Häusliche Gewalt steigt um 3,7 Prozent in Deutschland an. Neue Gesetze sollen besseren Opferschutz gewährleisten.
Häusliche GewaltOpferzahlen in Deutschland auf Rekordhoch gestiegen

Laut einem Zeitungsbericht ist die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt gestiegen. (Symbolfoto)
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Im Jahr 2024 ist die Zahl der Menschen, die offiziell Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind, auf einen Höchststand angestiegen. Laut Bericht der "Welt am Sonntag" auf Basis von Daten des Bundeskriminalamts waren insgesamt 256.942 Menschen betroffen, was einem Anstieg von rund 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Es wird vermutet, dass die Dunkelziffer aufgrund nicht gemeldeter Fälle noch höher liegt.
„Häusliche Gewalt bedeutet zumeist Gewalt an Frauen“
Der Sozialverband Deutschland äußerte sich besorgt über diese Zahlen. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier betonte, dass häusliche Gewalt in der Regel Gewalt gegen Frauen bedeutet und Einrichtungen wie das "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" daher besonders wichtig sind.
Experten definieren häusliche Gewalt als Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen oder in der Familie. Statistisch gesehen wurde alle zwei Minuten eine Person zum Opfer. Besonders im Fokus stehen Gewalttaten von Partnern oder Ex-Partnern, die die Mehrheit der Fälle ausmachen. Insgesamt gab es laut Bericht fast 171.100 Fälle dieser Art im Jahr 2024, was einem Anstieg von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In den letzten fünf Jahren stieg häusliche Gewalt um fast 14 Prozent an, wobei hauptsächlich Frauen betroffen waren.
Weshalb ist die Zahl der Fälle gestiegen?
Das Familienministerium führte den Anstieg der häuslichen Gewalt auf eine gestiegene Gewaltbereitschaft in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen zurück. Auch eine möglicherweise gestiegene Anzeigebereitschaft wurde als Grund genannt.
Um Opfer besser zu schützen, stimmte der Bundesrat einem Gesetz für einen verbesserten Schutz von Opfern von häuslicher Gewalt zu. Dies beinhaltet die Schaffung ausreichender Schutz- und Beratungsangebote durch die Länder mit einer finanziellen Unterstützung des Bundes von 2,6 Milliarden Euro.
Eine geplante Maßnahme zur besseren Prävention ist die Einführung einer elektronischen Fußfessel für Gewalttäter, um Frauen besser vor gewalttätigen Partnern zu schützen. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig plant eine entsprechende Regelung nach dem spanischen Modell.
Die Grünen und Die Linke äußerten die Notwendigkeit von Reformen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Besonders Frauen mit Behinderungen sind von häuslicher Gewalt betroffen, es herrscht ein Mangel an notwendigen Plätzen in Frauenhäusern für diese Gruppe. (dpa)