022 war, dann hat man im Khalifa-Stadion eine ähnliche Dimension erlebt. Deutschland schoss sich selbst in die Füße.“ Sport: „Heldentat von Japan im Khalifa-Stadion. Dies ist ein Erdbeben in der Spanien-Gruppe. Flicks Mannschaft ist jetzt gezwungen, am Sonntag gegen Spanien zu gewinnen, um sich bei der WM noch am Leben zu halten. Asano klaute Schlotterbeck die Brieftasche. Japan verwandelte ab der 65. Minute seine Schüchternheit in Wut.“ El Mundo Deportivo: „Deutschland begeht Harakiri. Japan erlegt Deutschland in der Spanien-Gruppe! Japans Nationaltrainer Moriyasu zog Deutschland mit seinen Auswechselungen und seinen Systemvarianten den Zahn.“

FRANKREICH Le Figaro: „Japans Meisterstück trägt die Handschrift von Hajime Moriyasu. Ernannt nach der WM 2018, wo die Blauen Samurai ehrenvoll gegen Belgien ausgeschieden waren (2:3 im Achtelfinale), hat der japanische Nationaltrainer diese Aufholjagd im Alleingang herbeigeführt.“

NIEDERLANDE Algemeen Dagblad: „Protestierende Deutsche nach dem Scheitern gegen Japan wieder mit der Hand vor dem Mund - diesmal aus Scham.“

SCHWEIZ Blick: „Fußball-Deutschland nach Debakel fassungslos.“

ÖSTERREICH Krone: „Es kracht! Deutsche Stars gehen aufeinander los.“

JAPAN Japan-Times: „Japan betäubt Deutschland mit späten Treffern im WM-Auftakt.“ Tokyo Shimbun: „Die Freude von Doha! Deutschland besiegt mit dem Moriyasu-ismus, dass jeder Stammspieler ist.“

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