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Naomi CampbellSupermodel gab sich als „Unicef“-Gesandte aus und nutzte Spenden für Luxushotels

Lesezeit 3 Minuten
Naomi Campbell delivers a speech after being awarded with the medal of "Chevalier de l'Ordres des Arts et des Lettres", at the Culture ministry, in Paris, Thursday, Sept. 26, 2024. (AP Photo/Louise Delmotte)

Naomi Campbell wurde Ende September in Paris für ihre kulturellen Verdienste ausgezeichnet. In Großbritannien steht sie in der Kritik.

Insgesamt wurden von rund 5,8 Mio. Euro an erhaltenen Spendengeldern offenbar rund 4,6 Millionen für eigene Auslagen der Stiftung benutzt.

Die Vorwürfe gegen Supermodel Naomi Campbell sind nicht neu, aber es werden immer mehr Details über den offenbar äußerst laxen Umgang der Britin mit Spendengeldern bekannt. Dabei geht es um die von ihr gegründete Stiftung „Fashion for Relief“. Der Vorwurf: Die 54-Jährige soll Spendengelder zweckentfremdet oder falsch gemanaged haben. Insgesamt geht es um intransparentes und moralisch fragwürdiges finanzielles Gebaren.

Campbell gab laut Untersuchungsbericht der britischen Behörde „Charity Commission for England and Wales“ Spendengelder für sich selber aus. Die Prüfer wiesen nach eigenen Angaben diverse Fälle von „Fehlverhalten“ bei der Stiftung nach. Zwischen April 2016 und Juli 2022 wurden demnach nur 8,5 Prozent der Gesamtausgaben für wohltätige Zwecke verwendet. Insgesamt wurden von umgerechnet rund 5,8 Mio. Euro an erhaltenen Spendengeldern rund 4,6 Millionen für eigene Auslagen der Stiftung benutzt. Die Geldflüsse an eigene Mitglieder wurden als Beraterkosten deklariert.

Mit dem Spendengeld wurde unter anderem ein dreitägiger Aufenthalt Campbells in einem Fünf-Sterne-Hotel im südfranzösischen Cannes bezahlt, der mehr als 9000 Euro gekostet hatte. Neben den Kosten für das Hotelzimmer beanstandet die Aufsichtsbehörde auch weitere Ausgaben in Höhe von insgesamt rund 7900 Euro während des Hotelaufenthalts, unter anderem für Spa-Behandlungen, Zimmerservice und Zigaretten.

Campells Organisation gab sich als Unicef-Partner aus

Nun werden weitere Vorwürfe laut: So soll Campbells Stiftung zu Unrecht eine Nähe zum Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef suggeriert haben. Das berichtet der „Guardian“. „Fashion for Relief“ veranstaltete demnach 2019 im British Museum eine spektakuläre Modenschau mit Starbesetzung und eine Wohltätigkeitsauktion. Dabei erklärte die Organisation, dass sie mit Unicef zusammenarbeite. Dies entsprach jedoch nicht den Tatsachen, und Unicef beschwerte sich daraufhin bei den Behörden.

Unicef bat dabei außerdem um Klarstellung, warum sich Campbell bei einem offiziellen Regierungstreffen mit dem damaligen Außenminister Boris Johnson im Jahr 2018 als „Gesandte“ von Unicef bezeichnet habe. Campbell hatte bei der Hilfsorganisation in Wirklichkeit nie eine offizielle Funktion inne.

Harte Konsequenzen für Naomi Campell

Die 2005 von Campell gegründete Stiftung war bereits Anfang des Jahres aufgelöst und aus dem Register der britischen Wohltätigkeitsorganisationen gestrichen worden. Campbell wurde zudem verboten, für eine Dauer von fünf Jahren wohltätigen Organisationen in England und Wales vorzustehen. Campbell wies bislang jede Verantwortung für den Missbrauch der Spendengelder zurück und sagte, sie habe die Kontrolle in die Hände eines Anwalts gelegt.

Campbells Stiftung hatte in London und Cannes eine Reihe von Spendengalas veranstaltet, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Das Geld sollte den Angaben zufolge Flüchtlingskindern, Ebola-Kranken oder Opfern der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe von 2011 in Japan zugute kommen. An einer Gala in Cannes im Jahr 2017 hatten mehr als tausend Gäste teilgenommen, darunter Stars wie Leonardo DiCaprio, Antonio Banderas, Faye Dunaway, Jane Fonda und Uma Thurman. (cme, mit afp)