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Brände in SpanienFlammeninferno verschlingt Fläche so groß wie Mallorca

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Ein Feuer gerät in einem Wald in der Nähe des Dorfes Rebordondo in der Nähe von Ourense im Nordwesten Spaniens außer Kontrolle.

Ein Feuer gerät in einem Wald in der Nähe des Dorfes Rebordondo in der Nähe von Ourense im Nordwesten Spaniens außer Kontrolle.

Spanien erlebt 2025 die schlimmsten Waldbrände seit fast 20 Jahren. Während Tausende Einsatzkräfte gegen das Feuer kämpfen, setzen Experten ihre Hoffnung auf den angekündigten Wetterumschwung.

Nach der gewaltigen Hitzewelle der vergangenen Woche kann nur ein Wetterumschwung mit Regen das Feuerinferno löschen, das derzeit weite Teile Spaniens in Atem hält. Die Meteorologen kündigten für die nächsten Tage sinkende Temperaturen und Niederschläge an. Wird dies die ersehnte Hilfe bringen?

„Es wird nicht möglich sein, die Brände zu kontrollieren, solange es keinen Wetterwechsel gibt“, sagt Verteidigungsministerin Margarita Robles, die bereits Tausende von Soldaten an die Waldbrandfront schickte. Sie sprach von „enormer Gier der zahlreichen Großfeuer, die in den meisten Fällen kaum zu löschen sind“.

Rebordondo: Anwohner und Feuerwehrleute bekämpfen ein Feuer

Rebordondo: Anwohner und Feuerwehrleute bekämpfen ein Feuer

Das Ausmaß der Katastrophe ist enorm. Laut den Berechnungen des satellitengestützten Copernicus-Systems der EU sind seit Jahresbeginn in Spanien mehr als 375.000 Hektar oder 3750 Quadratkilometer verbrannt – damit ist 2025 das schlimmste Jahr seit 2006. Die Größe des verbrannten Territoriums entspricht etwa der gesamten Fläche Mallorcas. An zweiter Stelle der europäischen Brandstatistik folgt das Nachbarland Portugal, in dem seit Januar 216.000 Hektar Naturlandschaft zu Asche wurde.

Waldbrände: Hier ist Spanien am stärksten betroffen

In Spanien sind die Regionen Galicien, Kastilien-León und Extremadura am stärksten betroffen. Allein in der galicischen Provinz Ourense am Atlantik verkohlten in den letzten Tagen 67.000 Hektar. In der Nachbarregion Kastilien-León waren am Dienstag neun Großfeuer außer Kontrolle.

Einwohner kämpfen gegen ein Feuer, das sich auf das Dorf Rebordondo in der Nähe von Ourense im Nordwesten Spaniens ausbreitet.

Einwohner kämpfen gegen ein Feuer, das sich auf das Dorf Rebordondo in der Nähe von Ourense im Nordwesten Spaniens ausbreitet.

In den letzten Tagen mussten mehr als 30.000 Menschen evakuiert werden. Vier Personen starben in den Flammen. Zahlreiche weitere wurden schwer verletzt, darunter mehrere Feuerwehrleute.

Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef Pedro Sánchez, der seinen Urlaub auf der Kanareninsel Lanzarote unterbrach und ins Brandgebiet reiste, zeigte sich erschüttert. Er warnte, dass der globale Klimawandel „immer schwerwiegendere“ Naturkatastrophen provoziere. „Die wissenschaftlichen Belege zeigen, dass sich die Folgen der Klimakrise beschleunigen.“

Spanien: Tausende Soldaten im Einsatz

Die Regierung schickte in den letzten Tagen Tausende von Soldaten an die vorderste Linie der Brandbekämpfung. Im ganzen Land sind Zehntausende freiwillige und professionelle Löschhelfer im Einsatz. In der Region Extremadura helfen inzwischen auch 66 Waldbrandbekämpfer aus Deutschland.

Verteidigungsministerin Robles warnte aber, angesichts des nicht endenden Feuerinfernos vor zu großen Hoffnungen: „Wir dürfen die Bürger nicht täuschen. Es fehlen keine Mittel zur Brandbekämpfung, aber es gibt Feuer, die sich nicht bekämpfen lassen.“

Ein Feuerwehrmann der Gemeinde Madrid löscht ein Feuer in Colmenar Viejo.

Ein Feuerwehrmann der Gemeinde Madrid löscht ein Feuer in Colmenar Viejo.

Die konservative Opposition hatte von der Regierung eine noch größere Beteiligung des Militärs gefordert. Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo warf Sánchez vor: „Während halb Spanien brennt, ist die Regierung der Dimension dieser Katastrophe nicht gewachsen.“ Er sagte allerdings nicht, dass für die Brandvorbeugung, Waldpflege und Feuerbekämpfung zunächst einmal die Regionalregierungen zuständig sind.

Die kommunalen und regionalen Politiker stehen wiederum in der Kritik, weil sie nach Ansicht von Umweltschützern die Wälder verwildern lassen, nicht genügend in den Brandschutz investieren und bei der Waldfeuerwehr sparen. „Das größte Problem ist die Vernachlässigung der Wälder“, sagen Forstexperten.

Waldfläche in Spanien ist gewachsen

Fachleute weisen darauf hin, dass die Waldfläche Spaniens in den letzten 50 Jahren von 12 auf 18 Millionen Hektar gewachsen ist, was mit der Landflucht und dem Rückgang der Landwirtschaft zu tun habe. Die Investitionen in die Brandvorbeugung seien indes um 25 Prozent gesunken. „Die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass Großfeuer ganze Landstriche verschlingen, besteht darin, die Landschaft weniger entzündlich zu machen“, erklärt die Umweltorganisation WWF.

Nach einer Katastrophenwoche ruht die Hoffnung nun vor allem auf dem Wetter: Die Meteorologen warnen zwar weiterhin vor extremer Brandgefahr in fast ganz Spanien, kündigen aber zugleich ein langsames Abklingen der Hitzewelle an. „Man muss das Zeitfenster des Temperaturrückgangs nutzen“, mahnte Alfonso Rueda, der Ministerpräsident der Region Galicien. In den nächsten Tagen könnten zudem Regenfälle die erhoffte himmlische Hilfe bringen.

Aber nicht nur das extreme Klima mit großer Trockenheit und starken Winden ist an der Welle von Großbränden in Spanien schuld: Auch fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung spielt in etlichen Fällen eine Rolle. Seit Juni wurden in ganz Spanien 27 Personen unter dem Verdacht festgenommen, Waldbrände verursacht zu haben. Gegen 92 weitere Menschen wird wegen gezielter Brandstiftung oder Fahrlässigkeit ermittelt.