Der Glenfinnan-Viadukt wurde durch die Filme weltberühmt - nun stöhnt der 100-Einwohner-Ort unter dem Ansturm von täglich 1400 Besuchern.
Chaos und MüllZerstören Harry-Potter-Fans ein schottisches Dorf?

Das Glenfinnan-Viadukt ist Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden – hat aber vor allem durch die Darstellung in der „Harry Potter“-Filmreihe Bekanntheit erlangt.
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Wer die Harry-Potter-Filme schon einmal gesehen hat, kennt auch die eindrucksvolle Brücke, über die der Hogwarts-Express auf dem Weg zur Schule für Zauberei und Hexerei fährt. Immer wieder wird sie in den Filmen in Szene gesetzt – besonders im zweiten Teil, in dem Harry und sein bester Freund Ron in einem fliegenden Auto die Brücke entlangfliegen.
Glenfinnan-Viadukt als Touristenmagnet
Der Glenfinnan-Viadukt – so heißt die im 19. Jahrhundert errichtete Zugbrücke im echten Leben – ist inzwischen zur Pilgerstätte für Fans aus aller Welt geworden. Im Jahr 2023 sollen rund 500.000 Menschen dieses ikonische Bauwerk besichtigt haben – jedoch zum Ärger der Anwohner des kleinen, schottischen 100-Einwohner-Dorfes Glenfinnan, die sich über unmögliches Besucherverhalten aufregen. Die Rede ist von kaputter Natur, Fehlverhalten im Straßenverkehr und zuletzt sogar von Toilettenabfällen, die zurückgelassen werden.
Parkplatzmangel und Verkehrschaos in Glenfinnan
Laut der Organisation National Trust for Scotland gibt es für den Glenfinnan-Viadukt einen Parkplatz mit 180 Stellplätzen. Doch bei etwa 1400 täglichen Gästen sind diese schnell belegt – weshalb sich die Leute stattdessen an den Rand der engen Hauptstraßen stellen, wo striktes Parkverbot gilt.
Einwohner haben dadurch Probleme, zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen, berichtet der britische „Express“. In der Vergangenheit seien sogar Anwohner angefahren worden, erklärte Jennifer Northcote, Besucher-Managerin beim National Trust, der Zeitung „The National“.
Gefährliche Parkverstöße am Glenfinnan-Viadukt
Als kürzlich „ITV News“ über das Parkplatz-Chaos berichtete, bekam ein Reporter live mit, wie das Auto eines Falschparkers von einem anderen Wagen gestreift wurde. Den Falschparker hat das in dem Moment wenig gestört: Der Viadukt-Besuch „war es wert“, sagte er dem Reporter.
Die Überlastung durch Besucher macht sich auch in der Natur bemerkbar. Videos im Internet zeigen, wie sich Gruppen regelmäßig auf einen Aussichtshügel stellen, um die vier täglichen Fahrtzeiten der historischen Jacobite-Eisenbahn zu beobachten. Die Folge: zertrampelte Wiesen, die bei Regen zur einzigen Matschlandschaft werden.
Und damit nicht genug: Jüngst hat ein Anwohner gegenüber „STV News“ seinem Ärger Luft gemacht. „Ich habe gesehen, wie Fahrzeuge ihre Chemietoiletten in unsere Abflüsse vor den Häusern entleerten“, berichtete der genervte Robin Pettigrew aus einem nahegelegenen Dorf. „Das sind menschliche Fäkalien, die in einen Frischwasserabfluss gekippt werden.“
Dringender Handlungsbedarf bei Tourismus
Trotzdem weiß Pettigrew: Solang die Harry Potter-Fangemeinde so groß bleibt oder noch größer wird, wird der Besucheransturm nicht abnehmen. Daher müsse man nach vorne schauen: „Es muss eine äußerst detailreiche Diskussion geben, wie man damit umgeht, wie sich der Tourismus derzeit entwickelt.“
Und auch Emily Bryce vom National Trust meint: „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, also müssen wir gemeinsam Lösungen finden, um die Auswirkungen der Besucher auf die Gemeinschaft zu verringern.“