„Pretty Desserts“ sehen aus wie echte Früchte, sind aber süße Fälschungen. Fans des neuen Food-Trends reisen von weit her nach Hamburg.
Trompe-l’oeil-ObstWie falsche Früchte Deutschland und das Internet erobern

Mango aus Zucker
Copyright: imago/Zoonar/Bartomeu Balaguer Rotger
Sie sehen aus wie Mangos, überdimensionale Kirschen oder Erdbeeren – „Trompe-l’oeil-Früchte“ heißen die kleinen Kunstwerke, die gerade einen Hype in sozialen Netzwerken erleben. Benannt sind sie nach der Tradition in der Kunst, die durch raffinierte Maltechnik das Auge des Betrachters täuscht.
Die vermeintlichen Früchte sind außen knackig und innen cremig. Sie bestehen aus einer Cremefüllung mit einem Kern aus Fruchtpüree, umhüllt von einer Schicht weißer Schokolade. Die wird mit Airbrush-Lebensmittelfarbe so besprüht, dass das Ganze auch farblich aussieht wie eine Zitrone, ein Pfirsich oder ein Apfel.
Videos von Influencern, die in die Früchte beißen, verbreiten sich rasend schnell auf Social Media, werden millionenfach geklickt. Das Stichwort: „Virale Mango“. Von einer wahren „Geschmacksexplosion“ ist dabei oft die Rede.
Cédric Grolet und sein Markenzeichen
Berühmt gemacht hat die „Pretty Desserts“ der bekannte französische Patissier Cédric Grolet. Er hat die Trompe-loeil-Früchte zu seinem Markenzeichen gemacht – und sich selbst zu einem Internet-Star. Auf Instagram zeigt er, wie er sie, mit Silikonform und Airbrush-Pistole, herstellt. 12,6 Millionen Follower schauen ihm dabei zu. Und viele reisen extra nach Paris, um seine Kunstwerke zu probieren.
Inzwischen gibt es die Früchte auch in deutschen Cafés – zum Beispiel in Hamburg. Und auch hier ist der Ansturm enorm. Said Nabizada zum Beispiel verkauft die Dessert-Früchte in seinem „Cappino Café“. „Ich bin in Paris aufgewachsen. Wir stellen französische Klassiker wie Macarons und Éclairs schon lange selbst her. Jetzt wollten wir den Früchte-Trend nach Hamburg holen“, sagt er.
Hohe Nachfrage nach Dessert-Früchten in Hamburg
Mehr als 300 Dessert-Früchte für 8,50 Euro pro Stück gehen bei ihm täglich weg. „Die Nachfrage ist sogar noch größer. Wir sind immer sehr schnell ausverkauft. Am Wochenende sind spätestens um 15 Uhr alle weg“, sagt der 30-Jährige. Mehr seien aber derzeit aus Kapazitätsgründen nicht möglich. Sein Vater produziert die veganen Früchte ganz allein in der Backstube.
Auch im „Café La Fleur“ gibt es die „Trompe-loeil-Früchte“ – Stückpreis 6,90 Euro. Die Nachfrage ist auch hier enorm, viele Kunden reservieren sie sich im Voraus: „Die ersten Kunden warten schon vor der regulären Öffnungszeit vor der Tür. Sie kommen zum Teil extra aus Kiel, Frankfurt oder Dortmund zu uns“, sagt Inhaberin Cansel Ari (28). „Wir produzieren täglich 100 Stück und die sind immer innerhalb von einer Stunde weg.“
Nach Dubai-Schokolade oder Cookies mit Kornblumen und Goldstaub also wieder mal ein süßer Food-Hype. Mal schauen, wie lange er diesmal anhält.
Dieser Text erschien zuerst in der „Hamburger Morgenpost“.