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Interview

Sabine Lisicki über neuen Traumjob
„Schauspielern musste ich auf dem Platz nie“

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3 min
Köln: Tennisspielerin Sabine Lisicki steht mit einer Filmklappe im Filmset der RTL-Vorabendserie „Alles was zählt“ in einem Filmstudio in Köln.

Köln: Tennisspielerin Sabine Lisicki steht mit einer Filmklappe im Filmset der RTL-Vorabendserie „Alles was zählt“ in einem Filmstudio in Köln.

Vom Tennis-Platz vor die Kamera: Profi-Sportlerin Sabine Lisicki wird RTL-Star und spricht im Interview über ihren neuen Traumberuf.

Sabine Lisicki hat eine neue Aufgabe: Für RTL wechselt der Tennis-Profi vom Platz vor die Kamera. Daniel Benedict sprach mit xer Sportlerin über die Fernsehüberraschung.

Frau Lisicki, als Tennis-Profi hat man doch sicher gar keine Zeit zum Fernsehen. Wissen Sie überhaupt, wo Sie da angeheuert haben?

„Alles was zählt“ habe ich von der aller allerersten Folge angesehen. Ich kann mich sogar noch an die Werbung erinnern, die vorher dafür gemacht wurde. Ich habe mich total gefreut, dass es endlich eine Sportserie ins Vorabendprogramm schafft. Nach dem Training habe ich mich immer beeilt, schnell nach Hause zu kommen, um wenigstens noch zehn Minuten zu gucken. Die ganze Folge hat nicht immer geklappt.

Wurden Sie für die Serie angefragt? Oder waren Sie selbst es, die gefragt hat, ob sie mitspielen darf?

Ich wurde ganz klassisch angefragt und war angenehm überrascht. Für „Let„s Dance“ wurde ich auch schon mal angefragt, aber das lässt sich mit dem Training nicht vereinbaren.

In der Serie spielen Sie sich selbst und nach drei, vier Folgen werden Sie das Format schon wieder verlassen. Haben Sie sich einen drastischen Serientod ins Drehbuch schreiben lassen?

Nein, und ich würde für meinen Serienabschied auch etwas weniger Endgültiges bevorzugen und einfach nur ins Ausland gehen.

Welche Eigenschaften einer Profisportlerin helfen einem auf dem zweiten Berufsweg als Schauspielerin?

Vor der Kamera muss man improvisieren können, und das muss man im Tennis auch. Schauspielern musste ich auf dem Platz aber nie. Das geht auch nicht. Man hat man so viel Adrenalin im Körper, dass ich den Emotionen freien Lauf lasse. Bei der einen oder anderen Pressekonferenz musste ich aber doch schauspielern – wenn man irgendwo Schmerzen hatte zum Beispiel und das keiner mitkriegen sollte.

Sie haben den schnellsten Aufschlag im Damentennis. Merkt man es, ob man gerade einen eher behäbigen Ball mit 190 km/h spielt oder – Ihr Rekord – einen mit 211 km/h?

Das merkt man schon. Ich weiß nicht genau, ob ich einen 205er oder einen 210er schlage. Aber wenn man über 200 ist, weiß man es.

Was würde ich merken, wenn ich in so einen Ball reinstolpere?

Einen heftigen Schmerz, je nachdem, wo Sie stehen und wo am Körper ich Sie treffe. Ungefährlich ist das nicht. Für die Gegnerin sieht es schon wieder anders aus: Die steht ja gegenüber auf der Grundlinie – das ist ganz schön weit weg. Einen heftigen, blauen Fleck gibts aber in jedem Fall.

Warum können gerade Sie so schnell aufschlagen?

Das kann ich ganz genau beantworten – weil mein Papa darüber eine Doktorarbeit geschrieben hat. Er hatte die These aufgestellt, dass es dabei um Biomechanik und Technik geht, darum, den Ball schnellstmöglich zu beschleunigen und die Präzision zu halten. Es war sowieso immer mein Ziel, den Rekord zu brechen und richtig toll, dann genau diesen Gedanken zu beweisen.

War Boris Becker eine Größe, an der Sie sich als Kind orientiert haben? Oder war das eher Steffi Graf? Oder keiner von beiden? Sie waren ja erst zehn, als die zwei schon aufgehört haben.

Ich habe mich mehr am Frauentennis orientiert und auch mehr an denen, die zu meiner Zeit dann aktiv waren. Mary Pierce war ein großes Vorbild. Andre Agassi aber auch – weil die beide einfach ultra-aggressiv gespielt haben. Das hat mir schon immer gefallen.

Und wer hat das schönste Tennis gespielt? Becker, Graf, jemand Drittes?

Das schönste und eleganteste Tennis spielt Roger Federer. Er kann etwas sehr Schwieriges sehr leicht aussehen [lassen]. Agassi hat auch eine tolle Show gemacht, allein mit seinen Outfits, aber auch mit den schnellen Bällen. Ich habe mal mit Andre Bälle geschlagen. Da ist richtig Dampf hinter. Was Boris Becker und Steffi Graf angeht: Er hieß wegen seiner Aufschläge ja Bum-Bum-Boris und ich wurde aus demselben Grund dann Bum-Bum-Biene getauft. Sowas verbindet. Aber ich muss zu den Frauen stehen und entscheide mich deshalb trotzdem für Steffi Graf.

Gab es in Ihrem Leben Phasen, in denen Sie sich selbst wie in einer Soap-Opera gefühlt haben?

Mein Leben ist eher wie ein Märchen. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Meine Eltern haben alles versucht, um mir das zu ermöglichen. Und dass ich Tennis spielen darf und es geschafft habe, in Wimbledon im Finale zu stehen, auf dem Centercourt, einem Platz, den alle kennen und auf den sonst niemand rauf darf – das war einfach etwas ganz, ganz Besonderes.