Interview

Chef zur Rekordbilanz
„Wir haben das höchste Ergebnis erzielt, das die Kreissparkasse Köln je erreicht hat“

Lesezeit 5 Minuten
Alexander Wüerst, Vorstandschef der Kreissparkasse Köln, in der Schalterhalle der Zentrale des Instituts in Köln.

Alexander Wüerst, Vorstandschef der Kreissparkasse Köln, in der Schalterhalle der Zentrale des Instituts in Köln.

Nach einem Rekordjahr für das Institut blick Alexander Wüerst, Chef der Kreissparkasse Köln, nach vorn.

Sind Sie mit dem Ergebnis für 2023 zufrieden?

Das war ein außergewöhnliches Ergebnis mit vielen, vielen Sonderfaktoren. Wie das im Leben manchmal ist: Wenn es läuft, dann läuft es. Wir haben das höchste Ergebnis erzielt, das die Kreissparkasse Köln je erreicht hat. Natürlich freue ich mich darüber, weil wir damit unsere Situation weiter stärken können. Wir sind voll investitionsfähig, wir sind als Arbeitgeber attraktiv, was extrem wichtig ist, und wir sind gewappnet, falls Risiken eintreten.

Welche Risiken befürchten Sie?

Wir leben in unsicheren Zeiten. Im Kreditgeschäft haben wir erste Wertberichtigungen. Und ich glaube, dass der Kreditbewertungsbedarf in diesem Jahr noch zunehmen wird. Es gibt Unternehmen, die sehr von der guten Konjunktur der letzten Jahre profitiert haben. Unternehmen sind auch durch Corona-Hilfen gestützt oder gerettet worden. Jetzt wird die Konjunktur schwächer und Coronahilfen laufen aus oder müssen sogar zurückgezahlt werden. Zum einen belasten die Unternehmen die extrem hohen Energiekosten. Hauptproblem ist aber das Momentum, also die Stimmung. Die Investitionstätigkeit ist gering und die Bürokratie belastet. Das trifft auch uns. Es gibt jetzt eine neue Verordnung für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Regulatorik dafür hat 242 Seiten. Dabei stehen wir voll hinter dem Ziel, möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Wir haben allerdings unglaublich viel Aufwand mit den Daten, die wir als Bank von unseren Kunden erheben müssen, um Kreditrisiken auch unter ESG-Gesichtspunkten zu bewerten. Diese Daten haben die meisten Unternehmen überhaupt nicht. So soll zwar die nötige Transformation der Wirtschaft vorangetrieben werden. Die Regulatorik hemmt aber eher. Der Staat sollte eher den Umbau fördern, Investitionen und Innovationen erleichtern und entsprechende Programme auflegen.

Hohe Energiekosten und Unsicherheit spüren auch die Konsumenten. Fürchten Sie bei denen Kreditausfälle?

Nein. Die klassische Privatinsolvenz entsteht durch Arbeitslosigkeit und familiäre Trennungssituationen. Die Arbeitsmarktsituation ist derzeit günstig. Die Leute haben in den letzten Jahren auch deutliche Gehaltssteigerungen erlebt.

Wie schätzen das aktuelle Wettbewerbsumfeld ein?

Hart. Das Wettbewerbsumfeld ist neu definiert. In den letzten Jahren, in denen es keinen Zins gab,  konnten sich die Banken vor Einlagen kaum retten. Entsprechend wurden die Liquiditätsbestände hochgefahren. Jetzt geben die Menschen mehr Geld aus, auch weil sie es müssen. Für die Banken nimmt so der Wettbewerb um die Refinanzierung zu. Wenn das Kreditgeschäft wieder anzieht  - und im Januar und im Februar haben wir erste Hinweise darauf - wird natürlich auch der Wettbewerb um die Einlage zunehmen.

Wer sind Ihre Hauptwettbewerber? Filialbanken oder Direktbanken?

Man kann das nicht pauschal sagen. Natürlich sind die Direktbanken Wettbewerber, weil insbesondere junge Menschen sehr Digital-affin sind und etwa 2 oder 3 Bankverbindungen haben. Es ist auch einfach ein Lockangebot einer Direktbank zum Tagesgeld zu nutzen, die für eine gewisse Zeit einen attraktiven Zins macht. Wir raten den Kunden, sich das jedoch genau zu überlegen. Zinsen von etwa drei Prozent können sie sich alternativ für zwei oder drei Jahre sichern. Wenn die Zinsen wie viele erwarten in diesem Jahr auch wieder zurückgehen, dann sind sie natürlich mit einem Tagesgeld schlechter bedient. Hier kann der Zins schnell wieder sinken.

Spüren Sie, dass Wettbewerber stärker ins Filialnetz eingreifen als die Kreissparkasse?

Ja, also uns spielt das ein bisschen in die Karten. Dabei haben auch wir unser Filialnetz ausgedünnt, sind aber noch extrem präsent in der Fläche. Wir haben in jeder unserer 45 Gemeinden mindestens eine Filiale. Wir haben noch gut 90 Fialen, nachdem wir in diesem Jahr Kleinfilialen schließen. In den nächsten fünf Jahren wird es auch keine weiteren Einschnitte geben. Vielmehr investieren wir weiter in das Filialnetz. Unsere großen Filialen sind jetzt schon modern und sehr gut ausgestattet und einfach schön. Trotz KI und Digitaltechnik, in die wir auch investieren, wollen die Kundinnen und Kunden auch, dass man sich vor Ort um sie kümmert - spätestens, wenn es um eine Anlageberatung oder allerspätestens, wenn es um eine Baufinanzierung geht. Der Wettbewerb wird zunehmen, aber ich glaube, wir sind da ganz gut präpariert.

Gibt es weitere Fusionen in Ihrem Gebiet?

Es stehen keine konkreten Fusionen an. Wenn aber eine Sparkasse in unserem Trägergebiet mit uns sprechen möchte, werden wir den Gesprächsfaden gerne aufnehmen. Hier hat sich unsere Strategie nicht verändert.

Sie bauen Ihren Vorstand um. Bereiten sich die Kreissparkasse Köln auf die Zeit nach dem Vorstandschef Wüerst vor?

Wir haben schon eine ganze Menge Veränderungen gehabt, so dass der Vorstand auch in den nächsten Jahren gut aufgestellt ist. Und wir haben weitere Veränderungen. Christian Bonnen geht im Sommer in Ruhestand. Er hat das dankenswerterweise auch getan, damit wir junge Kollegen in den Vorstand holen können. So wird Marco Steinbach ordentliches Vorstandsmitglied und Stephan Moos stellvertretendes Vorstandsmitglied und Rita Markus-Schmitz wird Generalbevollmächtigte. Als neuer Kollege kommt im April Thomas Pennartz, derzeit Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands. Ich werde in ein paar Tagen 63 Jahre alt und bin bald schon 20 Jahre Vorstandsvorsitzender. Jedenfalls sind auch für meine Nachfolge alle Weichen gestellt. Die finale Entscheidung hierüber trifft jedoch der Verwaltungsrat im Laufe des Jahres 2025.

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