Forscher befürchten durch den Klimawandel abrupte Veränderungen in der Antarktis, die ernsthafte globale Auswirkungen haben könnten.
WarnsignalNeue Studien zeigen Anzeichen für „drastische“ Änderungen in der Antarktis

Forscher entdecken Anzeichen für abrupte klimatische Veränderungen in der Antarktis, die weitreichende Folgen haben könnten. (Symbolbild)
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Eine im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie unter Leitung der Klimawissenschaftlerin Nerilie Abram von der Australian National University zeigt, dass die Antarktis deutliche und abrupte Veränderungen durchläuft. Dazu zählen der massive Rückgang des Meereises, das Schmelzen von Gletschern und eine Schwächung der Schelfeise. Laut den Autorinnen und Autoren treten diese Prozesse nicht isoliert auf, sondern verstärken sich gegenseitig und wirken damit wie ein Katalysator für weitere Veränderungen.
Folgen für Meeresspiegel und globale Strömungen
Besonders deutlich zeigt sich dies am Meereis: Seit mehreren Jahren ist der Rückgang stärker als in allen bisherigen Aufzeichnungen. Die Forscher sprechen von einem „beispiellosen“ Prozess, der auf mögliche Kipppunkte im Klimasystem hinweist. Der Blick auf die vergangenen Jahrzehnte verdeutlicht, dass die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Verluste nicht mehr mit den natürlichen Schwankungen vergleichbar sind.

Der Klimawandel trifft die Antarktis besonders hart. (Symbolbild)
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Die Studie weist darauf hin, dass die Veränderungen in der Antarktis gravierende Folgen für die ganze Welt haben könnten. Ein beschleunigtes Abschmelzen der Eisdecken würde den globalen Meeresspiegel deutlich ansteigen lassen, nach Berechnungen der Wissenschaft bis zu drei Meter allein durch den Westantarktischen Eisschild. Parallel dazu warnen die Autorinnen und Autoren vor einer Abschwächung der sogenannten antarktischen Tiefenzirkulation, einer zentralen Meeresströmung, die Wärme und Nährstoffe weltweit verteilt.
Auswirkungen auf Tierwelt und Forschungsergebnisse im Überblick
Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte Mitautor Matthew England von der University of New South Wales: „Diese abrupten Veränderungen werden die Welt für Generationen prägen.“ Eine verlangsamte Zirkulation könnte auch Wetterextreme in anderen Regionen verstärken und die Lebensräume mariner Organismen in den südlichen Ozeanen erheblich beeinträchtigen.
Neben klimatischen Veränderungen weist die Studie auf erhebliche Risiken für die Tierwelt hin. So gilt der Kaiserpinguin als besonders gefährdet, da er für seine Fortpflanzung auf stabiles Meereis angewiesen ist, das zunehmend verloren geht. Auch andere Arten, die von den ökologischen Bedingungen der Region abhängig sind, könnten stark unter Druck geraten.
Die Forscherinnen und Forscher betonen, dass die dokumentierten Prozesse bereits im Gange sind und sich gegenseitig beschleunigen. „Es ist nicht nur ein einzelnes Problem, sondern eine Reihe von miteinander verknüpften Veränderungen“, erklärte Abram. Die Ergebnisse stützen sich auf Langzeitdaten aus Satellitenmessungen, ozeanographischen Expeditionen und Eisbohrkernen. Sie zeigen ein konsistentes Bild eines sich rapide wandelnden Kontinents, dessen Dynamik weit über die Region hinausreicht. (jag)