Eine zufällige Begegnung in einer Augustnacht wurde zur Lebensgeschichte: Ernst (65) und Heiko Huhle (58) sind seit 16 Jahren ein Paar und ihrer ländlichen Heimat bei Cuxhaven stets treu geblieben. Nun haben sie geheiratet – aus Liebe und Vernunft.
Spätes Eheglück in WollingstNach 16 Jahren besiegeln Ernst und Heiko ihre Liebe

Sie übernehmen Verantwortung füreinander: Ernst (l.) und Heiko Huhle sind seit 2009 ein Paar, nun haben sie geheiratet.
Copyright: E. Dahlmann-Aulike
Ernst und Heiko Huhle trotzen den Konventionen des Dorflebens: Nach 16 Jahren Beziehung hat das Paar aus dem Landkreis Cuxhaven geheiratet. Sie sichern damit den gemeinsamen Lebensabend und können – nun offiziell – füreinander sorgen.
Der 65-jährige Ernst und der 58-jährige Heiko Huhle aus Wollingst bei Cuxhaven sind auf dem Land aufgewachsen und immer in der Heimat geblieben. Seit 2009 sind sie ein Paar und haben jetzt endlich geheiratet. Kennengelernt haben sie sich bereits vor 16 Jahren. Sie können sich noch genau an die Situation erinnern. Beide kamen in einer Augustnacht aus unterschiedlichen Kneipen und trafen sich auf dem Heimweg. Heiko nahm eine Einladung auf ein Bier bei Ernst an. Sechs Wochen später feierten sie offiziell mit Freunden Verlobung.
Heirat als pragmatische Lösung
„In unserem Alter darf man nicht viel Zeit verlieren“, sagt Heiko Huhle, der den Namen seines Ehemannes angenommen hat, augenzwinkernd. Aber eine Gelegenheit für eine Hochzeit hat sich nicht aufgedrängt. Erst im vergangenen Herbst kam Druck von außen auf. In der gemeinsamen Wohnung fiel die Heizung aus, der Vermieter machte keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Das Paar musste sich eine neue Wohnung suchen. Es fand sich glücklicherweise etwas Passendes, in dem auch der gehbehinderte Ernst zurechtkommt – in Wollingst. Doch mit dem Umzug fiel den Ämtern auf, dass es sich bei den zwei Herren nicht um eine Wohn-, sondern eine Bedarfsgemeinschaft handelt. Heiko, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitet, erhielt nun kein Bürgergeld mehr und war nicht mehr krankenversichert.
Heiraten war die Lösung. Nicht nur, damit Heiko familienversichert sein kann. Bei Ämtern und Ärzten gibt es nun Auskunft über den Ehepartner, sie können so auch offiziell füreinander sorgen. Auf dem Standesamt in Beverstedt gaben sie sich das Ja-Wort.
Warum beide nie in eine größere Stadt gegangen sind? Für Heiko Huhle kam das nie infrage. Er ist in Osterndorf aufgewachsen und hat in Bremervörde seine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht. Als seine Großmutter pflegebedürftig wurde, zog er zu ihr nach Stubben. Er habe immer offen schwul gelebt.
Herausforderungen als schwules Paar
Als schwuler Mann habe er in seiner Jugend immer mal eine spitze Bemerkung gehört, berichtet Ernst Huhle. Aber alleine sei er nicht gewesen: „Ausgetobt habe ich mich auch im Ort. Ich kannte einige aus meinem Jahrgang, die dann nach Köln oder Berlin gegangen sind. Da konnte man leichter leben.“
Doch Ernst Huhle blieb, denn als der Kfz-Mechaniker gerade 18 Jahre alt war, starb sein Vater. Seine Mutter stand alleine da. Der Sohn erbte ein halbes Haus und damit auch finanzielle Verpflichtungen. „Und ich musste zum Bund“, erzählt der 65-jährige Rentner.
Gesundheitliche Rückschläge mussten sowohl Ernst als auch Heiko Huhle bewältigen. „Fallen darf man schon, aber man darf das Aufstehen nicht vergessen“, sagt Ernst. „Wir sind durch dick und dünn gegangen“, sagt Heiko Huhle. Und so wird es nun – offiziell beurkundet – weitergehen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Nordsee-Zeitung.