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„Zu dumm, deutsch und rechts“Was macht der Ex-Riverboat-Moderator Jörg Kachelmann heute?

3 min
17.12.2018, Sachsen, Leipzig: Jörg Kachelmann im Studio der Talkshow "Riverboat" des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Gemeinsam mit Kollegin Fisher moderiert Kachelmann "Riverboat" künftig wöchentlich, die erste gemeinsame Sendung wird am 04.01.2019 ausgestrahlt.

Jörg Kachelmann als Moderator der MDR-Talkshow Riverboat

Trotz Freispruchs zog sich Jörg Kachelmann vom Fernsehen zurück und gründete kachelmannwetter.com. Er polarisiert online gegen Klimaleugner und AfD-Wähler.

Vor 15 Jahren änderte sich das Leben des ehemaligen Riverboat-Moderatoren Jörg Kachelmann für immer. Trotz eines Freispruchs nach Vergewaltigungsvorwürfen wendete sich der Schweizer, zunächst nur temporär, vom Fernsehgeschäft ab und startete mit seiner eigenen Plattform im Internet neu. Doch auch abseits vom Wetter ist der 67-Jährige heute sehr aktiv. Im Netz streitet er sich regelmäßig leidenschaftlich mit Impfgegnern, Klimaleugnern, AfD-Wählern und Verfechtern der Homöopathie.

Am 20. März 2010 wurde Jörg Kachelmann bei seiner Rückkehr von den Olympischen Winterspielen im Kanadischen Vancouver am Frankfurter Flughafen verhaftet. Eine damalige Geliebte warf dem Moderator vor, sie in ihrer Wohnung in Schwetzingen (Baden-Württemberg) vergewaltigt zu haben – eine bewusste Falschbehauptung, wie sich später herausstellte.

Was folgte waren Monate voller tendenziöser Berichterstattung, in dessen Folge er „als Sau durchs Dorf getrieben“ wurde, wie er selbst es gegenüber dem Magazin „Panorama“ ausdrückte. Trotzdem folgte im Mai 2011 der Freispruch wegen Mangel an Beweisen. Seine Position bei Riverboat hatte er eigenen Angaben zufolge bereits zuvor aufgegeben.

Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn frei erfunden

Doch erst nach mehreren Prozessen – Kachelmann wurden unter anderem über 500.000 Euro Schmerzensgeld von der Bild-Zeitung zugesprochen – wurde der Moderator 2016 rechtlich vollkommen rehabilitiert: Ein Gericht stellte fest, dass seine ehemalige Geliebte die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn frei erfunden hatte.

Einen „Neuanfang“ wagte Kachelmann ab 2015 mit seiner Online-Plattform „kachelmannwetter.com“. Der detaillierte Wetterdienst, der Wettermodelle und Daten bereitstellt, hat sich auf Modellvergleiche und fundierte meteorologische Analysen spezialisiert. Auch Extremwetterlagen haben sich mit den Jahren zu seinem Spezialgebiet entwickelt.

Sogar in den Vereinigten Staaten ist einigen der Name Kachelmann bekannt. Denn mit der Seite „weather.us“ liefert der Schweizer aus Oklahoma heraus Informationen über Extremwettersituationen wie Tornados und Eisstürme im mittleren Westen. Und sogar bei Riverboat gab es ein Comeback. Von 2019 bis 2022 moderierte Kachelmann die Kult-Sendung unter anderem mit Kim Fisher.

Klimaleugner, Homöopathen und AfD-Wähler im Visier

In der Öffentlichkeit verbringt Jörg Kachelmann seine Zeit jedoch nicht nur damit, die Menschen über Wetterphänomene aufzuklären. In den sozialen Netzwerken diskutiert und streitet er sich über Themen wie Klimawandel, Kaminöfen, Homöopathie und andere, meist gesellschaftlich aufgeladene, Themen.

Mit provokanten Aussagen wie „Sie sind zu dumm, deutsch und rechts für diesen Dialog.“ oder „Die AfD ist die Partei der VerbrecherInnen und derjenigen, die welche werden wollen“ scheint sich Kachelmann nicht nur Freunde gemacht zu haben. Regelmäßig berichtet er von Anzeigen, Verfahren und Bußgeldern gegen seine digitalen Widersacher. Was manche der betreffenden Personen nicht erfreuen dürfte: Das Geld, das dem Moderator zugesprochen wird, landet laut eigener Aussage Kachelmanns stets bei antifaschistischen Organisationen.