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Giftige Gase im Museums-ArchivSchloss Wilhelmshöhe evakuiert

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Die Feuerwehr ist am Schloss Wilhelmshöhe im Einsatz, nachdem im Museums-Archiv giftige Gase ausgetreten sind. Das Museum wurde geräumt.

Die Feuerwehr ist am Schloss Wilhelmshöhe im Einsatz, nachdem im Museums-Archiv giftige Gase ausgetreten sind. Das Museum wurde geräumt. 

Giftige Gase im Museums-Archiv des Schlosses Wilhelmshöhe führten zur Evakuierung durch die Kasseler Feuerwehr.

Alte Filmrollen im Museums-Archiv auf Schloss Wilhelmshöhe haben sich so stark zersetzt, dass giftige Gase austraten - und die Feuerwehr im Großeinsatz war. Das Gebäude musste teilweise geräumt werden. Zunächst hatte die Feuerwehr berichtet, das Museum sei vollständig evakuiert worden.

Wie der Leiter der Feuerwehr Kassel berichtete, hatte bei mehreren alten Filmrollen aus Zelluloid ein Zersetzungsprozess begonnen, bei dem sich giftige Gase gebildet hätten. Ausgelöst worden sei der Prozess durch die hohen Temperaturen der vergangenen Tage. Die Filme neigten dazu, sich bei einer Raumtemperatur von über 25 Grad selbst zu zersetzen. Dabei entstünden Gase und es bestehe die Gefahr einer Selbstentzündung, erklärte er.

Von den Gasen gehe eine Gefahr für die Filmrollen und das gesamte Archiv aus, zudem seien sie gefährlich für die Haut und die Atemwege. Es bestehe keine Gefahr für die Öffentlichkeit.

Hitze hat Zersetzungsprozess beschleunigt

Eine Sprecherin der Museumsverwaltung Hessen Kassel Heritage (HKH) erklärte, Mitarbeiter hätten einen merkwürdigen Geruch bemerkt. Zwei Mitarbeiter hätten wegen gesundheitlicher Probleme kurzzeitig medizinisch behandelt werden müssen.

Die mit einer Lüftungsanlage ausgestatteten Räume seien daher bereits in den vergangenen Tagen geräumt worden. Ein Abtransport in gekühlten Behältern sei für die kommenden Tage geplant gewesen. Doch durch die steigenden Temperaturen habe sich der Prozess stark beschleunigt und man habe sich nun genötigt gefühlt, die Feuerwehr zu verständigen.

Die betroffenen Filme, bei denen es sich unter anderem um historisches Material handelt, sollen ihr zufolge nicht zurück ins Archiv. Sie würden digitalisiert, sagte die Sprecherin.

Filmrollen könnten sich selbst entzünden

Die Filmrollen befanden sich nach den Worten von Lagedienstführer Thomas Tonini in kleinen transportablen Schränken, die nun in gekühlte Container umgelagert wurden. Diese stünden jetzt auf dem Gelände einer Spedition in Baunatal. So wird versucht, den Zersetzungsprozess zu stoppen. Auch der Brandschutz sei vor Ort, um die Filme löschen zu können, sollten sie sich selbst entzünden. Am Abend waren die Einsatzkräfte nach Angaben von Tonini dabei, die Fahrzeuge wieder mit Atemschutzmasken und Schutzkleidung aufzufüllen.

Archiv-Bestände des Landes sollen überprüft werden

„Wir werden den Vorfall zum Anlass nehmen, die Archiv-Bestände des Landes nochmals zu überprüfen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen ergreifen“, kündigte Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) laut Pressemitteilung an. Er dankte allen Beteiligten für ihr professionelles Vorgehen. Nach Angaben des Ministeriums waren die Negativfilme aus Nitrocelluloseacetat in den 1950-er Jahren hergestellt worden.

Das dritte Obergeschoss im Kirchflügel von Schloss Wilhelmshöhe sei komplett gesperrt worden. Der Museumsbetrieb im Mittelbau des Schlosses sei nicht davon beeinträchtigt, da sich das Filmarchiv weit genug von den Museumsräumen entfernt befinde. (dpa)