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Ermittlungen in alle RichtungenZugunglück in Bayern wirft Fragen auf

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Drei Tage nach dem schweren Zugunglück mit fünf Toten gehen die Aufräumarbeiten voran.

Garmisch-Partenkirchen – Unter den vier beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen getöteten Frauen sind auch zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren. Das fünfte Todesopfer sei ein 14-Jähriger aus der Region, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Pfingstmontag dem Bayerischen Rundfunk. Eine Person schwebte weiterhin in Lebensgefahr.

Die Unfallursache werde „mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht“, sagte Herrmann. „Ein unmittelbarer Fehler des Fahrpersonals ist im Moment nicht ersichtlich. Aber es wird immer noch in alle Richtungen ermittelt.“ Der letzte umgestürzte Waggon wurde am Montag geborgen.

Die Kirchen hatten für den Abend zu einem ökumenischen Gebet in die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Garmisch-Partenkirchen eingeladen.

Starker Regen erschwerte die Arbeiten

Der DB-Regionalexpress nach München war am Freitagmittag kurz nach der Abfahrt auf der eingleisigen Strecke mit rund 140 Fahrgästen direkt neben einer Bundesstraße entgleist. Dabei kamen vier Frauen im Alter von 32, 39, 70 und nach bisherigen Erkenntnissen 51 Jahren sowie der 14-jährige Junge ums Leben. 40 Menschen wurden verletzt.

Eine Frau war auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Die drei anderen Frauen und der Junge konnten erst am Samstag unter den umgestürzten Waggons geborgen werden. Weil die Verletzten mit Rettungshubschraubern und Rettungswagen in mehrere Krankenhäuser, auch in Österreich, gebracht wurden, hatten bis Samstagmittag noch sieben Menschen als vermisst gegolten. Laut Herrmann waren am Montag noch mehrere Verletzte im Krankenhaus.

Drei Straßenkräne und ein aus Wanne-Eickel herangebrachter Schienenkran mit 250 Tonnen Hebeleistung legten die drei über eine Böschung herabgestürzten Doppelstock-Waggons so, dass sie von Baggern mit Scherenarmen halbiert werden konnten. Die Waggonhälften wurden dann auf Tiefladern in eine nahe Kiesgrube gefahren. Starker Regen erschwerte die Arbeiten.

Die Ermittlungen zur Unfallursache führt eine Soko „Zug“ unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Die Ermittler werden von Sachverständigen vor Ort unterstützt.

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Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte gesagt, den Experten vor Ort zufolge sei ein technischer Defekt „die wahrscheinlichste Ursache“. An dem Unglück sei kein anderes Fahrzeug beteiligt gewesen. Der Zugführer wurde vernommen. Was er gesagt hat, teilte die Polizei nicht mit. Die Strecke ist nach Angaben eines Bahnsprechers mit elektronischen Stellwerken und moderner Sicherungstechnik ausgerüstet. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) versprach eine umfangreiche Aufarbeitung. An mehreren Stellen rund um die Unglücksstelle hatten Bürger Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt.

Für die Region um die Zugspitze bedeutet das Unglück auch verkehrstechnisch eine große Herausforderung, auf einer Strecke, die ohnehin als

Nadelöhr für Urlauber und Ausflügler bekannt ist. Am Samstag begannen in Bayern die Pfingstferien. Die Bundesstraße ist in der Region wegen der Bergungsarbeiten weiter gesperrt. (dpa)