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Eurovision Song ContestBeispiellose Boykott-Welle als Reaktion auf Teilnahme Israels

3 min
Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen

Das Motto lautet „United by Music“, doch die Realität sieht anders aus: Wegen Israels Teilnahme kündigten bereits vier Länder den Boykott des Eurovision Song Contest an. Welche Folgen das für das größte Musikspektakel der Welt hat.

Das Motto des ESC 2026 in Wien lautet „United by Music“. Doch die einigende Kraft der Musik ist weit in den Hintergrund gerückt. Alles dreht sich um die Teilnahme Israels. Mehrere Länder haben einen Boykott angekündigt, weil Israel im Gaza-Krieg riesiges Leid über die palästinensischen Zivilisten gebracht habe. Wichtige Fragen zur nächsten Ausgabe des größten Musikspektakels der Welt:

Welche Folgen haben die Boykott-Ankündigungen?

Die Sender aus Spanien, Irland, Slowenien und den Niederlanden kündigten als Reaktion auf den EBU-Beschluss den Boykott der Veranstaltung an. Der Schaden für den ESC ist schon jetzt groß. Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die knapp 70 Mitgliedssender koordiniert, hat ebenso wie der österreichische Gastgeber-Sender ORF in den vergangenen Wochen versucht, den einst so harmlosen Schlagerwettbewerb zu entpolitisieren. Das ist gescheitert. Die Welle an Boykott-Ankündigungen gilt in ihrer Wucht als beispiellos in der Geschichte des ESC.

Gibt es konkrete Konsequenzen für die Show?

Das ist noch unklar. Der ORF will zunächst noch abwarten, bevor eventuell etwaige Veränderungen vorgenommen werden. Die finale Teilnehmerliste will die EBU vor Weihnachten veröffentlichen. Spätestens dann wird sich abzeichnen, ob die Show gegebenenfalls neu dimensioniert wird.

Welche Folgen haben die Querelen für das Publikum?

Bisher keine. Die Anmeldung für den Vorverkauf der insgesamt 90.000 Tickets ist bereits angelaufen. Die EBU erklärte unmittelbar nach dem grünen Licht für Israel, dass die Vorbereitungen für das Musikspektakel „wie geplant“ weiterlaufen könnten.

Wie ist die Haltung Deutschlands?

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) stellte sich hinter die Entscheidung der EBU. „Israel gehört zum ESC wie Deutschland zu Europa“, sagte er der „Bild“. Deshalb finde er es gut, dass Israel 2026 Teil des größten Gesangswettbewerbs der Welt bleibe. „ESC ist ein Anlass, mit Freundinnen und Freunden einen tollen Abend zu verbringen und die Vielfalt der Musik zu feiern.“

Wer hat sich auch noch positiv geäußert?

Frankreich. Das Land werde niemals den Weg des Boykotts eines Volkes, seiner Künstler oder seiner Intellektuellen einschlagen, erklärte Außenminister Jean-Noël Barrot. Alles in der Seele und Tradition des Landes widersetze sich diesem Gedanken. Kultur öffne Horizonte. „Gibt es einen besseren Weg, Frieden zu fördern?“, schrieb Barrot auf X.

Welche Rolle hat Israel bisher beim ESC gespielt?

Israel ist seit 1973 beim ESC dabei. Mit vier ersten Plätzen gehört das Land zu den erfolgreichsten Teilnehmern. Besonders in Erinnerung sind die Siege 1979 und 1998. Einmal mit dem Ohrwurm „Hallelujah“ (Milk&Honey), das andere Mal mit dem Auftritt von Dana International, der ersten transsexuellen Sängerin als Gewinnerin.

Gibt es Kritik in den Boykott-Ländern?

Ja. In den Niederlanden kommentierte die Zeitung „De Telegraaf“ kritisch. Der niederländische Sender Avrotros habe das Songfestival politisiert. „Eine Entscheidung, die in Europa für Stirnrunzeln sorgt. Anlass für den absurden Beschluss der Avrotros ist die Teilnahme des demokratischen Landes Israels am ESC.“ Offenbar habe der Sender übersehen, dass in Gaza inzwischen ein Waffenstillstand in Kraft sei.

Wie ist die Reaktion in Israel?

Israels Staatspräsident Izchak Herzog hat die Entscheidung ausdrücklich begrüßt. Der Sender Kan selbst teilte mit, der Versuch, den israelischen Beitrag auszuschließen, könne „nur als kultureller Boykott verstanden werden. Ein Boykott mag heute beginnen – mit Israel –, aber niemand weiß, wo er enden wird und wem er noch schaden könnte“. (dpa)