Vom Alltag im WeltallAstronautin Samantha Cristoforetti von ihrem Leben auf der ISS

Lesezeit 3 Minuten
Astronautin Samantha Cristoforetti bei einem Experiment in der Schwerelosigkeit.

Astronautin Samantha Cristoforetti bei einem Experiment in der Schwerelosigkeit.

Köln – Wenn sie putzen möchte, fliegt sie einfach mit dem Staubsauger. Bis auch das letzte Kabel und jede Wand von kleinen, umherfliegenden Staubpartikeln befreit ist. Wie es sich im Weltraum so lebt, davon hat Samantha Cristoforetti während ihrer Zeit auf der Internationalen Raumstation ISS viel erzählt – vor allem auf der Social Media Plattform TikTok, wo mehr als 700.000 Menschen ihre Videos ansehen.

Dabei hatte die in Italien geborene Astronautin der Europäischen Weltraum Agentur ESA dort eigentlich andere Aufgaben. PASTA zum Beispiel. Bei dem Experiment, das in der langen Version „Particle Stabilised Emulsions and Foams“ heißt, untersuchte sie die Physik von Emulsionen, also zwei miteinander vermengter Flüssigkeiten, in der Schwerelosigkeit. Die Erkenntnisse daraus können auf der Erde die Herstellung von Lebensmitteln verbessern.

Erste Male auf der Raumstation

Cristoforetti untersuchte im Weltraum aber auch, wie sich Lärm auf das menschliche Gehör auswirkt oder sammelte Daten darüber, wie der Muskeltonus im menschlichen Körper erhalten werden kann. Vor allem sammelte sie aber erste Male auf der Raumstation: Am 22. Juli war sie außerhalb der ISS für Reparaturarbeiten im Einsatz. Weltraumspaziergang, nennt das die ESA auf ihrer Website. Cristoforetti war die erste Europäerin, die im All auf diese Art spazieren ging.

Ende September wurde sie außerdem Kommandantin auf der Raumstation und war damit auch die erste Europäerin in dieser Position. Was sie als Kommandantin so zu tun hatte? Die ESA schreibt, sie sei zuständig für die Leistung und das Wohlergehen der anderen Besatzungsmitglieder, für die Kommunikation mit den Teams auf der Erde und die Koordinierung der Besatzung in Notfällen.

Viele Videos in den sozialen Medien

Wie sie und die anderen üben, eine Kollegin oder einen Kollegen zu reanimieren, zeigt eines ihrer vielen Videos in den sozialen Medien. In der Schwerelosigkeit sei es nicht möglich, wie üblich das Körpergewicht zu nutzen, um bei der Herz-Rhythmus-Massage Druck auszuüben, heißt es in dem Video. „Denn wenn ich das mache, stoße ich mich nur weg“, sagt Cristoforetti, zeigt die für die Reanimation typische Handbewegung und schwebt dann sanft weg von der Kamera. Deswegen schnallen sich die Astronautinnen und Astronauten etwa mit Gürteln fest, oder stoßen sich kopfüber von der Decke mit den Füßen ab.

Auch Fragen von Erdlingen zum Alltag im Weltall beantwortet Cristoforetti in ihren Videos. Wie funktioniert das etwa mit der Menstruation im Weltraum? „Gar nicht viel anders als auf der Erde“, sagt die Astronautin. An Bord gebe es sämtliche Hygiene-Produkte. „Nur beim Urin muss man aufpassen“, sagt sie. Der wird auf der ISS nämlich gefiltert und dann als Trinkwasser verwendet. „Menstruationsblut muss zusätzlich rausgefiltert werden, deswegen entscheiden sich manche Astronautinnen auch, ihre Periode auszusetzen.“

Auf dem Raumschiff muss alles gut befestigt werden

Und wie schläft man im Weltall? Auf diese Frage antwortet die Astronautin ohne Worte und zeigt in dem Video zuerst, wie sie sich hinter einem Vorhang einen Schlafanzug anzieht und dann zu ihrer Schlafkapsel fliegt. Dort schlüpft sie in einen blau-weißen Weltraum-Schlafsack mit dem Logo der Nasa. Der hält sie für die Dauer der Schlafenszeit an Ort und Stelle, damit sie währenddessen nicht umher schwebt. Überhaupt muss alles an Bord des Raumschiffs irgendwie befestigt werden.

Denn vor der Schwerelosigkeit ist nichts sicher – vor allem nicht Cristoforettis mittellangen, schwarzen Haare, die stets in alle Richtungen abstehen. Für Tablets, Messinstrumente, Plastikbecher und Verpackungen gibt es überall im Raumschiff Klettverschlüsse. Manche Dinge werden auch mit Klebeband fixiert. Die Astronautinnen und Astronauten halten sich selbst die meiste Zeit mit den Füßen fest, so Cristoforetti.

In ihrem blauen Schlafsack hat die Astronautin nach einem Eintrag auf ihrer Twitter-Website am 13. Oktober zum letzten Mal geschlafen. Am nächsten Tag ging es für sie zurück zur Erde. „Wenn ich das nächste Mal schlafen gehe, wird es in einem Bett sein. Bittersüß.“, schreibt sie dazu.

Rundschau abonnieren