Kritik an LandesregierungIllegaler Welpenhandel boomt in der Pandemie

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Welpen Symbol

Drei Hundewelpen in einer Tierpflegestelle (Symbolbild)

Bremen – Ein Samstagvormittag auf einem Parkplatz in Bremen: Aus einem weißen Kastenwagen heraus verkauft ein Pärchen kleine Hundewelpen. Zeugen alarmieren die Polizei. Mindestens ein Hund hat zu diesem Zeitpunkt bereits gegen reichlich Bargeld den Besitzer gewechselt. Das illegale Geschäft war über das Internet eingefädelt worden. Die alarmierten Ordnungshüter entdecken hinter einer Trennwand im Fahrzeuginnern fünf weitere junge Hunde; eingezwängt in viel zu kleine Transportboxen. Die Tiere können nicht einmal aufrecht stehen.

Mehr illegal gehandelte Hunde in Tierheimen

Auch sonst stimmt einiges nicht, wie die Beamte beim Blick in die Papiere der Welpenhändler feststellen: Ein Hund soll laut Pass bereits vor seiner Geburt und geimpft und gechipt worden sein. Die Welpen werden beschlagnahmt und an ein Tierheim übergeben. Gegen die Händler wird ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und mutmaßlicher Urkundenfälschung eingeleitet.

Der Vorgang von Bremen ist einer von vielen. Die Tierheime in Deutschland nehmen immer mehr Hunde auf, die bei illegalen Geschäften entdeckt worden sind. Im vergangenen Jahr wurden nach einer Erhebung des Tierschutzbundes mehr als 1000 Tiere aus illegalem Handel beschlagnahmt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es bereits fast 800.

Grundlage gegen Welpenhandel im Koalitionsvertrag

Offenbar hat der Wunsch nach einem Haustier bei vielen Menschen in der Corona-Pandemie stark zugenommen. Das machen sich unseriöse Händler zunutze. Das Geschäft boomt. Die Dunkelziffer dürfte enorm sein, die möglichen Gewinnspannen sind groß. Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder appelliert in einem Schreiben an die Fraktionsspitzen von Union und SPD in Berlin, Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

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Er erinnert Ralph Brinkhaus (CDU) und Rolf Mützenich (SPD) in dem Schreiben an den Koalitionsvertrag: Darin hatten die Regierungsparteien festgehalten, bis Mitte dieser Legislaturperiode etwas gegen den illegalen Welpenhandel unternehmen zu wollen. Die Legislaturperiode ist bald rum, passiert ist nichts. Schröder appelliert an die Fraktionschefs: „Veranlassen Sie, dass in den noch verbleibenden Sitzungswochen oder, wenn nötig, Sondersitzungen dem Koalitionsvertrag Rechnung getragen wird und gesetzliche Grundlagen gegen den grausamen illegalen Handel mit Welpen geschaffen werden.“

Kritik an Aufklärungskampagne von Klöckner

Tierschutzvereine und Tierheime seien täglich mit den dramatischen Auswirkungen der dubiosen Machenschaften von Hundehändlern konfrontiert. „Die zumeist kranken und schwachen Tiere müssen arbeits- und zeitintensiv aufgepäppelt, medizinisch behandelt und in gute Hände vermittelt werden“, schreibt Schröder den Spitzenpolitikern.

Zugleich kritisiert er eine kürzlich vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit Tierärzte-Verbänden gestartete Aufklärungskampagne gegen illegalen Welpenhandel. So erwecke das Ministerium von Julia Klöckner (CDU) fälschlicherweise den Eindruck, es sei aktiv bei dem Thema. Tatsächlich seien aber keine Vorschläge für Gesetzesinitiativen erarbeitet worden. Deswegen habe der Tierschutzbund auch eine Einladung zur Teilnahme an der Aktion ausgeschlagen.

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