Nastassja Kinski„Froh, dass mein Vater nicht mehr lebt“

Nastassja Kinski
Copyright: dpa Lizenz
Berlin – Klaus Kinski hat nach Angaben seiner Tochter Nastassja auch sie mit Annäherungsversuchen belästigt. „Er hat es versucht. Er hat mich immer viel zu sehr angefasst, mich ganz eng an sich gedrückt, so dass ich dachte, ich könnte nicht herauskommen. Damals war ich vier oder fünf Jahre alt“, sagte die 51-jährige Schauspielerin der „Bild am Sonntag“. Ihre Halbschwester Pola hatte vergangene Woche publik gemacht, dass ihr Vater sie jahrelang sexuell missbraucht habe.
Auf die Frage, ob ihr Ähnliches widerfahren sei, sagte Nastassja: „Nein, das hat er mit mir nicht gemacht.“ Sie fuhr fort: „Er hat mich auf die Wange geküsst, doch es fühlte sich nicht gut an.“ Sie habe gespürt, dass das nicht die liebevolle Umarmung eines Vaters sein könne, „sondern mehr ist als das“.
Kinski wird am 18. Oktober 1926 als Nikolaus Nakszynski bei Danzig geboren.
Ab 1948 hat er erste kleinere Rollen beim Film.
1952 heiratet Kinski Gislint Kühlbeck, Tochter Pola kommt am 23. März zur Welt. 1955 wird die Ehe geschieden.
Ab 1960 machen ihn Edgar-Wallace-Verfilmungen einem größeren Publikum bekannt: „Die Toten Augen von London“ (1961), „Der schwarze Abt“ (1963), „Neues vom Hexer“ (1965).
1961 wird Nastassja Kinski geboren. Mutter ist Ruth Brigitte Tocki. Die Ehe hält bis 1968.
In der Rolle des Anarchisten Kostojed gelingt Kinski mit „Doktor Schiwago“ 1965 der internationale Durchbruch.
1971 heiratet er die Vietnamesin Minhoi Geneviève Loanic. Sohn Nanhoi Nikolai kommt 1976 zur Welt. Die Ehe hält bis 1979.
Titelrolle in Werner Herzogs „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972).
1975 erscheinen Kinskis Memoiren: „Ich bis so wild nach deinem Erdbeermund“.
Hauptrolle in Herzogs „Nosferatu - Phantom der Nacht“ (1979).
In den 1980er Jahren siedelt Kinski nach Kalifornien um. Weitere erfolgreiche Filme: „Fitzcarraldo“ (1982), „Cobra Verde“ (1987).
Kinski stirbt am 23. November 1991 in San Francisco.
Sie habe große Angst vor dem Schauspieler gehabt. „Er war kein Vater. 99 Prozent der Zeit hatte ich fürchterliche Angst vor ihm. Er war so unberechenbar, hat die Familie immer terrorisiert.“ Er habe wegen jeder Kleinigkeit getobt. „Er war ein Tyrann“. Geschlagen habe er sie nie, „aber niederträchtig beschimpft“. „Ich würde alles dafür tun, dass er auf Lebzeiten hinter Gitter kommt. Ich bin froh, dass er nicht mehr lebt.“
In ihrem an diesem Montag erscheinenden Buch „Kindermund“ bezichtigt Pola, die älteste Kinski-Tochter, ihren 1991 gestorbenen Vater, sie jahrelang sexuell gepeinigt zu haben. In einem Auszug, den die „Bild am Sonntag“ vorab veröffentlichte, heißt es: „Nackt stehe ich vor ihm. Seine Lippen beben, er haucht seinen warmen Atem auf meine Haut, zieht mich zu sich aufs Bett. Ich friere, habe Angst. (...) Es wird still und schwarz. Mein Körper ist taub; ich bin tot.“ Die heute 60-Jährige beschreibt auch, wie ihr Vater sie beschworen habe, mit niemandem darüber zu sprechen.
Pola stammt aus der ersten Ehe Klaus Kinskis mit Gislint Kühlbeck, Nastassja aus der zweiten Ehe des Schauspielers mit Ruth Brigitte Tocki. Aus seiner dritten Ehe hat Kinski Sohn Nikolai.
Im Magazin „Focus“ erhebt Pola Vorwürfe auch gegen ihre Mutter. „Alle um mich herum haben erlebt, wie ich gelitten habe. Sie haben es nicht wahrhaben wollen. Ich wurde immer übergangen, in meiner Seele, in meiner Person.“ Sie habe Liebe bei Kinski gesucht, weil sie so einsam gewesen sei. Man hätte sie schützen müssen, so Pola im „Focus“. „Wenn eines meiner Kinder so verstört gewesen wäre, dann hätte ich nicht weggeschaut.“ Sie wünsche sich, dass ihre Familie die Mitschuld anerkenne: „Dass jemand jetzt sagt: Mein Gott, wir haben nicht gewusst, dass es dir so schlecht geht. Es tut uns leid.“ (dpa)