Häusliche Gewalt ist laut aktuellen Zahlen ein zunehmendes Problem in Deutschland. Die neue Regierungskoalition hat Ideen, um das anzugehen. An ihrer Wirksamkeit haben Wohlfahrtsverbände aber Zweifel.
Zwei Drittel der Opfer FrauenDeutschlandweit Anstieg bei häuslicher Gewalt

Laut Recherche waren im vergangenen Jahr zwei Drittel der Opfer von häuslicher Gewalt Frauen.
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Die Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland haben laut einer Medienrecherche zuletzt zugenommen. So meldeten sich im vergangenen Jahr über 266.000 Opfer und damit etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr, wie eine Abfrage der „Welt am Sonntag“ bei den Landeskriminalämtern ergab. Es sei allerdings eine höhere Dunkelziffer zu erwarten, da sich viele Betroffene nicht trauten, Anzeige zu erstatten.
Unter häusliche Gewalt können Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt fallen, die zwischen Personen stattfinden, die in familiären oder partnerschaftlichen Verhältnissen zusammenleben. Dazu zählen Schläge ebenso wie Bedrohung, Nötigung, Vergewaltigung oder Zwangsheirat.
Demnach waren im vergangenen Jahr zwei Drittel der Opfer Frauen, als Täter wurden Partner, Ex-Partner und weitere Familienmitglieder erfasst. Die offiziellen Zahlen werden voraussichtlich im Lagebericht „Häusliche Gewalt“ des Bundeskriminalamtes im Sommer vorgestellt.
Sozialverbände fordern Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen
Die schwarz-rote Bundesregierung hat bereits in Aussicht gestellt, dass es eine bundeseinheitliche Regelung für elektronische Fußfesseln für Täter geben könnte. Einzelne Bundesländer wie Hessen und Sachsen setzen diese Technik bereits ein. Der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Günter Krings (CDU), sagte der „Welt am Sonntag“: „Das Bundesjustizministerium muss kurzfristig einen praktikablen Entwurf vorlegen.“
Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas sehen den Einsatz von elektronischen Fußfesseln hingegen kritisch. Im Einzelfall könnten sie zwar als ergänzende Maßnahme wirksam sein, allerdings wirkten sie erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, sagte die Sozialvorständin der Diakonie, Elke Ronneberger, der Zeitung. Erforderlich sei vielmehr ein Ausbau des Hilfesystems von Frauenhäusern und Beratungsstellen. Ähnlich äußerte sich auch Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa: „Es braucht neben Frauenhäusern und Beratungsstellen vor allem einen gesellschaftlichen Konsens, dass Gewalt in Paarbeziehungen kein Kavaliersdelikt ist.“ (kna)