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Lyrik im VorbeigehenWipperfürther schmückt Schaufenster mit Kurzgedichten

Lesezeit 2 Minuten
Michael Wittschier schreibt ein Haiku ans Schaufenster der Bergischen Buchhandlung

Michael Wittschier schreibt Gedichte an Schaufenster der Bergischen Buchhandlung, Chefin Martina Halbach gefällt's.

Ein ehemaliger Lehrer schreibt Gedichte an Schaufenster und verschönert so den Spaziergang durch die Wipperfürther Innenstadt.

Kurze dreizeilige Gedichte in weißer Schrift finden sich seit einigen Tagen auf einigen Schaufenstern in der Wipperfürther Innenstadt. Und jetzt sind noch zwei weitere hinzugekommen.

Bei den Gedichten handelt es sich um sogenannte Haikus, eine lyrische Form, die aus Japan stammt. „Sie ist drei Zeilen lang, nach der zweiten gibt es einen Gedankenstrich und in der dritte Zeilen eine Wendung“, erläutert Michael Wittschier, der die Gedichte an die Schaufenster schreibt.

Natürlich in Absprache mit den Inhabern und wer Interesse hat, könne gerne Kontakt mit ihm aufnehmen. Er habe noch zahlreiche weitere Haikus, zudem mache ihm diese Gedichtform besonderen Spaß, sagt der ehemalige Lehrer des EvB-Gymnasiums, der bereits einige Büchlein mit Haikus herausgegeben hat.

Wittschiers Haikus entstehen bei seinen Wanderungen

Die Gedichte entstehen alle bei Wanderungen rund um die Neye, erzählt Wittschier, der sich sehr intensiv mit dieser aphorismenähnlichen Form beschäftigt hat. Haikus bestehen aus 17 Silben, man kann sie mit einem Atemzug sprechen. Sie müssen einen Naturbezug haben, sehr konkret und gegenwärtig sein. Hinter dem Gedankenstrich sollte etwas Übergeordnetes, etwas Allgemeines folgen, das eine philosophische Note hat, erläutert der Künstler.

Auf die Idee zur Schaufenster-Poesie kam er durch einen Bericht über einen befreundeten Schriftsteller in Lüdinghausen. „Der schöne Gesang/ von Blaumeise und Buchfink - /klingt schon nach Frühling“, lautet das Haiku, das jetzt am Schaufenster der Bergischen-Buchhandlung von Martina Halbach am Marktplatz prangt. Gegenüber, an der Stadtbücherei, geschrieben mit dem gleichen weißen Acrylstift, steht: „Ein Blatt landet sanft/ auf der geöffneten Hand – / eine Waldbotschaft“.

Wittschier möchte Innenstadt verschönern und Fußgängern besondere Momente bescheren

Passanten bleiben stehen und lesen, und Wittschier wird gefragt, was das sei. Die Lyrik im Vorbeigehen kommt gut an. Er wolle die Kunst zu den Menschen bringen, sagt der Künstler, dem es ein Anliegen ist, Wipperfürth zu verschönern. „Schönes bringt Schönes hervor“, dieser Satz, der Friedensreich Hundertwassers zugeordnet wird, sei Motto und Antrieb.

Die Schaufensterpoesie ist vergänglich, die Acrylfarbe lässt sich entfernen, aber er könne die Haikus auf Wunsch auch neu schreiben, sollten sie zu früh abgewaschen sein. Zumindest für den Monat April will Wittschier mit seinen Haikus für kleine besondere Momente in der Innenstadt sorgen.