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Donnerwetter!
Das ist nur ein Wintermezzo – Neues vom Wettermann aus Lindlar

2 min
Oliver Baldsiefen.

Unser Wetterfrosch Oliver Baldsiefen.

Die derzeitige Kälte liegt am langgezogenen Polarwirbel. Für einen dauerhaften Winter in Oberberg braucht es aber noch andere Bedingungen.

Liebe Wettergemeinde! Da ist er also, der in den Modellen berechnete November-Frühwinter und die ersten Flocken hat es ja auch schon gegeben. Das ist aber durchaus nichts Ungewöhnliches und im November auch ganz normal. Aber wir sind die frühen Flocken einfach aufgrund der milden Winter der vergangenen Jahre nicht mehr gewohnt. Ist das denn nun wirklich der Beginn des Jahrhundertwinters oder ist es vielleicht nur eine kalte Phase?

Die Wetterkarten sind in diesem Jahr recht spannend anzuschauen, denn unser bereits in den vergangenen Kolumnen angesprochener Polarwirbel liegt dieses Jahr etwas östlicher als in den vergangenen Jahren und zieht sich ein wenig nach Süden in die Länge. Warum ist das so wichtig? Der Polarwirbel ist quasi ein großes steuerndes Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre und beeinflusst unser Wetter, welches ja in der Troposphäre (also in den deutlich tiefere Schichten) stattfindet. Was uns derzeit erreicht, ist ein erster Schwall polarer Kaltluft in großer Höhe, welcher sich dann abgeschwächt nach und nach in die tieferen Luftschichten durchsetzt.

Noch nichts Nachhaltiges

Damit bei uns der Winter einkehrt, wäre eine nördliche Strömung nötig, die dann auch die Kaltluft zu uns befördern würde. Derzeit ist es allerdings so, dass noch einige Tiefs um uns herumeiern und die Strömung mal auf nördliche Richtungen mit kalter Luft, aber auch mal auf südliche Richtungen mit milderer Luft dreht. Das bedeutet: Das derzeitige „Wintermezzo“ ist noch nichts Nachhaltiges – sondern eben nur ein Zwischenspiel.

Spannend wird es allerdings, wenn der Polarwirbel auseinanderbricht und sich zwischen den Kaltluftkörpern Hochdruck aufbauen kann. Das ist aber noch nicht der Fall. Keine Sorge: Der Polarwirbel bricht nicht einfach so mal auseinander, denn dafür bedarf es mehrere Parameter. Unter anderem haben Sie bestimmt schon mal etwas von einem sogenannten „Major-Warming“ gehört. Hiervon spricht man, wenn in der Stratosphäre eine plötzliche Erwärmung auftritt und die Zirkulation des Polarwirbels gestört ist. Dann kann (muss aber nicht) es vorkommen, dass die Strömung auf östliche Richtungen dreht und wir die kalte Luft vom osteuropäischen Kontinent abbekommen. Das ist aber nur alle paar Jahre mal der Fall.

Dieses Jahr scheint zumindest in Richtung „Winter“ mal ein bisschen was möglich zu sein, und vielleicht wird der Dezember ja zur Abwechslung wirklich mal kalt? Wer weiß das schon. Aber sind wir mal ehrlich: Für den Besuch der Weihnachtsmärkte sind die tiefen Temperaturen doch viel schöner als die T-Shirt-tauglichen Temperaturen der vergangenen Jahre.