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Öldepots und ChemiewerkeUkraine greift Ziele in ganz Russland an – brennende Depots und geschlossene Flughäfen

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Das Bild soll das brennende Öldepot in Simferopol auf der Krim zeigen.

Das Bild soll das brennende Öldepot in Simferopol auf der Krim zeigen.

Die unter Druck stehende Ukraine setzt die Taktik der Nadelstiche gegen die russische Ölindustrie fort.

Die Ukraine hat mit einem Drohnenangriff im russischen Gebiet Wolgograd einen Großbrand in dem Öldepot der Stadt Urjupinsk ausgelöst. Gouverneur Andrej Botscharow teilte am Morgen mit, dass benachbarte Häuser evakuiert worden seien. „Nach vorläufigen Angaben wurde niemand verletzt.“ Nach Botscharows Darstellung lösten Trümmer abgeschossener Drohnen den Brand aus.

Urjupinsk mit seinen gut 40.000 Einwohnern liegt in der Oblast Wolgograd und rund 300 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das Gebiet in Südrussland wird immer wieder von der Ukraine mit Drohnen in den Fokus genommen. Neben der Energieversorgung hatte Kiew hier im Sommer auch einen Militärflughafen attackiert und mehrere Kampfjets zerstört.

Zudem wurde in der Nacht zu Sonntag in der Stadt Jaroslawl rund 280 Kilometer nordöstlich von Moskau laut Berichten in sozialen Netzwerken eine Ölraffinerie angegriffen. Der Flughafen Jaroslawl musste laut „Kyiv Post“ vorübergehend für alle Flüge gesperrt werden. Im Gebiet Krasnodar in Südrussland bestätigten die Behörden einen Drohnenangriff auf das Dorf Afipski. Bewohner meldeten Explosionen an einer Ölraffinerie.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete am Sonntag von 24 ukrainischen Drohnen, die das Gebiet von Belgorod nahe der Grenze angegriffen hätten. Zwei Personen seien dabei verletzt worden. 

Öldepot auf der Krim zerstört

Ukrainische Medien melden weitere erfolgreiche Angriffe auf die russische Öl-Infrastruktur. Wie „Kyiv Independent“ berichtet, sei auch auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim ein Öldepot zerstört worden. In Simferopol hätten russische Behörden 41 Drohnen gemeldet, heißt es. Dort brenne ein Öldepot, wird unter Berufung auf den pro-ukrainischen Telegram-Kanal „Crimean Wind“ gemeldet. Bilder sollen den Großbrand zeigen, ebenso wurden Satellitenaufnahmen der Anlagen veröffentlicht. Auch in Sewastopol, der größten Stadt der Krim, sei Alarm ausgelöst worden.

Laut „Kyiv Independent“ sei ebenfalls ein Chemiewerk in der russischen Stadt Weliki Nowgorod südlich von Sankt Petersburg attackiert worden. Rauch stieg von dem Gelände auf, wird unter Berufung auf Telegram-Kanäle berichtet. 

Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte bestätigte die Angriffe in Urjupinsk und Afipski in den sozialen Medien. Es habe sich um „Maßnahmen zur Reduzierung des Angriffspotenzials des Feindes“ gehandelt. Die „logistische Unterstützung der russischen Besatzungstruppen“ sei so gestört worden.

Ukraine greift Ölplattform im Kaspischen Meer an

Die Ukraine nimmt immer wieder Anlagen der russischen Ölindustrie unter Drohnenbeschuss, weil Moskau mit den Einnahmen aus dem Energieverkauf auch seine Kriegsmaschinerie finanziert.

Wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass die Ukraine offenbar sogar große Offshore-Ölplattform Russlands im Kaspischen Meer angreift. CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Sicherheitsdienste, dass Langstreckendrohnen gegen die Ölförderung dort eingesetzt worden seien. Die attackierte Ölplattform „Filanovsky“, die dem Konzern Lukoil gehört, ist angeblich das größte Ölfeld im russischen Sektor des Kaspischen Meeres.

Lange Schlangen vor russischen Tankstellen

Trotz der Entfernung von mehr als 1000 Kilometern zur Ukraine gelang es dem Militär offenbar, die Produktion von mehr als 20 Förderstellen im Kaspischen Meer zu stoppen, wie Kiewer Medien berichteten. Dies wurde als erfolgreiche Ausweitung der ukrainischen Verteidigung gewertet.

Laut CNN gab es im November zudem so viele ukrainische Attacken auf Ziele in Russland wie nie zuvor. Diese verursachten erhebliche Kapazitätsausfälle in der Ölindustrie, die teilweise auch zu Engpässen an den Tankstellen führten. Im September und Oktober dieses Jahres kursierten im Internet Videos von langen Autoschlangen vor Tankstellen. Russlands Ölraffinerien verarbeiteten laut CNN derzeit etwa 6 Prozent weniger Öl als im Vorjahreszeitraum. (cme/dpa)