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Polizist lag schon am BodenSechs Schüsse trafen Simon B. –  Mutmaßlicher Täter in Lebensgefahr

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22.08.2025, Saarland, Völklingen: Blumen und Kerzen sind vor der Polizeiinspektion Völklingen abgelegt worden. Dort hatte der erschossene Polizist gearbeitet. Der Polizeibeamte starb im Einsatz nach einem Raubüberfall auf eine Tankstelle. Foto: Christian Schultz/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Blumen und Kerzen sind vor der Polizeiinspektion Völklingen abgelegt worden. Dort hatte der am 21. August getötete Beamte gearbeitet.

Das Obduktionsergebnis des in Völklingen getöteten Polizisten Simon B. liegt vor. Der mutmaßliche Täter schwebt noch in Lebensgefahr. 

Nach dem Tod eines 34-jährigen Polizisten am Donnerstag (21. August) im saarländischen Völklingen gibt es jetzt das Obduktionsergebnis. Demnach wurde Simon B. von sechs Kugeln getroffen, wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken am Dienstag mitteilte. Die Todesursache sei Blutverlust durch die Verletzungen gewesen. Ein vollständiges rechtsmedizinisches Gutachten steht allerdings noch aus.

Am Donnerstagabend hatte der mutmaßliche Täter mit vorgehaltenem Messer eine Tankstelle überfallen und eine Summe im dreistelligen Bereich erbeutet. Drei Polizisten, unter ihnen Simon B., hatten den 18-Jährigen dann verfolgt und es kam zu einem Handgemenge. In dessen Folge gelangte der mutmaßliche Täter an eine Dienstwaffe. Um wessen Waffe es sich handelte, ist noch unklar.

Der 18-Jährige eröffnete das Feuer auf den 34-jährigen Beamten. Simon B. wurde tödlich verletzt. Der 18-Jährige soll die mindestens sechs Schüsse auf den bereits am Boden liegenden Polizisten abgegeben haben, also gezielt gehandelt haben. Simon B. wurde an Kopf und Rumpf getroffen. Ein Kommissaranwärter soll ebenfalls Schüsse abbekommen haben, wurde allerdings nur an der Schutzweste getroffen.

Mutmaßlicher Täter von Völklingen schwebt in Lebensgefahr

Der mutmaßliche Täter wurde nach einem Schusswechsel mit weiteren hinzukommenden Polizisten festgenommen. Polizei und Staatsanwaltschaft korrigierten allerdings eine Meldung zum Gesundheitszustand des 18-Jährigen: Anders als zunächst berichtet wurde dieser nicht leicht verletzt, sondern befindet sich in einem kritischen Zustand. Er wird auf einer Intensivstation behandelt. Der 18-Jährige sollte am Dienstag erneut operiert werden, wie „Die Rheinpfalz“ unter Berufung auf seinen Anwalt berichtet.

Gegen den 18-Jährigen wurde am Freitag Haftbefehl wegen des Verdachts des Mordes, den zweifachen versuchten Mordes und besonders schweren Raubes erlassen.

Unklar ist, ob der junge Mann bei der Tat unter Einfluss von Drogen oder Alkohol stand oder ob er unter einer psychischen Erkrankung leidet. Die mutmaßliche Tatwaffe des Raubüberfalls, ein Besteckmesser mit abgerundeter Klinge, wurde beschlagnahmt.

Polizei sucht weitere Zeugen der Tat von Völklingen

Derzeit werten die Ermittlungsbehörden weiteres Videomaterial von mehreren Privatpersonen aus, wie der SR berichtet. Ebenso stehen Zeugenvernehmungen, auch von einigen der anwesenden Polizeibeamten, noch aus.

Zudem setzt die Polizei auf weitere Zeugen aus der Bevölkerung. Dazu werden Menschen, die Hinweise zum Geschehen vom Donnerstagabend geben können, aufgerufen, sich über ein Hinweisportal zu melden. Hier können neben Mitteilungen auch Bilder oder Videos hochgeladen werden.

Konkret werden Personen gesucht, die sich am Donnerstag zwischen 17.45 Uhr und 19 Uhr im Bereich der Karolinger-Brücke (Höhe Aral-Tankstelle), Hohenzollernstraße, Karl-Janssen-Straße sowie im Umfeld des Marktplatzes von Völklingen aufgehalten haben.

Unterdessen erbrachte die Spendenkampagne der Polizeigewerkschaft DPolG für die Ehefrau und Kinder des getöteten Simon B. bislang mehr als 360.000 Euro (Stand von Dienstag, 11 Uhr). Im Rahmen einer privaten Aktion war zuvor ebenfalls ein hoher Betrag zusammengekommen.

Die Saar-Landesregierung ruft zu einer Schweigeminute am Mittwoch um 9 Uhr auf. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) betont: „Unser Land trauert, und viele wollen ein Zeichen der Anteilnahme mit der Familie setzen.“ Innenminister Reinhold Jost (SPD) ergänzt: „Die entsetzliche Tat, bei der ein Polizeibeamter gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde, hat bei uns allen für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt.“ Erwartet wird, dass sich bundesweit zahlreiche Polizeistellen anschließen werden. (cme, afp)