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„Mir ist das rätselhaft“Unverständnis über spektakuläres Schiffsunglück an New Yorker Brooklyn Bridge

Lesezeit 3 Minuten
People watch as a Mexican Navy training ship is pulled away after it slammed into the nearby Brooklyn Bridge in New York on May 17, 2025. A Mexican Navy training ship slammed into the Brooklyn Bridge late Saturday, snapping all three of its masts and igniting a rescue operation beneath the iconic New York City landmark. The Mexican Navy said in a statement that 22 people on board the training ship were injured, three of them critically. (Photo by ANGELA WEISS / AFP)

Der Moment, als „Cuauhtémoc“ am Samstagabend (17. Mai) von Westen die Brooklyn Bridge rammt und unter ihr hindurchtreibt.

Die „Cuauhtémoc“ trieb am Samstag unter der Brooklyn Bridge hindurch. Masten brachen, zwei Matrosen starben. Wie konnte es dazu kommen?

Es waren Bilder aus New York, die um die Welt gingen: Am Samstagabend krachte die „Cuauhtémoc“, ein Segelschiff der mexikanischen Marine, gegen die Brooklyn Bridge. Während die Brücke, eines der Wahrzeichen der Stadt, kaum Schaden nahm, starben an Bord des Schulschiffs zwei junge Menschen, mehrere weitere wurden verletzt. Die Masten brachen, da sie zu hoch für die Brücke waren.

18.05.2025, USA, New York: Besatzungsmitglieder arbeiten am Mast der Cuauhtémoc, einem Schulschiff der mexikanischen Marine, am Pier 35, nachdem es mit der Brooklyn Bridge kollidiert war. Foto: Yuki Iwamura/FR171758 AP/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mit gebrochenen Masten liegt die „Cuauhtémoc“ am Pier 35 nordöstlich der Brooklyn Bridge in Lower Manhattan.

Es ist fast ein Wunder, dass nicht noch mehr Personen zu Schaden kamen, denn viele der Matrosen befanden sich zu diesem Zeitpunkt hoch in der Takelage. Die „Cuauhtémoc“ wollte aus dem Hafen an der South Street an der Südseite Manhattans auslaufen, und traditionell präsentieren sich die großen Segler mit ihren Besatzungen dann von ihrer besten Seite, mit Beflaggung und Matrosen in den bis 48 Meter hohen Masten.

An Bord spielten sich nach der Kollision, die unzählige Menschen an diesem Touristen-Hotspot live verfolgten und filmten, dramatische Szenen ab. Auf in sozialen Medien verbreiteten Videos ist zu sehen, wie Menschen an einem der drei Masten hingen oder sich an einem Seil festhielten, während das Schiff rückwärts unter der Brücke hindurchtrieb.  

Trauer in Mexiko nach Tod von Matrosen in New York

Bei den beiden Toten handelt es sich um eine 20-Jährige und einen 23-Jährigen. Die beiden Kadetten gehörten zu den 277 Besatzungsmitgliedern an Bord des Segelschiffs der mexikanischen Marine, wie die BBC berichtet. In Mexiko herrscht Trauer über den Tod der jungen Menschen und die weiteren teils schwer verletzten Opfer des Unglücks.

Nicht nur dort fragt man sich, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Auf den Videos ist zu sehen, dass sich sogar noch ein Schlepper neben dem Segler befindet. Dieses Boot hatte die „Cuauhtémoc“, die in Richtung Island auslaufen wollte, von Pier 17 auf den East River geschleppt. Dort sollte es nach Süden in Richtung offenes Meer gehen. Dazu kam es aber nicht, denn die „Cuauhtémoc“ bewegte sich rückwärts mit erhöhter Geschwindigkeit in Richtung Norden und trieb auf die Brücke zu.

Experte: Schlepper hätten „Cuauhtémoc“ nicht so früh losmachen dürfen

Sehr wahrscheinlich ist, dass der Motor des Dreimasters ausfiel und es so von der Flut erfasst wurde. Die Verbindung zum Schlepper war zu diesem Zeitpunkt offenbar schon getrennt worden. Wie der „Spiegel“ berichtet, hätte das Unglück nach Meinung eines Experten verhindert werden können, wenn das Schiff angesichts der starken Strömung die Meerenge hinauf und eines starken Windes in die gleiche Richtung nicht so früh vom Begleitboot losgemacht worden wäre. Man hätte zumindest warten sollen, bis die „Cuauhtémoc“ richtig ins Fahrwasser drehte, meint der langjährige Lotse und Kapitän Gerald Immens im Nachrichtenmagazin.

Es sei unverständlich, denn man bezahle einen Festbetrag für den Schlepper, so Immens, dies hätte nicht mehr gekostet. Der Experte versteht auch nicht, warum die Besatzung nicht schnell die Anker geworfen habe. „Mir ist das rätselhaft“, so Immens. Dies wäre angesichts der geringen Geschwindigkeit zumindest einen Versuch wert gewesen. Immens sagt, es sei Glück gewesen, dass so viele Sicherheitsgurte der Matrosen gehalten hätten. Sonst wären vermutlich noch mehr Menschen hinabgestürzt und gestorben. 

Nach der eingehenden Untersuchung könne die „Cuauhtémoc“ sicher repariert werden, so Immens. Allerdings sei der Imageschaden für die mexikanische Marine groß.