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Bewerbung schreibenTipps für das perfekte Anschreiben

Lesezeit 4 Minuten
Personaler lesen in der Regel zuerst das Anschreiben - deshalb sollten Bewerber sich dafür viel Zeit nehmen.

Personaler lesen in der Regel zuerst das Anschreiben - deshalb sollten Bewerber sich dafür viel Zeit nehmen.

Köln – Im Anschreiben müssen Bewerber glaubwürdig auf ihre eigenen Interessen eingehen - aber auch auf die des potenziellen Arbeitgebers. Wie schafft man es, auf nur einer Seite von sich zu überzeugen? Wir haben die wichtigsten Tipps gesammelt:

Wie lang darf das Anschreiben höchstens sein?

In Bewerbungen sollte das Anschreiben nicht länger als eine Seite sein. „Zwei oder mehr Seiten schrecken Personaler ab“, warnt die Karriereberaterin Heike Rebel aus Berlin. Die Zeit von Entscheidern sei zu knapp, um längere Anschreiben zu sichten. Außerdem entstehe schnell der Eindruck, der Jobsuchende arbeite so, wie er den Einstiegstext seiner Bewerbungsunterlagen formuliert: Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, schweift er ab und formuliert wenig auf den Punkt.

Bewerber sollten ihr Gegenüber nicht mit unwichtigen Informationen etwa aus dem Lebenslauf aufhalten. Wichtig sei vor allem deutlich zu machen, warum sie sich beim Unternehmen bewerben.

Wie lautet die korrekte Anrede?

Die Anrede in den Bewerbungsunterlagen sollten Jobanwärter immer klassisch halten. Das Anschreiben beginne am besten mit den Worten „Sehr geehrter Herr“ oder „Sehr geehrte Frau“, sagt Bewerbungsexpertin Sabine Neumaier aus Berlin. Anreden wie „Lieber Herr“ oder „Guten Tag“ seien unangebracht. Der Ton sei zu locker und daher unangemessen. Das gelte übrigens unabhängig von der Branche.

Wie baue ich das Anschreiben auf?

Üblicherweise ist ein Bewerbungsanschreiben so aufgebaut:

Einstieg

Grund, Motivation für die Arbeitssuche bzw. den Stellenwechsel

Fachliche Qualifikation

Berufliche Erfolge

Sozialkompetenz/Soft Skills

Führungserfahrung -

Gehaltsvorstellung -

Möglicher Arbeitsbeginn/Eintrittstermin

Schlusssatz -

Auf welche Floskeln sollte ich verzichten?

Der Bewerber sollte das Stellenprofil gut kennen und gucken, in welchen eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten sich die Erwartungen widerspiegeln. Diese muss er im Anschreiben herausstellen. Grundsätzlich gilt: Ein wenig aufpolieren ist erlaubt, aber nicht übertreiben und immer bei der Wahrheit bleiben. Vor allem sollte das Anschreiben keine Nacherzählung des Lebenslaufes sein. Auf Floskeln wie „mit großer Begeisterung habe ich von der Stelle erfahren“ oder „in mir finden Sie eine flexible und motivierte Mitarbeiterin“ kann man verzichten!

Aufschlussreicher ist es, von konkreten Aufgaben oder Projekten zu erfahren, die der Bewerber bisher bewältigt hat. „Beschreiben Sie praktische Beispiele aus der Vergangenheit, in denen bestimmte Eigenschaften sichtbar werden“, rät Karriereberaterin Sabine Kanzler aus Ingelheim am Rhein. Hinterlassen Sie also keine Schleimspur, aber erwähnen Sie in einem Nebensatz, warum Sie gerade in dieses Unternehmen wollen.

Auch keine gute Idee: Statt sich selbst zu überlegen, was Bewerber an einer Stelle interessiert, einfach die Formulierungen der Stellenanzeige ins Anschreiben zu kopieren. Jeder Vierte sortiert solche Bewerbungen sofort aus, zeigt eine Umfrage unter Personalern des Marktforschungsinstituts Harris Interactive.

Auf der nächste Seite lesen Sie, welche Gründe für Jobsuche und Stellenwechsel Sie angeben sollten.

Welche Gründe für Jobsuche und Stellenwechsel nenne ich?

Wichtig ist, dass Ihre Bewerbung für den neuen Arbeitgeber nicht wie eine Notlösung wirkt. Nennen Sie im Anschreiben am besten Gründe, die für beide Seiten nützlich sind: Wenn Ihnen in der jetzigen Position langweilig ist, drücken Sie aus, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen und dazulernen möchten. Wenn Sie in einem angeseheneren Unternehmen arbeiten wollen oder mehr Gehalt wünschen, bekennen Sie sich dazu – und schreiben, dass Sie bereit sind, auch mehr dafür zu leisten.

Wenn Sie eine bestimmte Karriere verfolgen, dürfen Sie das selbstbewusst kundtun: Und Sie sollten Ihre Gewissheit darüber äußern, dass diese Zielstrebigkeit prima mit den Perspektiven beim neuen Arbeitgeber harmoniert. Gleiches gilt, wenn Sie besondere Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, die schon viel zu lange brachliegen und die Sie reaktivieren und ausbauen wollen.

Online-Bewerbung: In den Anhang oder die E-Mail?

Viele sind unsicher, wo bei einer elektronischen Bewerbung das Anschreiben hingehört. „Ich rate, es in den Anhang zu machen“, sagt Karriereberater Hesse. Viele Personaler ließen sich Bewerbungen ausdrucken - kopieren Jobsuchende das Anschreiben in das E-Mail-Fenster, wird es beim Ausdruck schnell vergessen. Stattdessen schreiben Bewerber im E-Mail-Fenster am besten nur ein oder zwei Zeilen, in denen sie auf die Unterlagen im Anhang verweisen.

Wie gehe ich bei einer Initiativbewerbung vor?

Eine Initiativbewerbung sollten Jobsuchende nie unangekündigt an den Wunsch-Betrieb schicken. So ein Vorgehen führt selten zum Erfolg, sagt der Job-Coach Dieter Schmich. Besser erkundigt man sich bei der Personalabteilung, ob eine Initiativbewerbung derzeit sinnvoll und erwünscht ist. Bekommen Jobsuchende eine positive Antwort, können sie sich im Anschreiben auf das Gespräch beziehen. Außerdem finden sie so den richtigen Adressaten für ihre Bewerbung heraus, erläutert der Coach.

Wie gebe ich meine Gehaltsvorstellung an?

Bewerber sollten ihre Vorstellungen vom Gehalt immer brutto angeben, sagt die Gehaltsexpertin Heike Friedrichsen aus Hamburg. Denn was netto übrig bleibt, kann bei jedem Arbeitnehmer anders sein und hängt von Faktoren wie der Steuerklasse oder Kirchenzugehörigkeit ab. Gibt man sein Vorstellung im Bewerbungsschreiben an, gehören sie idealerweise an das Ende des Anschreibens.

Wichtig ist eine realistische Gehaltsvorstellung. Recherchieren können Bewerber marktübliche Gehälter etwa beim Statistischen Bundesamt. Bei einem Wechsel könne man in der Regel mehr als den bisherigen Lohn verlangen, so die Expertin.

Tipp für Frauen

Im Schluss des Anschreibens kann eine Frau noch hinzufügen, dass sie sehr gute Betreuungsmöglichkeiten für ihr Kind gefunden hat. Viele meinten, sie müssten sich für ihre Auszeit rechtfertigen oder betonen, wie gut sie dank ihres Kindes inzwischen organisiert seien. Laut Karriereexpertin Claudia Nöllke ist das ein Fehler: „Man sollte da nicht mit Privatem kommen.“ (gs)

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