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Die Paten der KüheNachfrage nach Kalb-Patenschaften ist gestiegen

Lesezeit 3 Minuten

Die Kuhpatinnen Patrizia Hirsch und Alexandra Klein (v.l.) freuen sich über das Bullenkalb „Carlos“.

Lindlar – Bullenkalb „Cornelius“ gehört beim Treffen der Kuhpaten auf dem Breuner Hof eindeutig zu den beliebtesten Fotomotiven. Mit unerschütterlicher Geduld bringt sich das viermonatige Fleckvieh immer wieder vor den Objektiven der Tierfreunde aus ganz Nordrhein-Westfalen in Position.

Vor sieben Jahren hat Landwirtin Petra Burgmer das Patenschafts-Modell ins Leben gerufen. Ihre Idee, den Werdegang einer Milchkuh auf dem Demeter-Hof von Geburt an zu begleiten, fand seither mehr als 100 Anhänger, die sich zweimal im Jahr direkt vor Ort vom Wohlbefinden ihrer Schützlinge überzeugen.

In Gruppen geht es für die Gäste auf verschiedene Weiden. Nahe Unterfeld stolziert „Arabella“ über das Grün. Zum vergangenen Weihnachtsfest hat Julian Höth aus Mainz seine Freundin Andrea zur Patin gemacht. Damals war „Arabella“ gerade geboren und wagte ihre ersten Gehversuche, später kam sie in die Jungtiergruppe, eine Art Kindergarten für die Vierbeiner. „Das war ein tolles Geschenk – meine Großeltern waren Selbstversorger, das weckt Erinnerungen an meine Kindheit“, strahlt die Bielefelderin.

Viel Unterstützung

In diesem Jahr sei die Nachfrage nach Patenschaften noch einmal stark gestiegen, berichtet Petra Burgmer, die den Grund dafür nicht zuletzt in den Berichten über die Zustände in NRW-Schlachthöfen aus dem Frühjahr vermutet. „Gerade junge Menschen fragen inzwischen ganz genau nach: Wo kommt mein Fleisch her? Wie ist das Tier aufgewachsen, wie hat es gelebt, wie sah sein Alltag aus?“

Menschliche Unterstützung erhalten aber nicht nur die aktuellen oder künftigen Milchkühe – einige Paten haben sich ganz bewusst für einen Vierbeiner entschieden, der dem Hof betriebswirtschaftlich gesehen eigentlich nur auf der Tasche liegen würde.

Trotz Kosten für die Patenschaft

Um die 2000 Euro pro Jahr koste den Hof zum Beispiel eine Kuh, die in den Ruhestand geschickt wurde, oder ein junger Bulle, der naturgemäß keine Milchleistung besitzt, rechnen Inhaber Hardy Burgmer und sein Hofnachfolger Christian Althoff vor.

„Und trotzdem haben gerade die Ruheständler unseren Dank verdient, denn sie haben uns Menschen große Mengen an Milchprodukten geschenkt“, betont Sabine Brocks. Die Düsseldorferin besitzt neben der Patenschafts-Urkunde über Kälbchen „Birgit“ auch die über „Mama Toff“, mit fast 16 Jahren die älteste Kuh im Stall.

„Eine Landwirtschaft, die das Tier als Freund ansieht und ihm ein gleichrangiges Leben ermöglicht, sollte noch viel stärker gefördert werden“, sagt Brocks. Regelmäßig erhalten sie und die übrigen Paten Fotos und Informationen über ihre Schützlinge vom Breuner Hof.

Nach Kaffee und Kuchen folgen die Paten den Landwirten noch auf die Wiese, um die große Herde in den Melkstand zu holen. Mancher greift dann sogar noch zur Heugabel, um sein vierbeiniges Patenkind mit Futter zu versorgen.