Fünf Bergsteiger aus Bayern sind in den Ortler-Alpen in Südtirol tödlich verunglückt. Die Bergungsaktion verlief schwierig.
Lawine in SüdtirolFünf Deutsche tödlich verunglückt – Vater und Tochter in Gletscherspalte gedrückt

Ein Leichenwagen steht am Sonntag (2. Oktober) nahe eines Hubschrauberlandeplatzes bei Bozen. Nach dem Lawinenunglück in Südtirol wurden auch die Leichen der beiden zuletzt noch vermissten Deutschen gefunden.
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Nach dem schweren Lawinenunglück in Südtirol sind am Sonntag alle verbliebenen Toten geborgen worden. Die beiden Frauen und drei Männer aus Deutschland waren an Allerheiligen unter dem Gipfel der 3.545 Meter hohen Vertainspitze in den Ortler-Alpen von einer Schneelawine erfasst worden und überlebten das Unglück nicht.
Bereits am Samstag waren drei Bergsteiger geborgen worden, am Sonntag dann die beiden zunächst noch vermissten Personen. Bei ihnen soll es sich um einen 46-jährigen Vater und seine 17-jährige Tochter handeln. Die drei anderen Todesopfer sind ein 58 Jahre alter Mann, sein 21 Jahre alten Sohn und dessen gleichaltrige Freundin. Die Opfer sollen alle aus Bayern stammen. Zwei Männer – ebenfalls Deutsche – überlebten das Unglück.
Olaf Reinstadler von der Bergrettung Sulden, dem größten Ort der näheren Umgebung, spricht in italienischen Medien über die schwierige Bergung der Toten und mögliche Ursachen der Tragödie.
An der Nordwand des Vertain, die mit einem Hängegletscher bedeckt ist, sei eine kleinere Lawine abgegangen und hätte fünf der sieben Bergsteiger mitgerissen, so Reinstadler. Die sieben Personen seien am Freitag in drei Gruppen unterwegs gewesen, es habe ein Dreier- und zwei Zweierteams gegeben. Eine der beiden Zweiergruppen, die nicht betroffen gewesen sei, hätte dann nach dem Lawinenabgang den Alarm ausgelöst und die Bergrettung benachrichtigt. Sonst hätte man von dem Unglück auch nicht direkt etwas mitbekommen, so Reinstadler.
Vater und Tochter von Lawine in Gletscherspalte gedrückt
Die Verunglückten der Dreiergruppe habe man relativ schnell bergen können, da sie nicht komplett verschüttet gewesen wären. Als man die drei Toten und die beiden Überlebenden vom Berg geholt habe, hätte man aber festgestellt, dass noch zwei Personen fehlten. Diese seien zunächst nicht auffindbar gewesen, man habe die beiden Toten erst am Folgetag bergen können. Vater und Tochter wurden offenbar von der Lawine in eine Gletscherspalte hineingedrückt. Von oben entdeckten die Retter zunächst einen Rucksack und suchten anschließend das Gebiet ab. Bei der Suche nach ihnen waren auch Drohnen und Wärmebildkameras im Einsatz.
Der Einsatz sei früh am Sonntagmorgen gestartet, da schlechtes Wetter vorhergesagt war. Man habe die beiden Verunglückten auch gefunden und geborgen, habe sie aber aufgrund des Nebels zunächst nicht mit dem Hubschrauber ins Tal holen können, so der Bergretter am Sonntagmittag. Mehrere Personen harrten bei den Leichen aus, bis es schließlich Nachmittag gelang, sie mit dem Helikopter wegzubringen. Insgesamt seien an der aufwändigen Bergung 30 bis 40 Einsatzkräfte beteiligt gewesen.

An der Vertainspitze sind fünf Deutsche verunglückt.
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Das Unglück ereignete sich der Bergwacht zufolge am Samstag kurz vor 16 Uhr in der Nordwand unterhalb des Gipfels auf etwa 3.200 Metern Höhe. Vermutet wird, dass die Lawine von der Seilschaft ausgelöst wurde, die am weitesten oben war: dem Vater mit Tochter. Nach italienischen Medienberichten versuchten die beiden dann noch, die anderen Bergsteiger in der Wand mit Schreien zu warnen.
Rätselhaft war zunächst, warum die drei Gruppen kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch aufstiegen. „Ich verstehe das auch nicht“, sagte Olaf Reinstadler. „Die haben extrem lang nach oben gebraucht. Wenn man so spät am Nachmittag noch beim Aufstieg ist, wird das um diese Jahreszeit sehr schwierig. Der Abstieg hätte dann bis in die Nacht gedauert.“ Besonders hohe Lawinengefahr bestand allerdings nicht.
Der Aufstieg über das Eis der Nordflanke auf die Vertainspitze gilt als anstrengend und „sportlich“. Die Route verläuft über den markanten Hängegletscher der Vertainspitze und ist laut der Website bergsteigen.com auch im Sommer machbar. Medienberichten zufolge sollen die Verunglückten angemessen ausgerüstet gewesen sein. (mit dpa)

