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Schon fünf Tote im Jahr 2019Die Ursachen für die Motorradunfälle in Oberberg

Lesezeit 3 Minuten
Unfall Wipperfürth dpa 290619

Ein 34-Jähriger stirbt nach dem Überholen in einer Rechts­kurve auf der L284 in Leiersmühle Anfang April.

  1. 2019 gab es in Oberberg bereits mehr Verkehrstote als in den fünf Jahren zuvor.
  2. Die Polizei geht auf Ursachenforschung und appelliert an die Motorradfahrer.
  3. Dabei machen die Ermittler vor allem eine Ursache aus.

Oberberg – Das Jahr ist gerade einmal sechs Monate alt, die Motorradsaison beginnt erst richtig, da sind im Oberbergischen bereits fünf Motorradfahrer bei Unfällen ums Leben gekommen. Das sind mehr als in den letzten fünf Jahren zusammen. Und auch fünf weitere Verkehrsteilnehmer kamen bei Unfällen ums Leben, so dass schon zehn Tote zu beklagen sind. Dazu kamen 88 Unfälle mit Schwerverletzten, davon 15 Motorradfahrer.

Das stecke auch ihm in den Kleidern, sagt der Erste Polizeihauptkommissar Joachim Höller, Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde, im Gespräch auf der Suche nach möglichen Erklärungen. Der Eindruck, dass die Zahl der Unfälle zugenommen hat, täuscht, sagt Höller. Die Zahl der Gesamtunfälle im ersten Halbjahr sei sogar leicht rückläufig.

Waren es im vorigen Jahr 3522 so sind es 2019 bislang 3504 Unfälle, eigentlich ganz normal und nicht auffällig. Doch deutlich zugenommen hat die Zahl der Unfälle mit tödlichem Ausgang und Schwerverletzten, sowohl bei den Motorradfahrern wie auch bei den Autofahrern und Fußgängern. Und das bedeute Leid. Rund 100 Personen seien direkt oder indirekt durch den Unfalltod eines Menschen betroffen, macht der Verkehrsexperte deutlich.

Wetter nicht verantwortlich für Unfallhäufung in Oberberg

„Wir müssen etwas tun und mit unserer Botschaft ran an die Menschen, ob Motorrad- oder Autofahrer“, so Höller. Doch die allermeisten der verunglückten Motorradfahrer stammen nicht aus dem Oberbergischen, auch wenn sie meist im Nordkreis verunglückten ( 20 von 35 Zweiradunfällen in diesem Jahr ereigneten sich in Wipperfürth, Lindlar, Hückeswagen oder Radevormwald), sondern aus dem Ruhrgebiet und sind somit außerhalb der Reichweite von Maßnahmen der Oberbergischen Polizei.

Doch wie lässt sich dieser deutliche Anstieg erklären, der nicht nur in Oberberg, sondern auch in anderen ländlichen Regionen mit attraktiven Motorradstrecken zu beobachten sei? Am Wetter liege es nicht, denn es unterscheide sich nicht wesentlich vom Vorjahr und auch der Zustand der Straßen, der ohnehin nur für einen geringen Teil der Unfälle mitverantwortlich sei, habe sich kaum nennenswert geändert.

Es seien auch nicht viel mehr Motorradfahrer unterwegs. Nein, einen roten Faden gebe es nicht, auch keine Erklärungen. Irgendwie würden in diesem Jahr alle Unfallklischees bedient. Da fehle eigentlich nur, was der Himmel verhüte möge, ein tödlicher Fahrradunfall, meint Höller fast sarkastisch und die Betroffenheit ist deutlich spürbar.

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Aber es gebe Gründe, auch wenn es oft Zufall sei, ob jemand bei einem Unfall nur leicht oder tödlich verletzt werde. Deutlich zu hohes Tempo, nicht nur zehn km/h, sondern 40, 50 oder 100 km/h zu schnell, stellen die Polizisten bei ihren Kontrollen fest. Dazu komme, dass manche Fahrer ihrer Fähigkeiten falsch einschätzten und auch die jeweilige Verkehrssituation nicht richtig bewerten würden. Leichtsinn sei ebenfalls häufiger zu beobachten und zunehmend spiele auch die Ablenkung eine Rolle. Und am Limit entscheide der Zufall, betont Pressesprecherin Monika Treutler.

Unfallanalyse lässt zu Wünschen übrig

Alle Unfälle würden analysiert, doch gerade bei den tödlichen Unfällen nicht so intensiv, wie sich das die Fachleute wünschen würden. Insbesondere wenn es um das Thema Ablenkung geht. Hat der Fahrer sein Handy bedient, telefoniert oder das Navigationsgerät programmiert? Das werde nur selten ausgewertet. Und die zunehmende Ablenkung während der Fahrt macht der Polizei ebenso sorgen wie die gesellschaftliche Entwicklung, dass immer weniger Regeln beachtet werden und auch die Aggressivität gegenüber den Beamten zunimmt.

Das Konzept der Polizei zur Verhinderung von Unfällen sei gut. Selbst mit mehr Personal, das natürlich gerne gesehen sei, ließen sich nicht alle Unfälle verhindern, betont Höller. Er verweist auf gemeinsame Aktionen des Netzwerks Kradfahrer mit den Nachbarkreisen. Auch die Kradstaffel wurde zurück nach Wipperfürth verlegt, damit sie wieder näher an den unfallträchtigen Strecken ist. Die unfallträchtigen Straßen seien analysiert wurden und es gebe immer wieder Schwerpunktkontrollen.