Unmittelbar vor dem weithin sichtbaren Hochkreuz im Ehrenhain des Wipperfürther Westfriedhofs befindet sich ein imposantes Monument des bekannten Bildhauers Will Hanebal.
Den Lebenden zur MahnungÜber das eindrucksvolle Relief auf dem Wipperfürther Westfriedhof

Ruhig und verhalten liegen die Seinfiguren ganz eng nebeneinander:
Copyright: Siegbert Dierke
Aus einem neun Tonnen schweren Muschelkalkstein hat der 1905 in Steinheim bei Höxter geborene Künstler Will Hanebal in seinen Düsseldorfer Atelier im Laufe des Jahres 1962 eine 2,40 x 1,50 große Reliefdarstellung einer vierteiligen Figurengruppe herausgearbeitet, auf dessen Umrandung man die Worte lesen kann: „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“. Ruhig und verhalten liegen hier (von links nach rechts betrachtet) ganz eng nebeneinander: ein Greis mit hochgezogenen Schultern, ein Soldat in Uniform, dessen rechte Hand das Herz bedeckt, und eine Mutter mit einem kleinen Kind im Arm.
Die Köpfe, Hände und Füße der überlebensgroßen Personen hat Hanebal in der für ihn typischen, kantigen Form feingliedrig aus dem Stein gemeißelt. Man kennt diese expressionistische Formensprache vor allem von Ernst Barlach. Das erste Atelier des Bildhauers in Oberkassel wurde nach dem Krieg von Joseph Beuys übernommen. Will Hanebal, der zwischen 1937 und 1943 mehrfach mit seinen Arbeiten an der großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Kunst in München beteiligt war, hat sich nach dem Krieg mit Mahnmalen am Niederrhein und im Westfälischen einen Namen gemacht; zum Beispiel mit dem markanten Portrait des mutigen Münsteraner Kardinals Graf von Galen aus dem Jahr 1959.
Für alle die Menschen, die durch die Kriegsereignisse der beiden Weltkriege ihr Leben ließen
Und wie man am Kopfende des Vier-Figuren-Reliefs von Hanebal lesen kann, wurde das Ehrenmal von der Kyffhäuser-Kameradschaft Wipperfürth bei ihm in Auftrag gegeben. Anlässlich ihres 120-jährigen Bestehens hatte die Kameradschaft ganz bewusst kein Kriegerdenkmal bei dem renommierten Düsseldorfer Bildhauer bestellt, sondern einen Gedenkstein, mit dem sowohl die Gefallenen der Stadt, die in fremder Erde ruhen, als auch alle die Menschen, die durch die Kriegsereignisse der beiden Weltkriege in der Heimat ihr Leben ließen, geehrt werden sollen.
Ein aufrecht stehendes Denkmal kam für Hanebal in Wipperfürth nicht in Frage, weil das rund 14 Meter große Halbrund durch das große, rund 10 Meter hohe Kreuz dominiert wird. Wie alle seine Großplastiken hat er das Ehrenmal so gestaltet, dass es mit dem Freiraum des Ehrenhains eine harmonische Einheit bildet. Bevor sich der Künstler mit Hammer und Meißel an die Bildhauerarbeiten seines Gruppenreliefs im Muschelkalkstein machte, fertigte er nach seiner Gipsskizze ein Tonmodell in halber Größe an, an dem er seine plastischen Vorstellungen im Detail genau ausarbeiten konnte.
Feierliche Einweihung des Wipperfürther Ehrenmals am 6. Oktober 1962
Es ist dem großen Engagement der Kyffhäuser-Kameradschaft und den spendenbereiten Bürgern und Bürgerinnen der Stadt zu verdanken, dass Wipperfürth dieses beeindruckende Ehrenmal besitzt. Anlässlich der feierlichen Einweihung des Wipperfürther Ehrenmals am 6. Oktober 1962 bewegte sich unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ein großer Festzug mit Vertretern verschiedener Vereine bis zum Westfriedhof. Musikalisch wurde der Festakt vom Bundeswehrmusikzug begleitet.
Schon vor vier Jahren hat die BLZ in einem Artikel darauf hingewiesen, dass Ehrenmal und Ehrenhain am Westfriedhof „reichlich heruntergekom-men“ sind: Bei zwei Figuren der Hanebal-Plastik wurden ganz offensichtlich die Nasen abgeschlagen. Die Gesichter lassen sich aber zum Glück wieder mit überschaubaren Kosten restaurieren. An dem Zustand hat sich seitdem nichts geändert. Wir wissen aus den Ereignissen der letzten Monate nur allzu gut, wie wichtig es ist, auch in Zukunft die „Menschheit zu mahnen, dass es nie wieder zu einem Völkermord komme“.
Restaurierung des Hanebal-Reliefs wäre wünschenswert
Mit diesen Worten leitete vor sechzig Jahren der Festredner die Enthüllung des Ehrenmals ein. Sie haben auch heute noch Gültigkeit. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die Stadt einen größeren Geldbetrag im Haushalt zur Restaurierung des Hanebal-Reliefs und seiner Einfassung zur Verfügung stellt. Wünschenswert ist es natürlich auch, die 13 entfernten Bodenplatten hinter dem Ehrenmal wieder zu ersetzen und die Inschriften auf den rund 40 Gedenktafeln, die vor der Bruchsteinwand liegen, die den Ehrenhain nach hinten hin begrenzt, wieder lesbar zu machen.
Vielleicht könnte man auch noch eine Bank vor das Mahnmal stellen, die zum längeren Verweilen der Gedenkstätte einlädt, und eine würdig gestaltete Abstellfläche für Grabkerzen schaffen. Ein Anfang ist gemacht: Links und rechts des Ehrenmals blühten den ganzen Sommer lang rote und weiße Begonien.