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Geht unter die HautTätowierung mit Asche von Verstorbenen entwickelt sich zum Trend

Lesezeit 3 Minuten
Kat Dukes tätowiert ein Motiv.

Kat Dukes tätowiert ein Motiv.

Eine kalifornische Tattoo-Künstlerin mischt Tinte mit Asche von Verstorbenen und tätowiert so die Hinterbliebenen.

Als Scout Frank ihre Mutter verlor, war ihr klar, dass sie einen Weg finden musste, sie trotzdem in ihrer Nähe zu behalten. Die Lösung für sie war nicht eine Urne auf dem Kaminsims, sondern eine Tätowierung mit der Asche ihrer Mutter, wie sie ein Tattoo-Studio im kalifornischen Oceanside anbietet.

Mit einer kleinen Holzschachtel unter dem Arm betritt Frank das Studio von Kat Dukes. „Das ist alles ein bisschen viel für mich“, sagt sie mit brüchiger Stimme. „Aber ich fühle mich hier gut aufgehoben. Ich freue mich total, meine Mama zu einem noch festeren Bestandteil meines Lebens zu machen.“

Scout Frank mit der Urne ihrer verstorbenen Mutter.

Scout Frank mit der Urne ihrer verstorbenen Mutter.

Dukes Tätowierstudio sieht nicht aus wie viele andere, wo Abbildungen von Rosen, Totenschädeln oder sonstigen gängigen Tattoo-Motiven die Wände zieren. Der Laden mit seinen blitzblanken weißen Wänden und Duftkerzen erinnert eher an ein Wellness-Center.

Die Tätowier-Künstlerin löffelt vorsichtig etwas Asche aus der Holzschachtel, um sie mit der Tinte zu vermischen. „Komm schon, Mama“, sagt Frank und lächelt unter Tränen. „So zeige ich ihr in anderer Weise meinen Respekt, als wenn ihre Asche einfach in meinem Haus herumstehen würde“, sagt sie.

Dukes hat sich mit ihrem Studio „Steel Honey“ einen Namen gemacht, da sie Tätowierungen Stich für Stich mit der Hand vornimmt und nicht mit einer Maschine. Vor drei Jahren fing sie an, Asche von Verstorbenen in die Tinte zu mischen, als ein Kunde seinen eingeäscherten Hund verewigen wollte. „Ich hatte davon gehört, dass man das machen kann, aber ich wusste nicht wie, also habe ich recherchiert“, erzählt sie. Tatsächlich haben Menschen schon in früheren Zeiten Holzasche zur Tätowierung benutzt.

Tattoo-Künstlerin Kat Dukes (links) mit ihrer Kundin Scout Frank

Tattoo-Künstlerin Kat Dukes (links) mit ihrer Kundin Scout Frank

In den USA ist die Verwendung der Asche von Verstorbenen ein neuer Trend, der sich mehr und mehr durchsetzt. Manche Bestatter arbeiten schon mit Tätowierern zusammen oder veröffentlichen auf ihrer Website Gebrauchsanweisungen für die Herstellung von Tattoo-Tinte mit Asche. „Es ist überraschend einfach“, sagt Dukes. „Man fügt einfach die Asche zu und fertig.“

Die Asche wird mit Tinte vermischt.

Die Asche wird mit Tinte vermischt.

Im Fall des Hundeliebhabers funktionierte es ohne Probleme. „Es ist genauso verheilt wie alle anderen Tätowierungen auch, und er war begeistert davon“, erinnert sich Dukes. „Er erzählt immer allen Leuten, dass die Asche seines Hundes in der Tätowierung ist. Das macht es zu etwas Besonderem.“

Inzwischen machen Videos von Dukes handgefertigten Tätowierungen im Internet die Runde und wecken das Interesse. Aber nicht alle Reaktionen sind positiv. „Ich muss mir auch viel Kritik anhören“, sagt die Tattoo-Künstlerin. „Viele halten es für unhygienisch.“ Dukes betont, dass es kein Infektionsrisiko durch die Asche gibt: Werde die Tätowierung richtig vorgenommen, bleibe die Tinte in der oberen Hautschicht und gelange nicht ins Blut. Zudem arbeiten Krematorien mit derart hohen Temperaturen, dass die Asche normalerweise steril ist.

Dukes hat sich die Asche ihres Vaters in die Haut tätowiert. Scout Frank entscheidet sich für den Umriss einer Taube mit weit geöffneten Flügeln, die sie mit der Erinnerung an ihre Mutter verbindet. „Sie ist natürlich schon ein Teil von mir“, sagt Frank. „Aber so wird sie für immer bei mir sein und alle Abenteuer des Lebens mit mir teilen.“ (afp)