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Ab OsternAuf Mallorca sollen Pferdekutschen elektrisch werden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Pferdekutsche steht vor der Kathedrale.

Pferdekutsche in Palma de Mallorca

Alcúdia ersetzt ab Ostern Pferdekutschen durch Elektrokutschen. Tierschützer begrüßen die Veränderung als umwelt- und tierfreundlich.

Ab Ostern gehört das Klappern der Hufe im mallorquinischen Ferienort Alcúdia der Vergangenheit an. Die umstrittenen Pferdekutschen, die bisher Tag für Tag mit Touristen durch den Ort rollten, haben ausgedient. Stattdessen surren künftig Elektrokutschen durch die malerischen Gassen der viel besuchten Kleinstadt, die im Norden Mallorcas liegt. Ein Schritt, der von Tierschützern als großer Erfolg gefeiert wird. Sie hatten seit Jahren „Ausbeutung“ und „Misshandlung“ der Zugpferde angeprangert.

Kutschen in Alcudia: Lange Zeit ein Streitthema

Die Entscheidung fiel nicht über Nacht, es war ein langer Weg – jahrelang brodelte der Streit um die Pferdewagen. Doch nun verkündete die Stadt stolz den Beginn der neuen Ära: „Mit dieser Initiative machen wir einen entscheidenden Schritt in Richtung einer nachhaltigen, effizienten und tierschutzgerechten Tourismusmobilität“, erklärte das Rathaus.

In Alcúdia wohnen 22.000 Menschen. Doch im Hochsommer verfünffacht sich durch die vielen Touristen, die in Hotels und Ferienwohnungen unterkommen, die Einwohnerzahl. Die Kleinstadt gehört zusammen mit Palma zu den meistbesuchten Urlaubsorten Mallorcas.

Auch die zehn Kutscher Alcúdias sind erleichtert, dass endlich der Zank um die Fuhrwerke und deren Zugpferde beendet ist. In den letzten Jahren hatten sich die Beschwerden von Urlaubern gehäuft, die das touristische Kutschengeschäft als „Tierquälerei“ empfunden hatten. Bilder von abgemagerten oder erschöpften Pferden empörten die Menschen. Manche Kutscher bekamen Beschimpfungen zu hören.

Der öffentliche Druck sorgte schließlich für ein Umdenken im Rathaus wie bei den Fuhrleuten, die künftig nicht mehr die Zügel, sondern ein Lenkrad in den Händen haben. „Die Elektrokutschen stoßen keine Schadstoffe aus, sind geräuschlos und entsprechen den Erwartungen einer Gesellschaft, die sensibler für Tiere und Umwelt geworden ist“, sagt Eduardo Salazar, der Chef der Kutschervereinigung.

30.000 Euro für eine Elektrokutsche

Rund 30.000 Euro hat jedes dieser Elektrogefährte gekostet, die gerade der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. „Ein historischer Tag“, freute sich Bürgermeisterin Fina Linares. Acht von zehn bestellten Kutschen wurden bereits ausgeliefert. Wie die alten Pferdewagen leuchten auch die neuen Wagen in rot-weißen Farben. Aber in den E-Kutschen summt nun ein Elektromotor, der die Fahrzeuge auf maximal Tempo 25 bringt; die Batterie reicht für 80 Kilometer.

Und was macht Mallorcas Hauptstadt Palma? Auch dort gehören die Pferdekutschen seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Und auch dort wächst der Druck auf Kommunalpolitiker und Kutscher, die Pferde nicht länger als fragwürdige Touristenattraktion durch die Stadt traben zu lassen. Als erster Schritt wurde eine Kommission mit Kutschenbesitzern und Stadtverantwortlichen eingerichtet, um darüber zu beraten, wie es in der Zukunft weitergeht.

Das Geschäft mit den Pferdewagen in der Altstadt Palmas hatte in den letzten Jahren öfter für Skandale gesorgt. Mal wurde über „Horrorställe“ berichtet, in denen Pferde unter miserablen Bedingungen lebten. Bilder von Zugtieren, die mitten auf der Straße entkräftet umfielen, sorgten für Entsetzen. Tierschützer sammelten mehr als 100.000 Unterschriften, um ein Verbot der Pferdekutschen durchzusetzen. Sogar die EU-Kommission wurde eingeschaltet.

„Das Bild, das Spanien im Bereich des Tierschutzes abgibt, ist eine einzige Schande. Die Ausbeutung der Kutschpferde geschieht mit dem stillschweigenden Einverständnis der Behörden – das darf nicht länger toleriert werden“, erklärte die mallorquinische Tierschutzbewegung Progreso en Verde (Grüner Fortschritt). Auch die deutsche Tierschutzorganisation PETA forderte ein Ende des Leidens: „Insbesondere in den Sommermonaten mit Temperaturen von 40 Grad brechen nicht selten erschöpfte Pferde zusammen.“

Die Debatte hat inzwischen auch andere spanische Urlaubsstädte erreicht, in denen noch Touristen mit Pferdekutschen befördert werden – Málaga beispielsweise, die Hauptstadt der berühmten Costa del Sol im südspanischen Andalusien. Dort kündigte Bürgermeister Francisco de la Torre vor Kurzem an, dass bald keine Pferdewagen mehr mit Urlaubern durch die Stadt rollen sollen. Im Jahr 2025 gebe es „effizientere und respektvollere Möglichkeiten“, um sich fortzubewegen, sagte der Bürgermeister. Es gibt also Hoffnung, dass das gute Beispiel aus dem mallorquinischen Alcúdia Schule machen wird.